Draufgeschaut: Young Adult

Film Young Adult

Szene aus dem Film "Young Adult" mit Charlize Theron
Mavis (Charlize Theron) kehrt zurück in ihre Heimatstadt.
Produktionsland USA
Jahr 2011
Spielzeit 94 Minuten
Regie Jason Reitman
Hauptdarsteller Charlize Theron, Patton Oswalt, Patrick Wilson, Elizabeth Reaser
Bewertung

Worum geht’s?

Als Autorin für Jugendbücher lebt Mavis Gary in Minneapolis ein weitgehend sorgenfreies Leben, als sie eine Mail von ihrem Exfreund Buddy bekommt: ein Foto seiner neugeborenen Tochter, das er an alle Kontakte in seinem Adressbuch verschickt hat. Die 37-Jährige (miss-)versteht die Nachricht als geheime Liebesbotschaft von Buddy. Sie beschließt, in ihre Heimatstadt Mercury zurückzukehren, um ihn zurückzugewinnen. Dort ist man zwar fasziniert von Mavis, die Mercury als Ballkönigin verlassen hatte und nun als schillernde Frau aus der Großstadt zurückkehrt. Doch als klar wird, dass sie einen frisch gebackenen Vater aus einer glücklichen Beziehung reißen will, findet sie dafür wenig Verständnis. Auch nicht bei Matt, der während der gemeinsamen Zeit in der High School bei einem Überfall halbtot geschlagen wurde und seitdem körperlich behindert ist. Mavis hofft, in ihm einen Komplizen für ihren Plan gefunden zu haben. Doch zunächst taugt Matt allenfalls als Saufkumpan.

Das sagt shitesite:

Auch mit Young Adult liefert das Gespann aus Regisseur Jason Reitman und Drehbuchautorin Diablo Cody, die schon Juno gemeinsam verantwortet hatten, einen guten Film ab. Es ist ein bitteres, ungewöhnliches, nachdenkliches Werk – erst recht für Hollywood-Verhältnisse.

Vielleicht der größte Pluspunkt: Der Film kennt Humor, der sich vor allem in den scharfzüngigen Dialogen zwischen Mavis und Matt entfaltet, aber er verweigert sich, gute Laune zu verbreiten. Charlize Theron verkörpert eine Hauptfigur, auf die alles zugeschnitten ist, die aber in keiner einzigen Sekunde sympathisch ist: Mavis ist Egozentrik auf zwei Beinen.

Als sie zuletzt in ihrer sagenhaft provinziellen Heimatstadt lebte, war sie das beliebteste Mädchen der Schule. Die Rückkehr führt sie zur Frage: Was ist sie jetzt? Und zur Ahnung einer Antwort, die sie sich nicht eingestehen will: Eine geschiedene 37-Jährige, so neurotisch und einsam, dass sie nur auf die Gesellschaft ihres Schoßhündchens hoffen kann, beruflich auf dem absteigenden Ast und mit einem ernsthaften Alkoholproblem. Die Reise in die Vergangenheit samt der Rück-Eroberung von Buddy sollte für Mavis die vermeintlich beste Zeit ihres Lebens wieder auferstehen lassen. Damals war sie Möglichkeit, Potenzial, Versprechen. Jetzt wird ihr klar, wie wenig sie davon eingelöst hat.

Gekonnt spielt Young Adult mit Erwartungen der Zuschauer und dem, was in einer romantischen Komödie üblich wäre. Erfreulich oft dürfen dabei die Bilder für sich sprechen. Ist die Kraft der Jugendliebe stark genug, um Buddy in Versuchung zu bringen? Wird der schräge Matt, aus nicht erloschener Bewunderung für ihre Schönheit, Mavis unterstützen? Wird Buddys Ehefrau etwas von den Avancen bemerken, die Mavis ihm macht?

Die Antworten darauf bleiben so lange offen, bis der Zuschauer merkt, dass es um diese Fragen gar nicht geht. Young Adult ist keine Liebesgeschichte, sondern erzählt vom grandios halbherzigen Versuch einer Selbstfindung. Die gesamte Handlung steuert sehr geschickt auf die zentrale Szene des Films zu, in der Mavis nackt vor Matt steht und all ihre Eitelkeit fahren lässt.

Was stört, ist ein Übermaß an Klischees. Der nerdige Matt muss nicht nur gestehen, dass seit der Misshandlung aus Schülertagen sein Penis nicht mehr richtig funktioniert, sondern als Hobby auch noch Actionfiguren bemalen. Dass Mavis sich nicht wie eine Erwachsene verhalten kann, wird durch die Passagen, in denen aus ihren Teenie-Büchern zitiert wird, überdeutlich gemacht. Um ihre Verachtung fürs Leben zum Ausdruck zu bringen, finden die Macher keine bessere Metapher als ihre Vorliebe für Fast Food. Und die ultimative Nostalgie übermannt sie natürlich beim Besuch in ihrem einstigen Kinderzimmer.

Das hätte man subtiler, eleganter und intelligenter erzählen können, zumal in einem Film, der dem Zuschauer offensichtlich zutraut, sich auf Erkenntnisse und Botschaften außerhalb des Üblichen einzulassen. So ist Young Adult nur mutig, aber nicht mutig genug.

Bestes Zitat:

„Männer wie ich werden geboren, um Frauen wie dich zu lieben.“

Der Trailer zum Film.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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