Hingehört: Adam Olenius – “Looking Forward To The New Me”

Künstler Adam Olenius

Looking Forward To The New Me Adam Olenius Kritik Rezension
Zwei Songs hat Adam Olenius auf seiner Solo-EP selbst prdoziert.
Album Looking Forward To The New Me
Label ABWO
Erscheinungsjahr 2016
Bewertung

Vielleicht ist das ja ein Trugschluss. Da hat jemand eine Band (die Shout Out Louds), musiziert ziemlich erfolgreich (vier Alben seit der Gründung im Jahr 2001, Beiträge für Hollywood-Soundtracks, Auftritte bei David Letterman und Jay Leno) und macht dann eine Soloplatte. Mehr noch: Er gründet eigens eine Plattenfirma dafür und kündigt an: „This is the first glimpse of my new direction. My new road. My fire lane.”

Da erwartet man natürlich, wie jetzt von Adam Olenius, auf den sich die oben genannten Eckdaten beziehen, so etwas wie einen Ausbruch, einen radikalen Stilwechsel, die in Songs gepackte Botschaft von „Auch solche Musik steckt in mir, auch wenn ihr das nicht für möglich gehalten hättet!“ Looking Forward To The New Me, seine ausschließlich digital veröffentlichte Debüt-EP, bietet aber auf den ersten Blick nichts davon.

Angesichts der Single News Are Saying, die diese 5-Track-EP eröffnet, muss man sich sogar fragen, was seine Botschaft überhaupt sein soll. „The news are saying you don’t love me, but I don’t care any more / this house I trying to tell me that I don’t live here any more“ – diese beiden Zeilen werden stetig wiederholt und bilden fast den gesamten Text, dazu gibt es auch noch eine weibliche Gaststimme (von Say Lou Lou), die sozusagen die Rolle einnimmt, die Bebban Stenborg bei den Shout Out Louds inne hat. Das wirkt nicht gerade, als könne jemand endlich sein Ego ausleben und die schon lange in ihm schlummernden Gedanken und Klangexperimente herauslassen.

Ganz offensichtlich entspricht die Idee vom Solowerk als Abweichung zum Sound der Band auch gar nicht der Intention von Adam Olenius. Er wählt, trotz des programmatischen Titels, vielmehr eine sehr entspannte Herangehensweise für Looking Forward To The New Me. „Here it is. My solo debut. In the shape of 5 songs I started writing a few years ago and finished just a few weeks ago. Songs written at home, in the elevator, on airplanes, in bars and in between soundchecks. No filters, no time to think. Pushed record and started singing. Songs about love, death, alcohol, money and other current affairs”, lautet seine Anmoderation für diese EP, und dieser Charakter von einnehmender Spontaneität und charmanter Beiläufigkeit prägt die Platte.

Wednesdays (mit Rebecca Scheja von Rebecca & Fiona als Background-Sängerin) gerät bittersüß, als schließe Adam Olenius die Erkenntnis ins Herz, dass man in bestimmten Angelegenheiten einfach nichts dazu lernen kann. Feels Like Feels Right hat eine ganz ähnliche Stimmung: „Hallo Trübsal, schön dass du wieder da bist“, scheint die Botschaft zu sein. Noch ein bisschen abstrakter wird Moves, wo ebenfalls Rebecca Scheja mitsingen darf. Birthday (Kill For That Jacket) ist einer von zwei Tracks, die Adam Olenius selbst produziert hat (für die anderen drei Songs hat das Måns Lundberg übernommen), das Vorbild scheint dabei John Lennons Mother gewesen zu sein, sowohl in Sound und Atmosphäre als auch hinsichtlich der zerbrechlichen Kopfstimme und der reduzierten, aber sehr prominenten Bassgitarre.

Nicht zuletzt dieses Lied offenbart dann doch ein paar Unterschiede zwischen den Shout Out Louds und den Songs auf Looking Forward To The New Me: Die Lieder von Adam Olemius sind hier deutlich persönlicher, auch etwas langsamer und melancholischer als das Werk seiner Band – aber genauso schön. Dass diese EP das Ende der Shout Out Louds bedeutet, muss übrigens niemand befürchten: Die Songs hat er in Stockholm aufgenommen, wenn während der Sessions für ein neues Album seiner Band, das wohl 2017 erscheinen wird, gerade etwas Zeit war.

Nicht beiläufig, sondern hinterherläufig ist das Video zu Feels Like Feels Right.

Adam Olenius bei Facebook.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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