Ein Go-Kart mit Schaltung

Als hätte man einen Mini Cooper mit einem Porsche Cayenne gekreuzt: der Micra C+C. Foto: Nissan
Als hätte man einen Mini Cooper mit einem Porsche Cayenne gekreuzt: der Micra C+C. Foto: Nissan

Bei sechseinhalbtausend Touren reißt der Wind an der Mütze, der Motor macht einen Höllenlärm, und die Topografie der Fahrbahn ist so direkt zu spüren, als fahre man auf ihr Wasserski. Die Tachonadel zeigt längst einen Wert an, den es laut technischem Datenblatt gar nicht geben dürfte. Das alles ist ungefähr das Gegenteil von dem, was man gemeinhin “Laufkultur” nennt. Es ist: Temperament.

Der Nissan Micra C+C ist mit dem 1,6-Liter-Motor ein Spaßmobil. 110 PS verleihen dem gerade einmal 1200 Kilo schweren Cabrio reichlich Rasanz und Fahreigenschaften, die stark an ein Go-Kart erinnern – also enorme Wendigkeit, ein sehr direktes Ansprechen auf Befehle der Pedale und der Lenkung sowie ein unmittelbares Gefühl für den Asphalt. Das Beste daran: auch quietschende Reifen, Motor-Röhren und der Wind im Gesicht sind inklusive.

Das zweiteilige, nahezu komplett aus Glas bestehende Dach von Karmann ist das Highlight an diesem Auto. Es faltet sich innerhalb von 22 Sekunden fast ausschließlich durch hydraulische Unterstützung in den Kofferraum. Die Zahl der Bauteile wurde gegenüber vergleichbaren Dächern reduziert und damit auch die Zahl der potenziellen Fehlerquellen.

Weiterer Vorteil: Auch bei geschlossenem Dach hat man nach oben einen Panoramablick. Außerdem sorgte die Karmann-Entwicklung für ein Plus an Karosseriesteifigkeit. Schließlich nimmt die Konstruktion recht wenig Platz weg: Auch wenn man oben ohne unterwegs ist, fasst der Kofferraum noch 255 Liter. Mit geschlossenem Dach stehen 457 Liter Stauraum zur Verfügung.

Ein Platzriese ist der Micra C+C trotzdem nicht. Zwar ist das Cabrio fast neun Zentimeter länger als die Limousine, aber auf der Rückbank sollte man doch lieber nur die Tennistasche transportieren als die Gegner zum Doppel. Auch Fahrer- und Beifahrersitz bieten für sehr groß gewachsene Piloten etwas wenig Beinfreiheit.

Gewöhnungsbedürftig ist auch das schlüssellose Zugangssystem. Die Fächer in den Türen sind so geformt, dass kleine Gegenstände wie zum Beispiel Schlüssel mitunter schwer darin zu erreichen sind. Zumindest bei längeren Autobahnfahrten wünschte man sich zudem einen sechsten Gang. Der würde nicht nur den Verbrauch reduzieren, sondern auch den Geräuschpegel, so dass man das gute Audiosystem mit Sechsfach-CD-Wechsler (gibt es für 290 Euro Aufpreis) besser genießen könnte.

Ansonsten gibt es nichts zu meckern. Die Windschutzscheibe steht so flach, dass man Wetter (und vor allem Wind) nicht schutzlos ausgeliefert ist, aber dennoch die Cabrio-Freiheit spürt. Vier Airbags, aktive Kopfstützen und das bei der 1,6-Liter-Version serienmäßige ESP sorgen für die nötige Sicherheit. Dank der knackigen Maße ist auch die Parkplatzsuche kein Problem. Mit seiner individuellen Optik, die ein bisschen aussieht, als sei ein Porsche Cayenne über einen Mini Cooper hergefallen, wird der Micra C+C seine Fans gewinnen. Und die dürfen sicher sein: Spaß ist garantiert.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

Alle Beiträge ansehen von Michael Kraft →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.