Childrenn – “Animale”

Künstler Childrenn

Animale Childrenn Albumkritik Rezension
“Animale” haben Childrenn in ihrer Heimatstadt Kopenhagen aufgenommen.
Album Animale
Label Mighty Music
Erscheinungsjahr 2016
Bewertung

Die ersten Töne dieses Debütalbums könnte man für Rage Against The Machine halten: Handcuffed beginnt mit enormer Wucht, dann kommt die Stimme dazu, die ebenfalls klingt, als wolle sie sich unbedingt aus einer sehr schmerzhaften Gefangenschaft befreien. So viel Power ist auch gar nicht verwunderlich bei Childrenn: Das dänische Quartett weiß in seinen Reihen ehemalige Mitglieder beispielsweise von Psyched Up Janis, den Raveonettes oder Mechanical Bird.

Der Haudrauf-Auftakt führt aber in die Irre. Die sechs Songs auf Animale sind nicht so sehr von Kraft getrieben, vielmehr von Verzweiflung. Oft gibt es am Ende der Stücke minutenlange instrumentale Passagen, in denen sich Jakob Jørgensen, Jakob Brixen, Manoj Ramdas und Rune Nugge Kristensen in ihrer Musik zu vergessen scheinen, auch in vielen anderen Momenten dieser Platte ist es erstaunlich, dass man so prototypischen Rock machen und dabei so wenig angeberisch klingen kann. Was Childrenn machen, ist Rock aus der Defensive.

Äußerst faszinierend und sogar mitreißend kann Animale natürlich trotzdem werden. Der Bass in Black Unicorn ist hektisch, der Gesang auch, aber auf eine andere Weise – und die Musik blubbert drumherum wie die Lava in der Hölle. Der Schlusspunkt Dancing On The Ashes lässt sich irgendwo zwischen Drone, Prog und Punk einordnen: Es beginnt mit Minnesang und endet mit Geschrei. Bei It’s Time To Leave kann man ziemlich sicher sein, dass an der Westküste geborene NASA-Ingenieure im Jahr 1972 liebend gern so etwas gehört haben. Und Submission klingt, als würden Muse versuchen, eine Stoner-Rock-Ballade zu machen.

Der mehr als achtminütige Quasi-Titelsong Animale / Neural Oscillations zeigt vielleicht am besten, wie Childrenn ticken: Ein gutes Riff ist auch hier die Basis, aber nicht der Endzweck des Songs. Das darin besungene Tier ist eindeutig nachtaktiv und kann extrem gefährlich werden, nimmt im Zweifel aber lieber Reißaus vor den Menschen. Was wahrscheinlich ziemlich clever ist.

Sehr passend: Das Video zu Handcuffed beginnt wie ein Horrorfilm, und endet auch so.

Childrenn bei Facebook.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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