Draufgeschaut: Soul Boy

Joe (Martin Compston) will so gut Soul tanzen wie niemand sonst.
Joe (Martin Compston) will so gut Soul tanzen wie niemand sonst.
Film Soul Boy
Produktionsland Großbritannien
Jahr 2010
Spielzeit 80 Minuten
Regie Shimmy Marcus
Hauptdarsteller Martin Compston, Felicity Jones, Russ Mountjoy, Jane Nichola Burley, Craig Parkinson
Bewertung

Worum geht’s?

Ein öder Job und kein Glück bei den Mädels: Der 17-jährige Joe hat nicht besonders viel Spaß im Stoke on Trent des Jahres 1974. Als er sich in Jane verliebt, kommt aber Spannung in sein Leben. Wie Joe herausfindet, feiert seine Angebetete regelmäßig im benachbarten Wigan wilde Disconächte und tanzt zu den neusten Soul-Hits. Nach einer kurzen Erkundungstour in den örtlichen Plattenladen ist auch Joe sofort Feuer und Flamme für diese Musik. Schon bald wird er ebenfalls Stammgast im Wigan Casino – aber um Jane zu beeindrucken, muss er beweisen, dass er ein echter Soul Boy ist.

Das sagt shitesite:

Ein famoser Northern-Soul-Soundtrack und tolle Tanzszenen sind die wichtigsten Gründe, um Soul Boy zu empfehlen. Es kommen aber noch mehr dazu: Der Fokus auf Pillen, Mädchen und Kassetten, der das Leben von Joe und seinem Freund Russ bestimmt, illustriert sehr schön, wie wenig sich am Dasein als Teenager im Norden Englands innerhalb der vergangenen 40 Jahre verändert hat (nämlich nur das Medium für Tonträger).

Martin Compston ist sehr überzeugend in der etwas seltsam konzipierten Rolle des Joe, der einst ein talentierter Eiskunstläufer war, aber auch für die eine oder andere Rauferei zu haben ist. Passend dazu wird das Tanzen im legendären Wigan Casino (1978 vom Billboard Magazine als beste Disco der Welt gekürt) für ihn sofort zum Wettbewerb, zum Sport und sogar zur Akrobatik. Auf der anderen Seite ist seine Sensibilität im Umgang mit seinen Kumpels, seinem Arbeitskollegen und nicht zuletzt natürlich mit der umschwärmten Jane mindestens ebenso groß wie sein Ehrgeiz.

Dazu wird Soul Boy, vielleicht sogar ohne das zu beabsichtigen, zu einer sehr schönen Erklärung dafür, wie eine gerade aufblühende Popkultur-Szene entsteht: Die Musik wird für die Eingeweihten zu einer eigenen, neuen Welt. Alles ist aufregend und sexy, und für die, die davon wissen, gibt es nichts Spannenderes und Wichtigeres, als Teil davon zu sein – und den Rest der Welt zugleich auszuschließen, durch subtile Codes, die genau festlegen, welche Klamotten, Tanzschritte und Lieder die richtigen sind.

Bestes Zitat:

“Jeder Tanz wurde irgendwann erfunden.”

Der Trailer zum Film:

httpv://www.youtube.com/watch?v=1S016K0MMqg

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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