Hingehört: The Very Best – “Makes A King”

Künstler The Very Best

Covers des Albums "Makes A King" von The Very Best
In einem Dorf in Malawi haben The Very Best ihr drittes Album aufgenommen.
Album Makes A King
Label Moshi Moshi
Erscheinungsjahr 2015
Bewertung

In Hollywood wird man das lieben. Nkhondo, das erste Lied auf dieser Platte, klingt genau wie die Musik, die man dort gerne einsetzt, während die Kamera aus der Vogelperspektive über die Wüste oder ein afrikanisches Dorf blickt, um dann anzukommen und hineinzuzoomen in einer Großstadt-Szene, die sicher etwas mit Armut, Gewalt oder Korruption zu tun hat.

Dieser Kontrast aus ursprünglicher, prächtiger Natur und problembeladenen, dysfunktionalen Gesellschaften steht nach wie vor im Mittelpunkt, wenn im Westen (der aus afrikanischer Sicht natürlich der Norden ist) über Afrika gesprochen wird. Er spielt auch auf Makes A King eine Rolle, dem dritten Album von The Very Best.

Zum einen haben Johan Hugo, der schwedische Produzent, und Esau Mwamwaya, der malawische Sänger, sich sowohl vom urbanen Kontext in Malawis Hauptstadt Lilongwe inspirieren lassen (wo nach einem Auftritt der Band beim Lake-Of-Stars-Festival die meisten Demos für Makes A King entstanden) als auch vom Landleben in einem Dörfchen namens M’dala Chikowa am südlichen Ufer des Malawi-Sees.

“It was an amazing experience recording there, especially because the community is half Christian, half Muslim”, erinnert sich Johan Hugo. “In a world often divided between the West and the ‘other’ it was amazing to see people living in peace and harmony despite differences in religion and culture.” Passend dazu luden sie immer wieder Musiker aus der Gegend ein, die spontan bei den Aufnahmen mitmachten. “This time we really wanted to make a record that could be played by a band. Something really organic, so there’s not as many electronic instruments on Makes A King”, erklärt Johan Hugo die Motivation dahinter.

Zum anderen greifen auch die Texte diesen Konflikt auf, beispielsweise in Hear Me, das (mit Chris Baio von Vampire Weekend am Bass) eine behutsame, friedfertige TripHop-Atmosphäre verbreitet. „Hear Me was a very personal song for Esau and he wanted to express his frustrations about the lack of progress in Malawi since independence”, bekennt Johan Hugo.

Nicht zuletzt schwankt auch die Musik von The Very Best zwischen ursprünglich und hochtechnologisiert. Bilimankhwe (mit der Begleitung von Jerere, einer lokalen Band, die das Duo unterstützte) klingt wie ein Traditional, wie die pure, unverfälschte Freude am Leben und am Gesang. Ebenso reduziert ist Mwana Wanga, fast nur mit E-Gitarre und Gesang und ganz viel Sehnsucht. Dem stehen auf Makes A King allerdings Songs gegenüber wie Let Go oder Mariana, die mit ihrer ausgelassenen Atmosphäre an K’Naan denken lassen. Guju Guju und der Titelsong sind elektronisch eingefärbt und getragen von einer faszinierenden Leichtigkeit. Auch Sewka ist sommerlicher Elektropop irgendwo zwischen Friendly Fires und Robert Miles.

Manches ist dabei so prototypisch Afrika, dass man dem Duo einen Hang zum Exotismus unterstellen könnte. Ganz von der Hand zu weisen ist dieser Vorwurf nicht, denn allzu subtil sind die Mittel diesmal nicht, auf die The Very Best setzen. Allerdings schaffen sie es (und zwar auch dann, wenn man kein Wort der Texte versteht), dabei Assoziationen zu wecken, die so gar nichts mit den aktuellen Afrika-Schlagzeilen rund um Flüchtlinge, Seuchen und Bürgerkrieg zu tun haben.

Umasiye hat nicht nur den virtuosen Gesang von Senegals Superstar Baaba Maal zu bieten, sondern auch eine verträumte, beinahe selige Stimmung. Ufumu wird ein mitreißendes Instrumental, Kanyale ist ebenso stolz wie eingängig. Und The Dead And The Dreaming (feat. Seye) klingt zwar betrübt und verloren, scheint aber doch die Gewissheit zu haben, dass es Hoffnung und Gerechtigkeit gibt (auch wenn sie sich vielleicht ein bisschen länger brauchen, bis sie alle Kontinente gefunden haben).

Dass diese Platte eher die Idylle zeigt als den Konflikt, war genau das Ziel, das The Very Best erreichen wollten, sagt Johan Hugo: “We’ve always felt our purpose in music is to be a positive force and Esau’s voice touches people without going too deep into political issues. So Makes A King is about celebrating the positive and the negative in life – and striving to stay happy through it all.”

Natur und Special Effects vereint auch das Video zu Hear Me.

Homepage von The Very Best.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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