Die ultimative Konzert-Vorschau 2019 für Leipzig

Nach wie vor kann man den Eindruck haben, große internationale Acts spielten bei ihren Deutschland-Auftritten lieber dreimal in Köln als einmal in Leipzig, und spannende Newcomer zieht es auf Tour eher nach Dresden als in unsere schöne Messestadt. Natürlich hat das neue Konzertjahr in Leipzig aber dennoch eine Menge zu bieten. Shitesite wird natürlich oft vor Ort sein und von etlichen dieser Shows berichten. Außerdem gibt es in diesem Jahr erstmals auch eine Vorschau, welche Konzerte 2019 in Leipzig zu sehen sein werden, bei denen sich ein Besuch besonders lohnen wird (DJ Bobo haben wir also weggelassen). Im Teil 1 blicken wir auf die erste Jahreshälfte, also die Konzert-Highlights in Leipzig von jetzt bis Ende Juni.

Fanta 4 Arena Leipzig
Die Fanta 4 haben die passenden Outfits für eine Konzertreise im Winter. Foto: Sony Music/Robert Grischek

Der Januar kommt traditionell etwas schwer in Schwung, womöglich wirkt da noch die weihnachtliche Besinnlichkeit nach. Wer die noch etwas aufrechterhalten möchte, dürfte mit Tom Odell richtig liegen, der am 16. Januar im Werk 2 spielt. Er hat Anfang Dezember sein neues Album Jubilee Road veröffentlicht und damit nach dem arg weinerlichen Vorgänger wieder etwas die Kurve gekriegt. Zum Schmusen ist das bestimmt ebenso geeignet wie als Soundtrack zum Winterblues. Deutlich beschwingter geht es sicher am 11. Januar bei den Fantastischen Vier in der Arena zu. Wer stattdessen auf eine Zeitreise noch weiter in die Vergangenheit aus ist, kann die bei Max Raabe (17. Januar, Arena) antreten. Wer den Start ins neue Konzertjahr mit der vollen Dröhnung bevorzugt, sollte sich den 22. Januar vormerken: Dann sind Monster Magnet im Conne Island zu sehen. Die Mannen um Dave Wyndorf sind ziemlich zuverlässig alle fünf Jahre zu Gast in Leipzig (zuletzt 2014 im Werk 2), werden aber auch nicht jünger und haben nach wie vor einen eher ungesunden Lifestyle. Ist vielleicht die letzte Chance. Sehr exquisit dürfte die Show von Jens Friebe am 24. Januar im Ilses Erika werden, Aligatoah wird drei Tage später tatsächlich die Arena füllen, und wer nicht bis zum Highfield warten möchte, um Muff Potter mal wieder zu sehen, hat am 31. Januar im Conne Island dazu die Gelegenheit. Ein Geheimtipp für den Tag davor: The Angelcy aus Israel sind am 30. Januar im UT Connewitz zu sehen. Das aktuelle Album Nodyssey ist sehr hörenswert, live soll das Sextett erst recht mächtig Spaß machen.

Der Februar ist sagenhaft dicht gepackt mit Highlights, was nicht nur daran liegt, dass er ein paar Tage weniger hat als die anderen Monate. Schon die erste Woche kann man gut und gerne mit einem Konzert-Mehrkampf bestreiten: Callejon (1.2., Täubchenthal), We Are The City (2.2., UT Connewitz), Max Mutzke (3.2., Täubchenthal) und You Me At Six (4.2., Werk 2) locken die geneigten Fans. Nach einem Tag Verschnaufpause sind dann die Indie-Altmeister We Are Scientists am 6. Februar im Werk 2 zu sehen, als Alternative gibt es gleichzeitig im UT Connewitz auch Black Sea Dahu live zu sehen. Sophie Hunger (Täubchenthal) streitet am 8. Februar mit Michael Schulte um das Interesse des Leipziger Publikums, wobei die Schnittmengen wahrscheinlich gering sein dürften. Eine Woche später herrscht im Werk 2 sicher Dreadlock-Alarm, wenn Jonathan Jeremiah (15. Februar) dort gastiert. Wer etwas von guter Musik versteht, wird an diesem Tag ohnehin im Conne Island zu finden sein, wo Leoniden beweisen werden, wie gut das famose Album Again auch live funktioniert. Erst im November hatten die Jungs aus Kiel im Naumanns eine atemberaubende Show hingelegt.

