Draufgeschaut: Nathalie

Film Nathalie

Szene aus dem Film Nathalie mit Fanny Ardant und Emmanuelle Béart
Catherine (Fanny Ardant, links) setzt Nathalie (Emmanuelle Béart) auf ihren Mann an.
Produktionsland Frankreich, Spanien
Jahr 2003
Spielzeit 106 Minuten
Regie Anne Fontaine
Hauptdarsteller Fanny Ardant, Emmanuelle Béart, Gérard Depardieu, Judith Magre
Bewertung

Worum geht’s?

Catherine ist eine fürsorgliche Ehefrau, und sie will ihrem Mann Bernard zunächst gar nicht nachspionieren, als der unerwartet spät von einer Dienstreise aus Zürich zurückkehrt. Doch dann hört sie eine ziemlich unmissverständliche Nachricht auf seiner Mailbox, die eine junge Frau dort hinterlassen hat. Sie ist überzeugt: Bernard betrügt sie. Um seine Treue zu testen oder ihm wenigstens hinsichtlich seiner Seitensprung-Methoden auf die Schliche zu kommen, setzt sie eine Prostituierte auf ihn an. Catherine bezahlt Nathalie, damit sie sich an ihren Mann ranmacht und ihr dann davon berichtet. Diese Vereinbarung bringt ihr mehr Erkenntnisse über ihre Ehe, als ihr lieb ist.

Das sagt shitesite:

Ein paar seltsame Widersprüche gibt es in Nathalie. Regisseurin Anne Fontaine, die auch am Drehbuch mitschrieb, hat den Film ohne Hektik oder Spektakel inszeniert, und doch setzt sie in den Dialogen auf ziemlich drastische und explizite Sprache. Immer wieder verwöhnt sie das Auge mit wunderbaren Bildern, bevorzugt als head and shoulder close-up, verpasst ihrem Film dann aber einen sagenhaft schlechten Soundtrack.

Nicht zuletzt will ihr Werk den Zuschauer gerne an der Nase herumführen, wie das bei einer gelungenen Verführung eben sein muss. Beispielsweise gibt es gleich mehrfach Szenen, in denen Bernard erwartungsvoll in die Ferne blickt, begierig Ausschau hält – und die Frau, die er dann trifft und in die Arme schließt, ist nicht die dralle junge Nathalie, sondern seine treusorgende Ehefrau Catherine. Aber Nathalie ist weder so leichtfüßig wie ein Flirt noch so unbedingt wie echte Leidenschaft, zudem zeichnet sich die Pointe des Films recht früh ab.

Am besten funktioniert das Drama deshalb als Schauspielerfilm. Gérard Depardieu agiert angenehm zurückhaltend, Emmanuelle Béart schafft es, durch all ihr Make-Up hindurch zumindest ein bisschen Verlorensein und ein gutes Maß an Durchtriebenheit zu transportieren. Und Fanny Ardant ist wunderbar als duldsame Gattin, die selbst nicht weiß, was sie sich von ihrem Mann bieten lassen will und was nicht.

Die Beziehung der beiden Frauen zueinander trägt diesen Film. Als Nathalie von Catherine beauftragt wird und dann regelmäßig über ihre Rendezvous mit Bernard berichtet, werden sie Vertraute und Komplizinnen, zugleich ist in jedem Moment klar, dass sie um denselben Mann konkurrieren – wenn auch mit völlig unterschiedlichen Waffen. Bald muss sich Catherine fragen, wie viel Ehrlichkeit und wie viele intime Details sie ertragen kann. Und schließlich erkennen: Ihre eigenen Ängste, Sehnsüchte und Fantasien muss sie mindestens ebenso sehr fürchten wie Bernards Interesse an anderen Frauen.

Bestes Zitat:

„Eifersucht ist ein Reflex bei den Männern.“

Der Trailer zum Film.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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