Jamie Lenman – “King Of Clubs”

Künstler Jamie Lenman

Jamie Lenman King Of Clubs Review Kritik
Sieben Songs und einen akustischen Bonus enthält “King Of Clubs” von Jamie Lenman.
Album King Of Clubs
Label Big Scary Monsters
Erscheinungsjahr 2020
Bewertung

Das ist natürlich sehr freundlich von Jamie Lenman. Für das morgen erscheinende King Of Clubs liefert er selbst eine Zusammenfassung, und die umfasst in ihrer Kurzversion nur ein einziges Wort: neisty. Diesen Fantasiebegriff hat der ehemalige Sänger von Reuben gemeinsam mit seinem Produzenten Space (Idles, Black Futures) geschaffen. Es ist „die perfekte Mischung aus ‚nasty‘ und ‚nice‘“, erklärt der Künstler. „Ich sehe diese Platte als Abschlusskapitel einer sehr kreativen und unterhaltsamen Zeit der Zusammenarbeit mit Space. Das letzte Stück einer Trilogie bestehend aus Devolver, Shuffle und King Of Clubs“, fügt er hinzu.

In den ersten beiden Tracks dominiert dabei eindeutig die ‚nasty‘-Komponente. Summer Of Discontent (The Future Is Dead) eröffnet die Platte mit Wucht und Entschlossenheit wie Rage Against The Machine oder Body Count (an die man spätestens beim Rap-Teil denken muss). Die Botschaft lautet: Egal, was man versucht, es ist nie genug. Auch das folgende Sleep Mission lässt mit seinem knüppelharten Riff erkennen, warum Jamie Lenman dieses Werk als „das wütendste und politischste Album, das ich seit Muscle Memory gemacht habe“ bezeichnet. Dass es nur sieben Songs enthält, hängt auch mit diesem Charakter zusammen: „Eine schmerzvolle Sache, sowas. Ich hätte kein ganzes Album wie dieses machen wollen. Ich denke, das wäre zu viel des Guten gewesen.“

King Of Clubs offenbart danach auch noch, woher die ‚nice‘-Interpretation der beiden Macher stammt. Like Me Better nutzt unter anderem einen sehr prominenten Bass, um eine spannende Atmosphäre zu erzeugen und viele Facetten (auch im Gesang) zu zeigen. Der instrumentale Titelsong, der das Mini-Album abschließt, ist unheilvoll und dramatisch. The Road To Right hätte gut aufs erste Album der Foo Fighters gepasst, das punkige I Don’t Wanna Be Your Friend erweist sich als bittere Abrechnung, basierend auf der Erfahrung: „If you’re a dick when you’re drunk, you’re a dick all the time / (…) If you’re a troll online / you’re a troll for real.“ Der Gesang in Kill Me klingt wahnsinnig; auch bei der Musik kann man nie sagen, was sie als nächstes im Schilde führt.

Eine völlig neue Gestalt dieser Lieder bekommen auch alle zu hören, die King Of Clubs als physischen Tonträger erwerben. Dann gibt es nämlich exklusive Akustikversionen jedes darauf enthaltenen Songs obendrauf. Dieser Bonus ist ein wenig aus der Not heraus entstanden, erklärt Jamie Lenman: „Ich hatte gehofft, die Platte auf einer 10-Inch veröffentlichen zu können, was aber aus verschiedenen Gründen nicht möglich war. Da die ganze Platte aber auf eine Seite einer 12-Inch passt, war ich zunächst etwas ratlos, was die B-Seite betrifft.“ Während einer besonders ruhigen Zeit im Januar 2020 begann er dann in seinem Heimstudio, an den Akustikversionen zu arbeiten: „Zunächst sollten sie nur sehr zurückhaltend sein. Ich fand mich dann aber schnell wieder, wie ich Posaune und Trompete einspielte oder auf Töpfen und Pfannen trommelte. Am Ende hatte ich noch viel experimentellere Versionen als die ursprünglichen Tracks!“

Wenn ich mich nicht sehr täusche, gibt es im Video zu I Don’t Wanna Be Your Friend einen Gastauftritt von Frank Turner.

Website von Jamie Lenman.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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