Madrugada Tour 2019
Madrugada proben gerade fleißig für die anstehende Tour. Foto: verstaerker.com/Knut Aserud

Schon ausverkauft ist das Gastspiel von Marsimoto am 16. Februar in der Arena, die zweite Februarhälfte hat aber noch genug weitere Acts zu bieten, für die man mühelos noch Tickets bekommen sollte. Josin (19. Februar, UT Connewitz) zählt dazu, das Comeback von Madrugada (19. Februar, Werk 2) ist hingegen ebenfalls schon ausverkauft. Die Norweger nutzen das 20. Jubiläum ihres Debütalbums Industrial Silence als Anlass für die aktuelle Tour. “Die Reaktion der Fans, als wir diese Shows angekündigt haben, war überwältigend”, sagt Sänger Sivert Høyem. “Das Feedback, das wir bekommen, deutet darauf hin, dass wir als Band wirklich vermisst wurden. Es sieht sogar aus, als sei unsere Anhängerschaft in den zehn Jahren, in denen wir nicht gespielt haben, noch gewachsen. Das ist fantastisch.” Zur Vorbereitung haben Madrugada zuletzt ein halbes Jahr geprobt: “Wir sind alle überzeugt, dass unsere Musik sich gut gehalten hat, und deshalb wollen wir auch möglichst gut vorbereitet sein, wenn es wieder auf Tour geht.” Auch ABAY will am 27. Februar im Täubchenthal zeigen, dass er seit Blackmail-Zeiten nichts verlernt hat. Das aktuelle Album Love And Distortion ist jedenfalls eine absolute Entdeckung. Noch ein Veteran ist am 23. Februar im Werk 2 zu sehen: Adam Angst. Auf regionale Unterstützung spekulieren womöglich No King No Crown aus Dresden, die am 28. Februar im Noch Besser Leben gastieren und dann ihre neue Platte Smoke Signals im Gepäck haben werden.

The BossHoss Arena Leipzig Konzertkritik
The BossHoss haben schon Erfahrung mit Shows in der Leipziger Arena.

Im März suchen Max Giesinger (5. März, Haus Auensee) und Revolverheld (19. März, Arena) unsere wehrlose, schöne Stadt heim, es gibt aber auch ein paar Konzert-Highlights. An erster Stelle ist da der glorreiche Christian Steiffen zu nennen, der am 29. März das Täubchenthal beehrt. Wer große Gesten und hinterfotzige Hits mag, sollte da unbedingt dabei sein (und wer ihn für einen Schlagercomedian oder Ballermann-Kasper hält, sollte besser wegbleiben, diese Leute verderben bei Christian Steiffen bloß die Stimmung, wie man zuletzt in der Moritzbastei erleben konnte). Sympathisch und gut gelaunt wie immer dürfte es am 25. März im Haus Auensee bei Bosse werden. Wer schon immer inmitten von Prä-Teenagern ein Popkonzert erleben wollte (das ist tatsächlich sehr zu empfehlen), hat dort zwei Tage später die Gelegenheit, wenn Lina ihr erstaunliches Album Rebellin vorstellen wird. Zum Großkampftag für den geneigten Livemusik-Fan avanciert der 16. März: Da muss man sich zwischen The BossHoss (Arena), den White Lies (Werk 2) und den Babylon Berlin-Gedächtnisklängen des Moka Efti Orchestra (Kupfersaal) entscheiden. Tags darauf darf man gespannt sein, ob AnnenMayKantereit schon in der Lage sind, die Arena zu füllen (und ein so großes Publikum zu begeistern), also mittlerweile in einer Liga mit Herbert Grönemeyer angekommen sind, der eben dort am 11. März auftritt.

The Kooks Highfield Festival 2015 Konzert
Luke Pritchard von den Kooks dürfte gute Laune im Gepäck haben. Foto: Highfield/Christoph Eisenmenger

Das Highlight im Monat darauf dürfte gleich zu Beginn anstehen: The Kooks geben sich am 3. April im Haus Auensee die Ehre. Wer zur selben Zeit lieber krude HipHop-Klänge hören, Militärkostüme sehen und die Frau von Marteria live begaffen möchte, ist in der Moritzbastei beim Auftritt von Jadu an der richtigen Adresse. Auch am 4. April gibt es einen spannenden Konzert-Doppelpack: Charlotte Brandi, zuletzt noch als Teil von Me & My Drummer in Leipzig zu sehen, mittlerweile solo unterwegs, wird sich im Naumanns präsentieren, Anna Loos tritt im Täubchenthal auf. Dort wird es tags darauf sicherlich deutlich turbulenter, wenn Frittenbude spielen. Indie-Fans mit Vorliebe für maximale Energie sollten sich auch den 9. April ganz fett im Kalender markieren, dann sind Enter Shikari im Conne Island zu Gast (mit einem Besuch dort geht man zudem auch Mark Forster in der Arena aus dem Weg). Wer Eros Ramazotti in Leipzig auch einmal außerhalb einer Pizzeria hören möchte, hat am 11. April in der Arena dazu die Gelegenheit. Wer Musik nicht ganz so weit aus dem Süden haben will, liegt bei Bilderbuch richtig, die Österreicher spielen zur selben Zeit im Haus Auensee. Flo Mega beschließt den Live-Monat mit seiner Show am 29. April im Täubchenthal.

