Draufgeschaut: Radio Rock Revolution

An Bord dieses Schiffes regiert der Rock'N'Roll.
An Bord dieses Schiffes regiert der Rock’N’Roll.
Film Radio Rock Revolution
Originaltitel The Boat That Rocked
Produktionsland England/Deutschland/Frankreich
Jahr 2009
Spielzeit 135 Minuten
Regie Richard Curtis
Hauptdarsteller Philip Seymour Hoffman, Bill Nighy, Kenneth Branagh, Nick Frost, Emma Thompson, Tom Sturridge, Jack Davenport, Rhys Ifans, Gemma Arterton, Katherine Parkinson, Chris O’Dowd, Rhys Darby, Tom Wisdom, Talulah Riley
Bewertung

Worum geht’s?

Carl ist gerade von der Schule geflogen und wird von seiner Mutter ausgerechnet in die Obhut seines Patenonkels Quentin gegeben, damit er zur Vernunft kommt. Besonders aussichtsreich ist diese Idee nicht: Quentin ist der Kapitän von Radio Rock und damit der Chef eines Piratensenders, der sein Hauptquartier auf einem Schiff bezogen hat. Weil die BBC sich im Jahr 1966 noch immer weigert, Rockmusik zu spielen, werden die musikhungrigen Briten an Land von der illustren Besatzung an Bord von Radio Rock mit Rock’N’Roll versorgt. Carl erkennt schnell, dass er mitten in eine Freakshow geraten ist. Und dann erklärt auch noch die Regierung dem erfolgreichen Piratensender den Krieg und will ihm das Handwerk legen.

Das sagt shitesite:

Fantastische Mode, fantastische Musik, fantastische Schauspieler: Radio Rock Revolution, das im Prinzip die Geschichte des wirklich existierenden Piratensenders Radio Caroline erzählt, ist ein wunderbarer Musikfilm. Das Schiff voller durchgeknallter DJs ist ein Tummelplatz für all das, was Rock letztlich ausmacht: Freiheit, Individualismus, Sex, Enthusiasmus.

Wie schon in Tatsächlich Liebe schafft es Regisseur Richard Curtis, ein tolles Ensemble voller einzigartiger Figuren zusammenzustellen. Crazy Kevin, der unwiderstehliche Mark (der nie etwas sagt) und nicht zuletzt Minister Alistair Dormandy sind Charaktere, die man nicht mehr vergisst, wenn man sie einmal gesehen hat.

Immer wieder sind in Radio Rock Revolution auch die Hörer zu sehen, die auf dem Festland wie gebannt vor ihren Radios sitzen, längst nicht mehr so stocksteif wie die ehrwürdige BBC sich das einbildet (“Es ist Gesindel, vulgär, von unverantwortlichem Kommerz und ohne jede Moral”, lautet das ebenso geringschätzige wie zutreffende Urteil der Rundfunkchefs über die jungen Leute des Landes). Das sorgt nicht nur für wichtige Atempausen zwischen all den Rivalitäten, Streichen und Techtelmechteln, die sich im Käfig voller Narren an Bord abspielen. Es zeigt auch, wie sehr die Piratensender damals die britische Jugend, die Kultur, das Land geprägt haben. Sieht man ihr Glück, ihre Begeisterung und vor allem ihre innige Beziehung zum Medium Radio, dann kann man kaum anders als nostalgisch und wehmütig werden angesichts der flächendeckenden Katastrophen, die sich heute im Äther breit gemacht haben.

Radio Rock Revolution ist eine sehr unterhaltsame Liebeserklärung an die Musik und den Lifestyle der Sixties und an die Möglichkeit, gegen alle Regeln zu verstoßen. Letztlich ist der Film, und das ist der deutlichste Beweis für seine Klasse, genau so wie ein Piratensender: kindisch, provokant und sagenhaft witzig.

Bestes Zitat:

“Wir haben den Gipfel erklommen, Compadre, und der Weg nach unten ist verdammt lang.”

Der Trailer zum Film:

httpv://www.youtube.com/watch?v=pyXu0mC38SE

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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