Dinner für Spinner

Film Dinner für Spinner

Dinner für Spinner Review Kritik
Tim (Paul Rudd, links) sieht in Barry (Steve Carell) ein dankbares Opfer.
Originaltitel Dinner for Schmucks
Produktionsland USA
Jahr 2010
Spielzeit 114 Minuten
Regie Jay Roach
Hauptdarsteller Steve Carell, Paul Rudd, Stephanie Szostak
Bewertung

Worum geht’s?

Schon lange hofft Tim Conrad auf eine Beörderung in seiner Firma. Als ihn sein Chef zum Abendessen einlädt, scheint die Gelegenheit gekommen. Einzige Bedingung ist allerdings: Er muss einen möglichst ausgefallenen weiteren Gast mitbringen, einen Spinner. Tim hat erstens keine Idee, wer dafür infrage kommt, zweitens auch Gewissensbisse, weil offensichtlich ist, dass das Abendessen zu einer Freakshow werden soll, bei der sich die saturierten Manager über Menschen lustig machen, die abseitige Eigenschaften oder Interessen haben. Als Tim die Einladung schon ausschlagen will, trifft er auf Barry – und der bringt offenkundig alle Eigenschaften mit sich, die von seinem Chef gewünscht wurden: ein spießiger, verklemmter Beamter, der von seiner Frau verlassen wurde und seitdem am liebsten Miniatur-Landschaften bastelt, in denen ausgestopfte Mäuse die Hauptrollen einnehmen. Tim entschließt sich, doch zum Dinner zu gehen, die Begegnung mit Barry bringt allerdings viel mehr in seinem Leben durcheinander als nur seine Karrierepläne.

Das sagt shitesite:

“Schmuck in American English is a pejorative term meaning one who is stupid or foolish, or an obnoxious, contemptible or detestable person.” So definiert das Urban Dictionary den Begriff, der im Originaltitel von Dinner für Spinner steht. Es sind genau solche Figuren, die in den Filmen von Jay Roach zu Helden werden, egal ob in Austin Powers oder Meine Braut, ihr Vater und ich. Auch hier gilt das, jedoch weitaus expliziter als bisher. Die Schmucks werden hier nicht heimlich belächelt, sondern ganz bewusst zu einer Freakshow im Sinne eines mittelalterlichen Monstrositätenkabinettes versammelt und von den vermeintlich schönen, coolen und erfolgreichen offen verhöhnt.

Die Deppen und Spinner wissen auch hier zunächst nicht, dass sie Deppen und Spinner sind. Als Barry allerdings das Konzept des Abendessens durchschaut, wird klar, wie unzivilisiert, unmenschlich und letztlich selbst monströs die Arroganz von Tim und seinen Kollegen ist. Der bemitleidenswerte Barry hat dem nichts entgegenzusetzen als seine Verletzlichkeit, seine Empathie und die Tatsache, dass er bei allen äußerlichen Unzulänglichkeiten dennoch auf seiner Würde besteht. Das ist ein erstaunlich wirkungsvoller moralischer Appell in einem Film, der in keinem Moment den Zeigefinger ausstreckt, sondern extrem unterhaltsam ist.

Das bewährte Hauptdarsteller-Duo (Paul Rudd und Steve Carell waren etwa schon in Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy gemeinsam zu sehen) trägt sehr entscheidend dazu bei, wobei Carell als nerdige Nervensäge noch ein Stück stärker ist als sein Kompagnon. Dazu kommen viele skurrile Nebenfiguren, deren Merkwürdigkeit natürlich stets eine sehr persönliche Tragödie als Ursache hat. Erfreulich ist auch der Mut zum Absurden, der in Dinner für Spinner vor allem in den Dialogen zum Ausdruck kommt, ebenso das erstaunliche Tempo des Films. Nicht zuletzt schafft es diese Komödie, viel Wärme und Sympathie auszustrahlen – da ist der erwartbare Plot mit Exposition, Eskalation und Happy End mehr als verzeihlich.

Bestes Zitat:

“Ich bin nur eine Ziege, die sich bereits zur Hälfte aufgefressen hat.”

Der Trailer zum Film.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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