Drive-By Truckers – “A Blessing And A Curse”

Künstler Drive-by Truckers

Das Cover ist bedenklich. Aber “A Blessing And A Curse” hat auch Gutes zu bieten.
Album A Blessing And A Curse
Label Blue Rose
Erscheinungsjahr 2006
Bewertung

Wenn eine Band auf das Cover irgendeinen pseudo-psychedelischen Tattoo-Quatsch malt, wenn sie gleich drei Gitarristen hat und jeder davon aussieht, als sei er noch nie im Leben beim Friseur gewesen, und wenn in garantiert jeder Rezension über das Werk der Gruppe das Wort “handgemacht” vorkommt, dann ist Vorsicht geboten. Noch mehr, wenn die Platte beim Blue-Rose-Label erscheint, das bekannt ist für seine solide, routinierte, immer etwas altbackene und niemals aufregende Musik.

Aufregend ist auch A Blessing And A Curse, das vierte Album der Drive-By Truckers, nicht. Aber zumindest eine kleine Überraschung. Denn auch wenn das Quintett aus Athens, Georgia, auch hier wieder auf Replacements-Stampfer wie den Opener Feb 14 oder Neil-Young-Versuche wie das leicht lärmige Easy On Yourself und das kernige Wednesday setzt, so hält sich das Lynyrd-Skynyrd-Fahneschwenken diesmal doch deutlich in Grenzen.

Statt des satten Südstaatenrocks, der Konzepte und der Boogie-Last der drei Vorgängeralben gibt es auf A Blessing And A Curse diesmal mehr Balladen. Und die wissen zu überzeugen. Goodbye sind 369 Sekunden formidabler Weltschmerz, der dabei nicht vergisst, sich selbst anzuklagen. Space City ist klassischer, staubtrockener Folk, der an die untröstlichsten Momente von Cracker denken lässt. Little Bonnie könnte musikalisch fast von Dinosaur Jr. stammen, der Text ist eine todtraurige Kinderschauergeschichte.

Daylight barmt im Refrain ganz wunderbar, im Rausschmeißer World Of Hurt vermitteln die Drive-By Truckers den Sinn des Lebens glücklicherweise mit einem Augenzwinkern.

Das Highlight stammt nicht vom Bandleader Patterson Hood, sondern ist eines von zwei Stücken hier, die Gitarrist Mike Cooley geschrieben hat. Gravity’s Gone erinnert an die Rolling Stones, noch mehr aber an die lässige Prägnanz von Creedence Clearwater Revival: “So I’ll meet you at the bottom / if there really is one / they always told me / when you hit it you’ll know it / but I’ve been falling so long, it’s like gravity’s gone / and I’m just floating.” Offensichtlich kann man auch auf diese Weise den rechten Weg finden.

Fast wie Exile On Main Street: Die Drive-by Truckers spielen eine Akustik-Version von Gravity’s Gone:

httpv://www.youtube.com/watch?v=BHnbiiPoMSU

Die Drive-By Truckers bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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