The Hives – “The Black And White Album”

Künstler The Hives

Am Anfang ist “The Black And White Album” eine Bombe. Und danach extrem spannend.
Album The Black And White Album
Label No Fun
Erscheinungsjahr 2007
Bewertung

Von dem Moment an, in dem sie zum ersten Mal das Gitarrenkabel in den Verstärker gesteckt haben, wollten die Hives die Welt erobern. Spätestens mit dem dritten Album Tyrannosaurus Hives hatten die Schweden es geschafft: Die Welt zappelte hilflos in ihrer Hand wie Fay Wray in der Pranke von King Kong.

Doch was macht man nun, wenn man die Welt beherrscht? Es gibt nicht viele Möglichkeiten: Man kann sie ein bisschen an der Nase herumführen. Man kann ihr mit ein paar Proben der eigenen Kraft zeigen, dass sie sich zurecht unterworfen hat. Oder man kann den ganzen Laden in die Luft jagen.

Die Hives machen auf The Black And White Album alles zugleich. Am Anfang steht die Bombe. Tick Tick Boom ist ungefähr die Art, wie sich Thor nach einer zweijährigen Auszeit zurückmelden würde, wenn er Zeus mal eben zeigen wollte, wo der, ähm, Hammer hängt. Niemand im Universum kann dieser Riff-Urgewalt das Wasser reichen.

Danach kommen die Beweise der eigenen Größe: Try It Again, Won’t Be Long, Return The Favour und vorneweg You Got It All…Wrong schwingen das Zepter, lassen keinen Fuß ruhig, kein T-Shirt trocken und kein Trommelfell ohne eine ordentliche Konditionseinheit. Allesamt sind sie Hymnen, die ultimative Definition von Lebensfreude und Selbstvertrauen, mit Killer-Riffs und Riesenrefrains.

Doch dazu verwirrt das Quintett auch mit Elementen, die man noch nie aus Fagersta gehört hat. Ein Xylophon erklingt hier, ein Cheerleader-Chor. Es gibt Anspielungen auf Devo (Giddy Up!) und Zwölftonmusik (Puppet On A String), dazu ein gespenstisches, von einer Orgel getragenes Instrumentalstück (A Stroll Through Hive Manor Corridors). Und schließlich das programmatische T.H.E.H.I.V.E.S., produziert vom Hip-Hop-Guru Pharrell Williams, das klingt wie Michael Jackson, wenn der mit Punkrock und New Order aufgewachsen wäre.

Diese Experimente gelingen nicht immer, dienen aber der Dramaturgie des Albums und zeigen, wie die Schweden klingen können, wenn sie ausnahmsweise mal den Fuß vom Gas nehmen. Das Black And White Album ist deshalb sicher nicht die aufregendste Platte der Hives. Aber die spannendste.

Der einzige Sprengstoff, den man problemlos auf eine Konzertbühne bekommt: Der Clip zu Tick Tick Boom:

httpv://www.youtube.com/watch?v=ZdjqlRn6KOM

The Hives bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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5 Gedanken zu “The Hives – “The Black And White Album”

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