Highfield Festival, Großpösna, Tag 2

Sebastian Madsen lieferte eine Lehrstunde im Frontmannsein.
Sebastian Madsen lieferte eine Lehrstunde im Frontmannsein.

Das Wichtigste vorab: Mario’s Pizza ist doch da, gewohnt schmackhaft, überteuert und knapp portioniert. Auch der Highfield-Döner ist nicht schlecht. Und backstage gibt es lecker vegetarische Sachen mit sehr viel Knoblauch – vielleicht soll das vor Bela B. schützen.

Ansonsten war der Samstag beim Highfield vor allem: der Tag von Madsen. Auf die Jungs aus dem Wendland hatte ich mich mit Abstand am meisten gefreut, und da war ich offensichtlich nicht der Einzige. Sie ließen dann auch keine Wünsche offen. Vom aktuellen Album Labyrinth gab es tatsächlich nur das Beste (vor allem gelungen: Moped nach Madrid), dazu viele alte Hits (sogar Panik vom Debüt, was ein paar Wochen nach dem Loveparade-Unglück zumindest für manche ein wenig gewagt gewesen sein dürfte).

Vor allem aber hatten Madsen selbst offensichtlich jede Menge Spaß an ihrer Show. Sänger Sebastian griff zwar nur einmal zur Gitarre, um sich kurz an Sepulturas Roots, Bloody Roots zu versuchen. Ansonsten setzte ihn seine Handverletzung noch außer Gefecht und er musste sich aufs Singen beschränken. Die (vom Handgelenk abgesehen) neue Bewegungsfreiheit nutzte er aber für ein bisschen Anschauungsunterricht im Frontmannsein.

Überhaupt boten Madsen nicht nur viel gute Laune und, wie immer, eine gesunde Dosis Optimismus, sondern auch reichlich Spektakel – und das war inmitten von all dem ordentlichen Handwerk (Thrice) und schlimmen Schweinerock (Danko Jones) eine sehr willkommene Abwechslung. Drei Ps dürften dafür sorgen, dass von dieser Madsen-Show noch lange gesprochen wird: Pogo (sehr beeindruckend für einen Act, der nach vor wenigen Jahren als Mädchenband galt), Pyro (jede Menge Funken und Explosionen) und Pixies (als erste Zugabe gab es eine geniale Version von Where Is My Mind und dann auch noch das gefeierte Nachtbaden).

Bei Unheilig bestand das Bühnenbild hingegen aus zwei überflüssigen Menschen ganz hinten und einem noch überflüssigeren Schiffswrack in der Mitte. Sollte das eine Anspielung auf Wann kommt die Flut sein? Oder ein versteckter Hinweis, den man hier auch für möglich halten muss: Das Boot ist voll? Rätselhaft, genau wie der Mega-Erfolg dieser Musik ohne Melodie, Rhythmus oder Zauber. Hinter Sänger Bernd Heinrich Graf prangte ein Logo mit den Initialen UH. Was soll das bedeuten? Unterhose? Ultimativ hässlich? Oder, wie man in diesen Breiten wohl sagen würde: urst hasig? Wie gesagt: ein Rätsel.

Brian Molko und seine Band begannen gleich mit dem Klassiker Nancy Boy.
Brian Molko und seine Band begannen gleich mit dem Klassiker Nancy Boy.

Schließlich hatte der Samstag beim Highfield noch Placebo zu bieten. Frontmann Brian Molko scherzte kurz vor der Show noch (ganz in schwarz und mit Hut) an der Theke im VIP-Bereich. Auf der Bühne (ganz in weiß und mit Strickmütze) zeigten er und seine Mitstreiter dann solides Rock-Entertainment, auch wenn recht früh deutlich wurde, dass Placebo ein paar mehr Kracher vom Schlage des Openers Nancy Boy bräuchten, um eine müde Festivalmenge wirklich noch einmal aus der Reserve zu locken.

Davor hatten Black Rebel Motorcycle Club kurzfristig ihren Auftritt abgesagt. Bei einem Festival in Belgien erlag der Vater von Robert Levon Been einem Herzinfarkt. Wäre das allein nicht schon Grund genug für eine Absage, war er auch noch der Toningenieur der Band. Die traurige Nachricht hatte immerhin einen positiven Effekt: Argentinien bewies, dass es den Deutschen die schmachvolle Niederlage bei der Fußball-WM nicht nachträgt. Denn die Funksalsareggae-Rocker von Karamelo Santo waren freiwillig bereit, den Platz von BRMC zu übernehmen und dafür auf ihren Slot am Nachmittag zu verzichten. Es hat sich gelohnt: Bei ihrer Show war die Zeltbühne erstmals so gut gefüllt, dass niemand mehr reinkam.

Ein irrer Rausschmeißer: Madsen spielen Nachtbaden live beim Highfield 2010:

httpv://www.youtube.com/watch?v=N4KGE8ecOj8

Mehr Fotos vom Highfield 2010 gibt es hier.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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4 Gedanken zu “Highfield Festival, Großpösna, Tag 2

  1. Das Highfield Festival war wirklich klasse. Zu tollen Bands kam das gute Wetter, wobei gut schon untertrieben ist, und die netten Festivalbesucher.
    Für wenig Geld super Tage erleben..

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