Hingehört: Hush Puppies – “Silence Is Golden”

Guter Look, schlaue Vorbilder. Trotzdem ist "Silence Is Golden" ein bisschen schwach auf der Brust.
Künstler Hush Puppies
Album Silence Is Golden
Label Faith Recordings
Erscheinungsjahr 2007
Bewertung **

Das beschauliche Perpignan auf der großen Rock-Weltkarte zu platzieren, ist schon eine Leistung. Mit ihrem Debüt The Trap haben die Hush Puppies vor zwei Jahren genau das geschafft. Das französische Mod- und Garagenrock-Zentrum war plötzlich ein Begriff, und die Songs auf der Platte ließen ernsthafte Zweifel an der These aufkommen, dass die Grande Nation eher dem Vatikanstaat gleicht, wenn es um Rockmusik geht.

Nun legt das Quintett nach. Inzwischen leben die Hush Puppies in Paris, und Silence Is Golden klingt entsprechend etwas urbaner, vielschichtiger und reifer als das Debüt. Und das ist ein kleines Problem. Zwar gibt es hier die richtigen Vorbilder, den nötigen Einsatz und auch genug gute Lieder. A Trip To Vienna entwickelt nach dem langsam-psychedelischen Anfang einen ordentlichen Kick, das rasante Last Organ hat eine an Supergrass erinnernde, satt-schmissige, ähm: Orgel. Down, Down, Down ist grundsolide und sehr charmant. Broken Matador ist, wie so vieles hier, ein wenig überambitioniert, wird aber von netten Details und einem erstaunlichen Drive zum Schluss gerettet.

Aber sowohl die Riffs als auch die Melodien sind ein wenig schwach auf der Brust. Moloko Sound Club hat zwar einen wilden und packenden Refrain, doch er setzt viel zu unvermittelt ein. Die Single Bad Taste And Gold On The Doors lärmt hohl wie zuletzt die Dandy Warhols, auch der Refrain “I want my Kate Moss / I want my Rolls Royce / I want gold on the doors” ist nicht halb so witzig wie gedacht.

Love Bandits soll ruhig und tiefsinnig sein, ist aber bloß langweilig und überflüssig. Es sieht aus, als hätte die Band ihre natürliche Eleganz verloren und sei zum fashion victim geworden. Perignan verhält sich zu Paris eben so wie eine Garage zu einem Salon. Und darin sieht man mit einer Stromgitarre manchmal einfach deplatziert aus.

In Frankreich heißt so etwas wohl Femme Fatale: Der Clip zu Bad Taste And Gold On The Doors:

httpv://www.youtube.com/watch?v=SO8zBsmCcdw

Die Hush Puppies bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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