Draufgeschaut: Im Schatten

Film Im Schatten

Szene aus dem Film im Schatten Kritik Rezension
Trojan (Mišel Matičević) plant einen Überfall.
Produktionsland Deutschland
Jahr 2010
Spielzeit 85 Minuten
Regie Thomas Arslan
Hauptdarsteller Mišel Matičević, Karoline Eichhorn, Uwe Bohm, Rainer Bock, Timo Jacobs
Bewertung

Worum geht’s?

Als Trojan nach fünf Jahren aus dem Knast kommt, will er endlich seinen Anteil an der Beute des Überfalls. Schließlich ist er dafür ins Gefängnis gewandert und hat seinen Komplizen nicht verraten. Doch der denkt gar nicht daran, zu teilen: Er hält Trojan erst hin und hetzt ihm dann seine Schläger auf den Hals. Nicht nur deshalb sucht Trojan nach einer Möglichkeit für einen neuen Coup. Ausgerechnet seine Bewährungshelferin gibt ihm einen geeigneten Tipp: Ein Überfall auf einen Geldtransporter könnte leichtes Spiel und fette Beute bedeuten. Doch auch die Polizei ahnt, dass Trojan sofort wieder ins kriminelle Geschäft einsteigen wird. Seit er auf freiem Fuß ist, folgt ihm Kommissar Meyer auf Schritt und Tritt.

Das sagt shitesite:

Man kennt das alles: ein Ex-Knacki, ein verheißungsvoller Coup, ein korrupter Bulle, ein paar alte Kumpanen, denen man (vielleicht) noch trauen kann, eine bürgerliche Geliebte, die von der gefährlichen Halbwelt fasziniert ist. Im Schatten hat viele Zutaten eines klassischen Thrillers, nur eine fehlt: Spannung.

Stattdessen zeichnet den Film eine Nüchternheit aus, die in ihrer Konsequenz beeindruckend ist, aber nicht entschädigen kann für die fehlende Möglichkeit der Identifikation, für wenig Tiefgang und viel Schweigen. Im Schatten will wohl deutlich machen, wie unspektakulär ein Millionen-Coup sein kann, wenn man keine andere Wahl hat als ein Krimineller zu sein. Deshalb wird hier gar nicht erst versucht, Melodrama, Fallhöhe oder Überraschung zu inszenieren. Jeder bleibt genau das Rädchen im Uhrwerk, das er sein soll. So ist auch früh klar, dass es hier nicht um den Traum von einem Befreiungsschlag geht, um den großen Reibach, nach dem man sich zur Ruhe setzen und ein womöglich anständiges Leben führen kann. Im Gegenteil: Gerade die maximale Härte, mit der alle agieren, macht deutlich, dass es hier um Raub als Notwendigkeit geht. Sowohl die Gangster als auch die Staatsgewalt sind viel zu sehr in ihren Rollen gefangen, als dass sich für irgendwen die Tür in ein neues Leben öffnen könnte.

Das mag eine gekonnte Neuinterpretation des film noir sein, dennoch sorgt die weitgehende Abwesenheit von Dialogen, Action und Konflikten auch für viel Langeweile. Das liegt auch daran, dass Trojan eine so eindimensionale Figur ist, die einfach nur funktionieren will: Geld abholen, tarnen, Geld erbeuten, tarnen. Das Auto wird zum Sinnbild dieses Versuchs, Anonymität, Unberechenbarkeit und die permanente Gelegenheit zur Flucht zu vereinen, entsprechend gibt es unfassbar viele Szenen, die im Auto spielen. Manchmal wirkt Im Schatten wie ein getarnter Werbespot für die individuelle Mobilität, mit all seinen Autos in Parkhäusern, an Tankstellen, auf Kreuzungen und in Waschanlagen. Nur zweimal erscheint Trojan als eine interessante, menschliche, verletzliche Figur: In den Momenten ganz am Beginn und ganz am Ende von Im Schatten – als er kein Auto hat.

Bestes Zitat:

Mit Wörtern hat es dieser Film leider nicht so.

Der Trailer zum Film.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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