Draufgeschaut: Auslandseinsatz

In einem afghanischen Dorf soll die Bundeswehr Aufbauhilfe leisten.
In einem afghanischen Dorf soll die Bundeswehr Aufbauhilfe leisten.
Film Auslandseinsatz
Produktionsland Deutschland
Jahr 2012
Spielzeit 90 Minuten
Regie Till Endemann
Hauptdarsteller Max Riemelt, Hanno Koffler, Omar El-Saeidi, Devid Striesow, Bernadette Heerwagen, Henriette Müller
Bewertung ***1/2

Worum geht’s?

Eine Gruppe von Bundeswehrsoldaten kommt zum ISAF-Einsatz in Afghanistan an. Sie sollen einen Außenposten im Dorf Mila beziehen und dort die Bewohner beim Wiederaufbau unterstützen. Bald wird den Soldaten aber klar, dass die Strategie nicht aufgeht, sich nur auf humanitäre Hilfe zu beschränken. Sie geraten mitten in die Kämpfe zwischen Taliban und US-Militär, auch die Zusammenarbeit mit den Dorfbewohnern ist konfliktträchtig. Nicht zuletzt müssen die Deutschen schon bald mit Selbstzweifeln kämpfen.

Das sagt shitesite:

Ein so komplexes Problem wie den Krieg in Afghanistan in einem Fernsehfilm behandeln zu wollen, ist ein gewagtes Unterfangen. Doch im Fall von Auslandseinsatz geht es gut. Zum einen liegt das daran, dass Regisseur Till Endemann auf unnötige Dramatisierung und Effekthascherei verzichtet, was schon beim Titel des Filmes anfängt. Zum anderen gelingt ihm eine extrem kompakte Zusammenfassung des Konflikts.

Desinformation und Disziplinzwang, Kameradschaft und Kollateralschäden, Heimweh und Hochmut, Drogenhandel und Doppelmoral: All das wird hier zumindest angerissen. Zudem gelingt es Auslandseinsatz, die Inkonsequenz und Verlogenheit des ISAF-Einsatzes zu zeigen, weil immer wieder auf die wirtschaftlichen, sozialen, ethnischen und religiösen Dimensionen des Konflikts hingewiesen wird, die sich mit Waffengewalt eben nicht lösen lassen. Dazu passt auch, dass die Frontlinien zu Beginn des Films noch sehr klar verlaufen, dann aber immer mehr verschwimmen.

Am besten gelingt es Auslandseinsatz (auch dank seines sehr gut zusammengestellten und sehr überzeugend aufspielenden Ensembles), den Kulturschock nachvollziehbar zu machen, den die deutschen Soldaten am Hindukusch erleben. Egal, ob sie als schießwütiger Draufgänger ankommen oder als sensibler Weltverbesserer: Sie treffen auf eine fremde und gefährliche Welt, in der Nervosität schnell in Misstrauen und Hysterie umschlagen kann, und zwar auf allen Seiten der Front. Die Frage nach dem Sinn und Erfolg des Bundeswehr-Engagements lässt Auslandseinsatz offen. In jedem Fall aber zeigt der Film: Der Weg zum Frieden in Afghanistan ist unendlich lang.

Bestes Zitat:

“Die Taliban bieten keine Bildung. Die bieten ein Diktatur im Gewand einer Religion.”

Der Trailer zum Film:

httpv://www.youtube.com/watch?v=dN-jQtGf3NY

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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