Malky – “Soon”

Künstler Malky

Mit "Soon" legen Malky ein souveränes und innovatives Debüt vor.
Mit “Soon” legen Malky ein souveränes und innovatives Debüt vor.
Album Soon
Label Eighty Days
Erscheinungsjahr 2014
Bewertung

Geschmackvolle, innovative Soul-Platten kommen in letzter Zeit aus den seltsamsten Orten. Erst hat sich ein Rapper aus den finstersten Vierteln Londons in einen schnieken Crooner verwandelt (Plan B), zuletzt hat Bo Saris gezeigt, dass Memphis und Detroit gar nicht so weit weg von den Niederlanden sind. Jetzt kommt mit Soon ein Debütalbum, auf das diese Charakteristik ebenfalls zutrifft – es kommt von Malky, und es kommt aus Leipzig.

Dort sind Sänger Daniel Stoyanov und Keyboarder/Produzent Michael Vajna mittlerweile zuhause. Ihre Wurzeln liegen allerdings anderswo: Daniel ist in Bulgarien geboren, Michael hat ungarische Vorfahren. Auch die ersten musikalischen Meriten verdienten sich die beiden nicht in Sachsen, sondern in der Kurpfalz. Michael Vajna studierte an der Mannheimer Popakademie, Daniel Stoyanov ist schon eine ganze Weile im Umfeld der Söhne Mannheims aktiv. Ihre gemeinsame Plattenfirma Eighty Days Records, deren erster Release diese Platte ist, hat ihren Sitz ebenfalls nicht in Leipzig, sondern in Weinheim an der Bergstraße.

Allzu viel Wert sollte man bei Malky (Bulgarisch für „kleiner Junge“) auf die geografischen Eckdaten aber ohnehin nicht legen. Soon hat ganz klar internationale Ansprüche und wird diesen, bis auf die nicht immer unfallfreien englischen Texte, auch problemlos gerecht. Der Schlusspunkt The Upper Room ist ein gutes Beispiel dafür, meisterhaft und souverän, wie man es bei einem Debüt kaum für möglich halten sollte.

Freilich sind Stoyanov und Majna bei weitem keine Frischlinge mehr: Sie haben zuvor Songs unter anderem für Xavier Naidoo, Culcha Candela oder Tim Bendzko geschrieben, Sänger Stoyanov ist auch in punkto Live-Erfahrung auf großen Bühnen längst nicht mehr grün hinter den Ohren. Erfreulicherweise macht sich das auf Soon aber nur in handwerklichem Können und großen Horizont, nicht in gelangweilter Routine bemerkbar.

Die erste große Stärke von Malky ist dabei die Fähigkeit zur Reduktion: Im Titelsong, gleich am Beginn des Albums, besteht das Schlagzeug nur aus einer Bass Drum, das Klavier spielt nur einzelne Töne statt Akkorde, auf einen Refrain wird gleich ganz verzichtet und zwischendurch herrscht in dem Track sogar zweimal völlige Stille. Stoyanovs Gesang kann durch diesen Effekt noch mehr glänzen, ebenso die gewitzten Details, die es in der Musik von Malky immer wieder gibt.

Human Love braucht nur Gesang und Gitarre, um fesselnd zu werden, in Beautiful Vacation schlängelt sich alles um einen Beat herum, der nicht schnell oder kraftvoll ist, aber trotzdem hypnotisierend. Das akustische Give Away ist beeindruckend elegant, Trouble braucht im Prinzip nur eine satte Orgel und vergleichsweise muskulöse Drums, um zum Volltreffer zu werden. Das beste Lied des Albums ist History Of Broken Hearts, in dem die Handclaps kein Gimmick sind, sondern gleich durchgehend den Rhythmus verstärken, ein charmanter Chor seinen Auftritt hat und Malky es schaffen, trotz sehr viel Abwechslung nicht den romantischen, strahlenden Kern des Songs aus den Augen zu verlieren.

Als zweiten großen Pluspunkt muss man die Experimentierfreude des Duos hervorheben. Babylon Tree packt eine Schrammel-Gitarre auf ein synthetisches Klangbett, und dann auch noch Rückwärts-Elemente obendrauf. Auch die Single Diamonds ist ebenso fantasie- wie stilvoll.

Gelegentlich schießen Malky dabei allerdings übers Ziel hinaus: Bei Showdown, das groß und gefährlich klingt, meint man zunächst, es könne gut zu Aloe Blacc passen, aber dann wird der Song etwas überkandidelt. Whose Order könnte nicht moderner sein, wenn der Track komplett auf einem iPhone 6 aufgenommen und produziert worden wäre, er verliert sich dann aber in seinen Klang-Abenteuern. Auf einem insgesamt erstaunlichen Debüt sind das allerdings kleine Ausrutscher – und einem „kleinen Jungen“ kann man solch gelegentlichen Übermut wohl allemal verzeihen.

Diamonds suchen Malky offensichtlich in der Leipziger Tieflandsbucht.

httpv://www.youtube.com/watch?v=c0x5KuLw8HU

Malky bei Facebook.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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