Draufgeschaut: Küss mich bitte

Nicolas (Emmanuel Mouret) bittet seine beste Freundin Judith (Virginie Ledoyen) um unverbindlichen Sex.
Nicolas (Emmanuel Mouret) bittet seine beste Freundin Judith (Virginie Ledoyen) um unverbindlichen Sex.
Film Küss mich bitte
Originaltitel Un baiser s’il vous plaît
Produktionsland Frankreich
Jahr 2007
Spielzeit 96 Minuten
Regie Emmanuel Mouret
Hauptdarsteller Virginie Ledoyen, Emmanuel Mouret, Julie Gayet, Michaël Cohen, Stefano Accorsi, Frédérique Bel
Bewertung ****1/2

Worum geht’s?

Auf einer Dienstreise in Nantes trifft Émilie durch einen Zufall auf Gabriel. Die beiden verbringen einen angenehmen Abend. Als sich Gabriel zum Abschied aber anschickt, Émilie zu küssen, weicht sie zurück, obwohl sie sich auch zu Gabriel hingezogen fühlt. Sie sagt ihm, dass sie nicht an unverbindliche Küsse glaubt. “Man kann vorher nie wissen, ob es ein kleiner oder ein großer Kuss sein wird.” Zum Beweis erzählt sie die Geschichte von Judith und Nicolas. Beide waren beste Freunde, bis ein Kuss alles änderte.

Das sagt shitesite:

Küss mich bitte ist so, wie man sich französisches Kino erträumt: stillvoll, filigran, charmant, intelligent, erotisch – und mit nichts anderem beschäftigt als den Wirrungen der Zweisamkeit.

Neben einem starken Ensemble (Regisseur und Drehbuchautor Emmanuel Mouret spielt als Nicolas auch gleich selbst mit) hilft dabei vor allem die Eleganz dieses Films. Immer, wenn etwas Zentrales passiert, hält sich die Kamera zurück und niemals wird versucht, dem Zuschauer eine Botschaft aufzudrängen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Szene, in der Judith und Nicholas beschließen, unverbindlichen Sex zu haben: Ewig lang sind die beiden mit dem Rücken zur Kamera zu sehen, wie sie einen unbeholfenen Annäherungsversuch an den nächsten reihen und keinen Moment lang realisieren, dass ihre Idee nicht aufgeht – ihre Vertrautheit soll Oberflächlichkeit garantieren, aber sie sorgt für das genaue Gegenteil, nämlich erst für Verkrampftheit und dann für Gefühlschaos.

Küss mich bitte versteht es, aus diesem Geschehen eine sehr subtile Komik zu ziehen. Die Leidenschaft wird hier ebenso ins Lächerliche gesteigert wie das schlechte Gewissen, ohne dass dabei die Sympathie zu den Figuren verloren geht. Wenn Nicolas und Judith in den paar Sekunden zwischen ihren ekstatischen Küssen versuchen, den Unterschied zwischen Verliebtsein und Freundschaft zu definieren (“Wenn man verliebt ist, ist es eine akzeptierte Anziehung. Man ist einverstanden, vom anderen angezogen zu sein. Wir sind voneinander angezogen, aber ohne gegenseitiges Einverständnis.”) und sich permanent einander zu versichern, dass sie auf der richtigen Seite dieses schmalen Grats stehen, dann hat das ebenso große Klasse wie die raffinierte Schlusspointe.

All das macht Küss mich bitte zu einem großen Spaß und einem meisterhaften Film über die Erkenntnis, dass Verliebtheit immer Unbeschwertheit braucht – und niemals Kalkül verträgt.

Bestes Zitat:

“Die Weisheit kann nur der erlangen, der schon einmal verrückt gewesen ist.”

Der Trailer zum Film:

httpv://www.youtube.com/watch?v=lknEHeslHF8

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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