George Ezra gibt sich am 5. Mai in der Arena die Ehre. Der Brite hat zuletzt mit der Platte Staying At Tamara’s den Groove entdeckt, das dürfte auch seinen Konzerten zugute kommen. Am 8. Mai darf man davon ausgehen, dass im Haus Auensee mehr Rotwein als Bier verkauft wird, denn dann sind Element Of Crime dort zu Gast. Kabale und Liebe, pardon the pun, gibt es sicher bei Schiller am 9. Mai in der Arena zu erleben. Besondere Vorfreude ist für den 30. Mai angesagt: Dann ist Florian Sievers alias Das Paradies in der Nato zu sehen. Er hatte unlängst im Ilses Erika schon bewiesen, wie wundervoll ein Heimspiel-Konzert von ihm sein kann – vor etwas größerem Publikum funktioniert das sicherlich auch.

Fünf Leute, totale Autonomie: Das ist das Rezept bei Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi.
Fünf Leute, totale Autonomie: Das ist das Rezept bei Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi.

Ein Doppelpack von Udo Lindenberg am 11. und 12. Juni in der Arena eröffnet den Konzert-Juni. Wer es brutal mag, kann dann gleich da bleiben: Slayer spielen am 13. Juni in der Arena – es wird die letzte Chance sein, die Metal-Helden in Deutschland indoor zu erleben, denn die Band ist auf ihrer letzten Tour. Ähnlich hart dürfte es auch am 17. Juni in der Arena zugehen, dann sind Slipknot dort zu Gast. Im Haus Auensee kann man sich am 15. Juni noch einmal daran erinnern lassen, wie viele Hits das Alan Parsons Project hatte. Für die jüngeren Konzertgänger gibt es ebenfalls ein Highlight: Käptn Peng und die Tentakel von Delphi gastiert am 15. Juni im Täubchenthal, erfahrungsgemäß dürfte das ein ebenso intelligentes wie witziges Spektakel werden. Einen grandiosen Abschluss des ersten Halbjahres darf man am 25. Juni auf der Parkbühne erwarten. Bloc Party bringen dort ihr Meisterwerk Silent Alarm auf die Bühne. Die Band spielt zwar nicht mehr in Originalbesetzung, das Debüt aus dem Jahr 2005 ist dennoch eine der besten Platten dieses Jahrtausends – da darf man gerne noch einmal zurückblicken.

Das sind 52 Tipps für sechs Monate, also doch ein sehr stattliches Programm. Wir sehen uns! Eine Vorschau auf die besten Konzerte in Leipzig im zweiten Halbjahr 2019 wird es an dieser Stelle im Juni geben. Schon jetzt ist klar, dass dann Fettes Brot, Von Wegen Lisbeth, Tocotronic und Achim Reichel dabei sein werden – und David Haselhoff.

Hier noch einmal als praktische Liste: Alle Konzerte des ersten Halbjahrs 2019 in Leipzig, die zumindest potenziell etwas taugen könnten.

11.1. Die Fantastischen Vier, Arena

16.1. Tom Odell, Werk 2

17.1. Max Raabe, Arena

22.1. Monster Magnet, Conne Island

24.1. Jens Friebe, Ilses Erika

27.1. Aligatoah, Arena

30.1. The Angelcy, UT Connewitz

31.1. Muff Potter, Conne Island

1.2. Callejon, Täubchenthal

2.2. We Are The City, UT Connewitz

3.2. Max Mutzke, Täubchenthal

4.2. You Me At Six, Werk 2

6.2. We Are Scientists, Werk 2

6.2. Black Sea Dahu, UT Connewitz

6.2. Paul Kalkbrenner, Haus Auensee, ausverkauft

8.2. Sophie Hunger, Täubchenthal

8.2. Michael Schulte, Werk 2

15.2. Jonathan Jeremiah, Werk 2

15.2. Leoniden, Conne Island

16.2. Marsimoto TT ausverkauft

19.2. Madrugada, Werk 2

19.2. Josin, UT Connewitz

23.2. Adam Angst, Werk 2

27.2. ABAY, Täubchenthal

28.2. No King No Crown, Noch besser Leben

11.3. Herbert Grönemeyer, Arena

16.3. BossHoss, Arena

16.3. White Lies, Werk 2

16.3. Moka Efti Orchestra, Kupfersaal

17.3. AnnenMayKantereit, Arena

25.3. Bosse, Haus Auensee

27.3. Lina, Haus Auensee

29.3. Christian Steiffen TT

3.4. Jadu, Moritzbastei

3.4. The Kooks, Haus Auensee

4.4. Charlotte Brandi, Naumanns

4.4. Anna Loos, Täubchenthal

5.4. Frittenbude, Täubchenthal

9.4. Enter Shikari, Conne Island

11.4. Eros Ramazotti, Arena

11.4. Bilderbuch, Haus Auensee

29.4. Flo Mega, Täubchenthal

5.5. George Ezra, Arena

8.5. Element Of Crime, Haus Auensee

9.5. Schiller, Arena

30.5. Das Paradies, Nato

11./12.6. Udo Lindenberg, Arena

13.6. Slayer, Arena

15.6. Alan Parsons Project, Auensee

15.6. Käptn Peng, Täubchenthal

17.6. Slipknot, Arena

25.6. Bloc Party, Parkbühne

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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