Blueprint

Film Blueprint

Iris (Franka Potente) vererbt ihr Talent an ihre Tochter. Kein Wunder, denn die ist ihr Klon.
Iris (Franka Potente) vererbt ihr Talent an ihre Tochter. Kein Wunder, denn die ist ihr Klon.
Produktionsland Deutschland
Jahr 2003
Spielzeit 113 Minuten
Regie Rolf Schubel
Hauptdarsteller*innen Justus Von Dohnanyi, Franka Potente, Ulrich Thomsen, Hilmir Snaer Gudnason
Bewertung

Worum geht’s?

Iris ist eine berühmte Konzertpianistin. Sie hat alles, wovon man als Künstlerin träumen kann: Talent, Erfolg, Bewunderung. Wenn sie nicht gerade mit einem Privatjet von Auftritt zu Auftritt fliegt, lebt sie auf einem stattlichen Gutshof. Doch Iris ist krank. Sie leidet an Multipler Sklerose. Deshalb hat Iris einen Traum: Sie will sich klonen lassen und auf diese Weise weiterleben. Mithilfe eines Reproduktionsmediziners aus Kanada setzt sie ihren Plan in die Tat um. Doch als ihre Tochter Siri zur Welt kommt, haben alle Beteiligten ein Problem: Siri will nicht bloß die Kopie ihrer Mutter sein, sondern ein Individuum. Iris muss sich schon bald mit dem ebenso talentierten Wunderkind messen. Und Dr. Fischer, der geistige Vater des Mädchens, will die Welt entgegen der Abmachung mit Iris endlich über das Gelingen seines wissenschaftlichen Experiments informieren – und stürzt damit alle ins Unglück.

Das sagt shitesite:

Gelegentlich will Blueprint ein bisschen zu clever auf seine Thematik anspielen. Als Iris auf einer Konzertbühne Klavier spielt, da bildet das Scheinwerferlicht um sie herum ein Ei. Als sie die Treppe eines Konzertsaals hinunter schreitet, die von lauter Spiegeln umgeben ist, wird die Hauptfigur vervielfacht. Und als Mutter und Tochtermutter ihr erstes gemeinsames Konzert geben sollen, da liegen zwei Kleider mit genau identischem Schnitt bereit.

Doch ansonsten schafft es der Film sehr geschickt, der komplexen Problematik gerecht zu werden. Die todkranke Mutter will zunächst nur biologisch die nächste Generation erreichen. “Du bist doch mein Leben”, sagt Iris ihrer Tochter immer wieder, als die noch längst nicht ahnt, dass dieser Satz eine doppelte Bedeutung hat. Doch als Siri schließlich von ihrem Schicksal erfährt und sich daraufhin immer mehr abkapselt, wird deutlich, dass die Mutter auch besessen ist von Disziplin und vom Streben nach Perfektion, und sich eben deshalb für die neuartige (und verbotene)  Methode der Fortpflanzung entschieden hat.

Die Hauptfigur ausgerechnet zu einer Pianistin zu machen, passt dabei perfekt. Denn schließlich braucht auch die Musik immer Inspiration, Spontaneität und die Möglichkeit des Fehlers, um wirklich lebendig zu sein. Magie lässt sich nicht verordnen und auch nicht wiederholen – wunderbar kommt dieser Gedanke in der Szene von Blueprint zur Geltung, als Mutter und Tochter an einem Doppelflügel gemeinsam musizieren – und das Publikum danach ganz begeistert, ausgerechnet, eine Zugabe fordert.

Neben dem beeindruckenden Spiel von Franka Potente helfen auch die beiden Zeitebenen, um aus Blueprint ein trotz einiger Längen und einer unnötigen Liebesgeschichte eindrucksvolles Drama zu machen. Der Film beginnt, als Siri sich schon längst in die kanadische Wildnis zurückgezogen hat und deutet dann durch Rückblenden immer klarer an, wie es dazu gekommen ist.

Formal ist Blueprint sogar eine Meisterleistung. Auf erzählerischer Ebene wird dem Prinzip des Klonens hier durchaus kritisch begegnet und die Identitätskrise der Tochter führt überdeutlich vor Augen, dass ihre Mutter hier auf ihre Kosten einen quasi faustischen Pakt geschlossen hat. Doch auf filmischer Ebene nutzt Blueprint selbst die Reproduktions-Technik: Im Schlussdrittel streitet nicht nur Iris mit ihrem Klon Siri. Auch Franka Potente, die beide Rollen spielt, steht sich dann selbst Gegenüber. Sie flucht, sie bangt, sie versöhnt sich quasi mit sich selbst. Man weiß als Zuschauer genau, dass solch ein Zwiegespräch unmöglich ist, und doch hat man es vor Augen – viel besser kann man die hier zugrunde liegende Thematik nicht umsetzen.

Bestes Zitat:

“Was gedacht werden kann, muss auch getan werden. Das ist die Grundlage jeder Forschung.”

Der Trailer zum Film:

httpv://www.youtube.com/watch?v=iD_eZwbyINQ

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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