Colourmusic – “May You Marry Rich”

Künstler Colourmusic

Farben aus dem gesamten Spektrum gibt es diesmal von Colourmusic.
Farben aus dem gesamten Spektrum gibt es diesmal von Colourmusic.
Album May You Marry Rich
Label Memphis Industries
Erscheinungsjahr 2014
Bewertung

Farbe ist die Kategorie, in der sich das künstlerische Schaffen von Colourmusic entfaltet. Red und Yellow waren Titel von frühen EPs der Band aus Oklahoma. Die Musiker verschlingen alles, was sie über die Farbkreis-Theorie von Isaac Newton in die Finger bekommen können. Und jedes Lied verbinden sie mit einer bestimmten Farbe.

Das Gründungsduo Nick Turner und Ryan Hendrix ist inzwischen zu einem Quartett angewachsen, Bassist Colin Fleishacker und Schlagzeuger Nicholas Ley aus der Live-Crew haben Colourmusic für Album #3 verstärkt. Welche Farbe also repräsentiert May You Marry Rich? Die Antwort lautet: alle und keine. Die Platte ist tiefschwarz und zugleich oszillieren die Sounds durch das gesamte Spektrum. Die lustigen Bildschirmspielchen, mit denen der Windows Media Player versucht, Musik zu visualisieren, sind genau das passende Bild für diesen Sound.

Black (!) Rebel Motorcycle Club sind ein wichtiger Bezugspunkt, etwa in der Single Horse Race. Akustische Exzesse wie die Flaming Lips (mit denen Colourmusic schon auf Tour waren), ausgelebt auf einem Herzschlag-Beat, bietet Audacity Of Hope. Der Schlusspunkt Idiot ist höchst aggressiv, jedes einzelne Instrument schlüpft in die Rolle des Berserkers und wenn dann der Gesang einsetzt, klingt das wie der zigfach aufgeladene Wagemut von Primal Scream.

Es gibt auf May You Marry Rich einige Lieder, die in die Beine gehen (vor allem Rendezvous With Destiny mit seinem entschlossenen Beat), und auch ein paar Momente, die zu Herzen gehen (Silvertape, das in Eighties-Sound badet, und das dezente Object sind Beispiele dafür). Vor allem aber ist dies ein Album für den Kopf, zum Staunen, zum Wundern, zum Verwirrenlassen. The Duchess zeigt, wie es Colourmusic verstehen, eine sehr ereignisreiche Musik mit einem schläfrigen Gesang zu paaren, Dreamgirl ’82 ist Dröhnen und Prahlen, Overture klingt, als wären Judas Priest von einem Virus befallen worden.

Satyricon ist ein Höhepunkt: Der Song hat einen Beat mit großer Autorität, umkreist wird er von Orgel, Gitarre und verwaschenem Gesang, nach drei Minuten wird er dann attackiert von einem Zwischending aus Monsterbass und Dudelsack. Snake In The Mouth zeigt schließlich am besten, was den Reiz von Colourmusic ausmacht: Sie machen (weitgehend) mit echten Instrumenten genau das, was Justice mit Samples und Computern machen.

Colourmusic live in London.

httpv://www.youtube.com/watch?v=kgT3USrNtHQ

Homepage von Colourmusic.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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