Hingehört: The Bryan Ferry Orchestra – “The Jazz Age”

"The Jazz Age" wird zur stilvollen Reise in eine andere Ära.
“The Jazz Age” wird zur stilvollen Reise in eine andere Ära.
Künstler The Bryan Ferry Orchestra
Album The Jazz Age
Label BMG
Erscheinungsjahr 2012
Bewertung ***1/2

Manchmal war Bryan Ferry bloß ein hübsches Gesicht, die Projektionsfläche für den hoch eleganten und zukunftsweisenden Sound beispielsweise von Roxy Music. Manchmal war er bloß ein hübscher Hals, an dem Schlips, Fliege und selbst Westernkrawatte gleichermaßen gut aussahen. Vor allem aber war er stets: eine hübsche Stimme.

Ein Instrumental-Album von Bryan Ferry erscheint deshalb als reichlich seltsame Idee. Doch genau dieses Album gibt es jetzt. Auf The Jazz Age spielt das Bryan Ferry Orchestra einige der bekanntesten Stücke aus der 40-jährigen Karriere von Bryan Ferry im Stile der 1920er Jahre nach. Das bedeutet: Jazz, Swing, Ragtime, Dixieland.

Für Bryan Ferry geht damit ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung, denn die Roaring Twenties faszinierten ihn schon immer. Zudem wollte er gerne austesten, welche Gestalt sich seinen Liedern noch verpassen lassen könnte. “A lot of the music I listen to nowadays is instrumental and I wanted my songs to have an alternative life, a life without words”, sagt er.

Das Ergebnis ist faszinierend. Die Bandbreite der dreizehn Stücke reicht von ausgelassenen Interpretationen wie Do The Strand, Don’t Stop The Dance, Avalon oder I Thought über Getragenes wie Love Is The Drug und The Bogus Man bis hin zu The Only Face, das beinahe traurig wirkt.

Mal gibt eine gedämpfte Trompete den Ton an, mal dürfen die Holzbläser ran, gelegentlich ist auch ein Banjo oder eine Gitarre zu hören. An den Instrumenten sitzt die Crème de la Crème der britischen Jazzmusik, als musikalischer Leiter fungiert Colin Good, mit dem Bryan Ferry schon die 1930er-Hommage As Time Goes By produziert hatte.

Auch wenn kaum eines der Originale noch zu erkennen ist, wird The Jazz Age doch zu einem Genuss, denn die Platte funktioniert als ganz eigenes Werk. Es gibt so viel Spielfreude und Abwechslung, dass man sich niemals nach Gesang sehnt. Zugleich bleibt The Jazz Age eine sehr stimmige Zeitreise in eine andere Ära, mit viel Flair und Atmosphäre. Und das Album verkörpert eine Menge von dem, was dann doch allerbestens zu Bryan Ferry passt: Klasse, Eleganz und Dekadenz.

Bryan Ferry spricht über The Jazz Age:

httpv://www.youtube.com/watch?v=VumUtw3IIec

Homepage von Bryan Ferry.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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