Interview mit Sami Hyypiä

Sami Hyypia freute sich über den Pokal als bester Verteidiger der Saison 20009/10.
Sami Hyypia freute sich über den Pokal als bester Verteidiger der Saison 20009/10.

Gerade komme ich zurück aus Leverkusen, wo ich Sami Hyypiä als news.de-Star der Saison und besten Abwehrspieler der vergangenen Spielzeit geehrt habe. Im Training war er übrigens erstaunlich laufstark – und danach ein sehr sympathischer Interviewpartner. Wir nahmen auf der Trainerbank Platz und der 36-jährige Finne erzählte mir, warum man in der Bundesliga auch mal durchschnaufen kann, wann er aufhören will und welcher Stürmer ihm in der Liga am meisten Kopfzerbrechen bereitet hat. Und er schäkerte mit Innenverteidiger-Kollege Manuel Friedrich, der leider keinen Pokal bekam und durchaus neidisch war.

Als Leverkusen Sie verpflichtet hat, glaubten viele nicht, dass ein damals 35-Jähriger der Mannschaft wirklich helfen kann. Nun haben Sie den news.de-Award als bester Abwehrspieler der Saison erhalten. Hätten Sie gedacht, dass ihr erstes Jahr in der Bundesliga so gut läuft?

Hyypiä: Durchaus. Mir war klar, was mich erwartet. Ich kannte die Bundesliga gut: Das ist eine starke, sehr ausgeglichene Liga mit vielen Spitzenspielern. Und Leverkusen ist ein sehr gut geführter Verein mit hohen Ansprüchen. Ich wusste also, worauf ich mich da einlasse. Ich weiß aber auch, was ich kann. Ich habe auf meine Fähigkeiten vertraut, ich bin Teil einer guten Mannschaft und hier sehr gut begrüßt worden. Nur so sind solche Leistungen möglich. Und ich bin zuversichtlich, dass ich diese Form auch in der neuen Saison unter Beweis stellen werde.

Sie haben vorher zehn Jahre beim FC Liverpool gespielt und waren dort Leistungsträger. Wie ist das Niveau der Bundesliga im Vergleich zur englischen Premier League?

Hyypiä: Die Bundesliga ist sehr stark. Aber das Tempo ist doch etwas geringer als in der Premier League. Dort wird 90 Minuten lang Power-Fußball gespielt. In der Bundesliga gibt es im Spiel schon mal ein paar Momente, wo man auch ein bisschen durchatmen kann. Das kommt mir natürlich entgegen.

Sie haben von vielen Experten fast nur Lob für ihre Leistungen bekommen. Lesen Sie denn Ihre eigenen Kritiken?

Hyypiä: Manchmal. Aber mich interessiert nicht so sehr, ob mir ein Journalist für meine Leistung nun die Note 1 oder eine 5 gibt. Wichtig ist, dass ich selbst mit meinem Spiel zufrieden bin, dass der Trainer glücklich ist und dass die Fans glücklich sind. Manchmal ist es auch ganz amüsant, wie weit die Meinungen da auseinandergehen. Wenn mich der Trainer nach dem Spiel in der Kabine lobt und ich am nächsten Tag in der Zeitung Note 4 oder Note 5 bekomme, dann sieht man, wie viel Ahnung diese angeblichen Experten haben.

Note 4 oder 5 war in der zurückliegenden Saison aber die absolute Ausnahme, denn Sie hatten die Stürmer im Griff. Wer war denn ihr unangenehmster Gegner?

Hyypiä: Das ist schwer zu sagen. Es gibt so viele tolle Stürmer in der Bundesliga. Wenn ich im Training gegen Stefan Kießling spielen muss, ist das immer recht knifflig. Und auch Kevin Kuranyi war ein schwerer Brocken.

Im Oktober werden Sie 37 Jahre alt. Und bekanntlich soll man ja aufhören, wenn es am schönsten ist. Wäre nach der abgelaufenen Saison nicht ein perfekter Zeitpunkt dafür gewesen?

Hyypiä: Ich kenne dieses Sprichwort. Aber ich habe mit vielen Ex-Profis gesprochen. Ein paar von denen haben aufgehört, als es am schönsten war. Sie haben sich mit guten Leistungen oder einem Titel verabschiedet. Aber ganz viele von ihnen bereuen das offensichtlich, denn sie alle haben mir gesagt: Spiele einfach so lange, wie Du nur kannst. Und das werde ich auch machen. Wann Schluss sein wird, kann ich nicht sagen. Ich fühle mich fit, ich habe Spaß am Fußball und spiele in einer tollen Mannschaft. So lange das so ist, gibt es keinen Grund aufzuhören.

Dieses Interview gibt es auch bei news.de.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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