Autor Umberto Eco
Titel Der Name der Rose
Verlag Süddeutsche Bibliothek
Erscheinungsjahr 1980
Bewertung ****1/2



Natürlich ist dieser Roman ein Fest für die Sinne, zumal für einen Historiker. So geistreich, spannend und filigran konstruiert wird selten über Sprache, Wissenschaft, Erkenntnis und natürlich Religion geschrieben, wie es Tausendsassa Umberto Eco hier tut. Auf diesen gut 650 Seiten findet sich so viel Weisheit, dass sie kaum zu fassen ist, nicht einmal mit vier- und fünfmaligem Lesen. Man glaubt dem Autor, dass dies Schreiben ist "aus reiner Liebe am Schreiben", und so ist die Lektüre auch Leselust, aus reiner Lust am Lesen.
Dazu die Form: genau dem Inhalt entsprechend, mit einem sperrigen Beginn (den Eco förmlich selber aufs Korn nimmt, wenn er seinen Erzähler im Vorspann sagen lässt: "Die Wahrheit verbirgt sich im Rätsel, bevor sie sich uns von Angesicht zu Angesicht offenbart."), mit einem fast abrupten Ende. Natürlich mit einem meisterhaften Stil, der immer dann, wenn es richtig spannend zu werden verspricht, kurz noch einmal die Erzählung verlässt und sich auf der Meta-Ebene über das Wesen des Erzählens und des Erzählers auslässt, und so nur noch mehr Dramatik aufbaut.
Allerdings ist diese Form mitunter auch eine Bürde für diesen Roman, denn sie verlangt Stilmittel, die gelegentlich stören - auch, weil Eco sich ein bisschen zu gut gefällt in seiner Belesenheit und das Bildungsbeflissene dann nicht mehr beeindruckend, sondern aufdringlich wirkt.
Beste Stelle: "Zur Rechtfertigung meiner damaligen unverantwortlichen Leichtfertigkeit kann ich heute sagen, und zwar mit den Worten des Doctor Angelicus, dass ich unzweifelhaft verliebt war, also erfasst von einer Leidenschaft, in welcher sich ein Gesetz des Kosmos ausdrückt, ist doch auch die Schwerkraft der Körper eine natürliche Liebe. Und natürlicherweise erlag ich dieser Leidenschaft, da in ihr appetitus tendit in appetible realiter consequendum ut sit ibi finis motus. Weshalb auch ganz natürlicherweise amor facit quod ipsae res quae amantur, amanti aliquo modo uniantur, et amor est magis cognitivus quam cognitio."

april 2007

andere/gleiche meinung?