Laguerre/Noetinger – “DnT”

Künstler Laguerre/Noetinger

Noetinger Laguerre DnT Review Kritik
Für Drums und Tapes steht der Albumtitel bei dieser Kooperation.
Album DnT
Label Rev Lab
Erscheinungsjahr 2020
Bewertung

Vespertilion ist das erste Lied auf diesem Album. Es beginnt mit ein paar Trommelschlägen, die nicht plakativ sind, aber schon mit den langen Pausen dazwischen zeigen, dass man es hier nicht mit einer gewöhnlichen Platte oder gewöhnlicher Musik zu tun hat. Jérôme Noetinger aus Marseille arbeitet vor allem mit elektroakustischen Geräten (Tonband-Maschinen, Haushaltsgeräten, analogen Synthesizern) an Musique concrete, auch Anthony Laguerre ist als Musiker, Komponist und Toningenieur ein Freund der steten Weiterentwicklung der Möglichkeiten, die man mit Instrumenten aller Art zur Verfügung hat.

Auf DnT vereinen sie ihre Kräfte. Sie haben im Juli 2018 zwei Tage im Centre Culturel André Malraux de Vandoeuvre-les-Nancy in Frankreich gemeinsam musiziert, das Album ist das Dokument dieser Zusammenarbeit. Sie nennen diese Begegnung „Drum and tape sound research“, womit auch die Frage beantwortet ist, was mit DnT gemeint ist. Neben Loops und Feedback erweist sich, der Opener war da bereits symptomatisch, das Schlagzeug als wichtigstes Element.

Frisson furtif beginnt mit langer Stille, dann scheint der Wind das erste Schlagwerk zum Klingen zu bringen, das schließlich wieder in einem Drum-Gewitter mündet. Im energischen Masse le fer du son meint man die Muskeln und den Schweiß vor sich zu sehen, die dabei am Werk sind beim Einsatz auf dem Schlagzeughocker. Éveil wird angereichert durch Sounds wie aus einem Hörspiel, es rumpelt, bohrt und am Ende trommelt es wieder, als wolle jemand einen ganzen Schlagzeugladen zerkloppen.

Étage en panne brodelt, Réveil röchelt wie ein akustisches Virus, in Le lendemain de la veille à l’Ouest kann man über die Quellen dieser Geräusche nur rätseln: Sind das ganz leise Mönche? Scratching? Funkfrequenzen? Singende Gläser? Spannend sind die sieben, oft ineinander übergehenden Stücke in jedem Fall – ein gutes Zusammentreffen von Experiment und Improvisation.

Ein Teaser für das Festival, in dessen Rahmen die Platte entstanden ist.

Hintergründe zur Rev Lab Series, in der das Album erscheint.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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