Confidence Man – “Confident Music For Confident People”

Künstler Confidence Man

Confident Music For Confident People Confidence Man Kritik Rezension
Das Covermotiv ist bezeichnend für die Rollenverteilung bei Confidence Man.
Album Confident Music For Confident People
Label Heavenly
Erscheinungsjahr 2018
Bewertung

Don’t You Know I’m In A Band heißt das zweite Lied auf dem morgen erscheinenden Confident Music For Confident People. “Wir haben diesen Song geschrieben für alle Leute, die sich verdammt cool fühlen, bloß weil sie in einer Band sind. Leute wie wir”, sagt Janet Planet, die Sängerin von Confidence Man. Ihr Co-Frontmann Sugar Bones, der das Stück singt und dabei klingen lässt wie ein vergessenes Highlight aus der Glanzzeit von Calvin Harris, ergänzt: “In einer Band zu sein, ist das Coolste, was man sich vorstellen kann. Und daran wird sich nie etwas ändern.”

Wie die beiden selbst in ihrer australischen Heimat diese exquisite Berufsbezeichnung erlangten, ist (zumindest, wenn man der Legende von Confidence Man glaubt), eine Geschichte, die sehr gut zu dieser Überzeugung passt. Clarence McGuffie und Reggie Goodchild, die anderen beiden Mitglieder, musizierten schon lange zusammen, “waren aber unfassbare Langweiler”, wie Janet Planet sagt. Sie wussten, dass sie jemanden brauchen, der aufregend ist. Als sie Janet Planet in einer Disco tanzen sahen, wussten sie, dass sie fündig geworden waren.

Sugar Bones kam dann dazu, weil die Sängerin so heiß war, dass sie ein ebenso heißes männliches Gegenstück verlangte – und sich für den Pool Boy entschied, der dieses Kriterium erfüllte. “Jetzt sind wir wie Mama und Papa und die anderen beiden sind bloß unsere bockigen Kinder”, beschreibt Janet Planet die Rollenverteilung bei Confidence Man, die sich auch im Albumcover spiegelt: Da sitzen die beiden Frontleute in strahlendem Weiß, die beiden Hintergrundmusiker dienen als ihre schwarzen Stühle und sind komplett verhüllt.

Diese Idee von “I’m sexy and I know it” kennt man natürlich bereits und es ist auch hier fraglich, wie dieser Ansatz über mehr als zwei Alben tragen soll. Für den Moment kann man diese Frage aber mühelos ignorieren, auch weil die Australier auf ihrem Debüt etwas sehr Besonderes daraus machen. Denn sie stellen die Überzeugung von der eigenen Großartigkeit sehr konsequent ins Zentrum ihres Sounds. Mehr noch: Ähnlich wie bei den Ting Tings, CSS oder Friends wird der vermeintliche Hedonismus hier genutzt, um zu zeigen, wie schwierig es in unserer Welt ist, irgendwelche anderen Werte als Party, Spaß und Genuss zu finden. Das Quartett sei “like Dee-Lite tooled up and ready for our berserk modern times”, heißt es im Presseinfo, und das ist eine gute Umschreibung für diesen Effekt.

“The girls, they all love me”, singt Sugar Bones im erwähnten Don’t You Know I’m In A Band. Die Entsprechung dazu bei Janet Planet heißt “I’m popular with all the guys” und ist im Album-Auftakt Try Your Luck zu hören, in dem sie die Femme Fatale wider Willen gibt: Sie hat zwar keinen durchtriebenen Charakter, kann sich aber auch nicht dagegen wehren, dass sie nun einmal von allen begehrt wird. Die Musik dazu ist ein bisschen Rave, ein wenig House, eine Prise Latin, vor allem umwerfend Pop.

Der Ansatz ist typisch für Confident Music For Confident People, das beinahe platzt vor lauter Spaß und Coolness. Better Sit Down Boy (“Wanna learn about love? Okay, watch me!”, prahlt Janet Planet darin) klingt wie die Spice Girls auf Ecstasy. Bubblegum ist herrlich durchgeknallt, eingängig und sexy, C.O.O.L Party hat einen unwiderstehlichen Beat, Catch My Breath wird etwas irrer und flirtet am Ende heftig mit Techno. Selbst ein Instrumental wie Sailboat Vacation klingt bei dieser Band sehr kurzweilig.

Sehr funky wird Boyfriend, in dem der besagte Freund nervt, weil er so normal und unglamourös ist, und weil er immer nur das Eine will (nämlich: über Gefühle reden), so wie all seine ebenso langweiligen Vorgänger. Out The Window könnte man perfekt in der Nähe von Primal Scream anno 1994 platzieren, inklusive Slidegitarre und Chor am Ende. Die Musik im ebenso verspielten wie selbstverliebten Fascination könnte von den Scissor Sisters sein, der Text hingegen von Bonaparte. Kurz vor Schluss gibt es mit All The Way den Moment, der Confident Music For Confident People vielleicht am besten zusammenfasst: sommerlich, lebensfroh und auf gute Weise oberflächlich.

Im Video zu Don’t You Know I’m In A Band beherrschen Confidence Man alle Schlagzeilen.

Website von Confidence Man.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

Alle Beiträge ansehen von Michael Kraft →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.