2:54 – “Scarlet EP”

Künstler 2:54

Vier Lieder, viel Nebel und Bedrängnis: die "Scarlet EP" von 2:54.
Vier Lieder, viel Nebel und Bedrängnis: die “Scarlet EP” von 2:54.
EP Scarlet
Label Fiction
Erscheinungsjahr 2011
Bewertung

2:54 ist ein ziemlich ungooglebarer Bandname. Liefern wir also zunächst mal die Fakten.

2:54 sind ein Quartett aus London rund um die Schwestern Colette und Hannah Thurlow. Benannt haben sie sich nach ihrer liebsten Stelle in einem Song der Grunge-Vorväter The Melvins. Die Scarlet EP ist ihre erste Veröffentlichung, produziert hat die vier Songs Rob Ellis, bekannt für seine Zusammenarbeit mit PJ Harvey. 2:54 standen schon auf der Bühne mit den Blood Red Shoes und Melissa auf der Maur, weitere Shows unter anderem im Vorprogramm von The Big Pink sind geplant.

Was für Musik erwartet man bei solchen Koordinaten? Hedonistischen HipHop über die Vorzüge von Stöckelschuhen? Acid-House auf den Spuren von The KLF? Die nächste Zündstufe des englischen Folk-Revivals?

Natürlich nicht. 2:54 machen auf der Scarlet EP genau die Musik, die man bei diesen Referenzpunkten vermuten kann: Rock, durchaus heavy, aber mit Pop-Appeal und einer düsteren, nebligen, psychotischen Grundstimmung.

Scarlet zeigt zum Beginn der EP, wie die weibliche Entsprechung von Stoner Rock klingen muss: knochentrockenes Schlagzeug, ein Bass, der nichts als Konsequenz im Sinn hat, und eine Stimme, die für ein bisschen Licht und Entspannung inmitten der Bedrängnis sorgt.

Wait/Awake beginnt mit einem einzigen Gitarrenton beinahe im Stile von Wild Thing. Auch sonst geht es auf der Scarlet EP nicht so sehr um das, was die Gitarre spielt, sondern eher darum, dass eine Gitarre spielt. 2:54 sind definitiv verknallt in den Sound des Instruments, und all seine Facetten werden in diesen vier Liedern ausgelotet.

Der hypnotische Refrain und vor allem der Gesang lassen in Wait/Awake an Garbage denken. Got A Hold setzt auf eine Wall Of Sound und einen intensiven, geheimnisvollen Refrain, was an The Duke Spirit erinnert. Die feine Dramatik von Dawn lässt an PJ Harvey denken.

Das Erstaunliche dabei ist: 2:54 entwickeln in diesen vier Liedern durchaus einen eigenen Reiz und trotz des erwartbaren Sound-Spektrums bietet die Scarlet EP immer wieder auch kleine Überraschungen. Man darf gespannt sein auf das Album, das für Frühjahr 2012 angekündigt ist.

Klaustrophobie in Sound und Bild: Das Video zu Scarlet zeigt mehr Bäume als Gesichter:

httpv://www.youtube.com/watch?v=VGH7bKlABIc

2:54 bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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