My Bloody Valentine – “Feed Me With Your Kiss”

Künstler*in My Bloody Valentine

My Bloody Valentine Feed Me With Your Kiss Review Kritik
“Feed Me With Your Kiss” war eine wichtige Brücke zum ersten Album für My Bloody Valentine.
EP Feed Me With Your Kiss
Label Creation Records
Erscheinungsjahr 1988
Bewertung

Mit der Sammlung EPs 1988-1991 And Rare Tracks macht Domino gerade erstmals das gesamte Oeuvre von My Bloody Valentine digital verfügbar. Dass dabei nicht nur die drei Alben der Band, die zudem auch neu auf Vinyl aufgelegt werden, ebenso spannend wie relevant sind, zeigt Feed Me With Your Kiss, ursprünglich 1988 als zweite EP veröffentlicht, die Kevin Shields, Bilinda Butcher (jeweils Gesang und Gitarre), Colm Ó Cíosóig (Schlagzeug) und Debbie Googe (Bass) für Creation Records gemacht haben.

Feed Me With Your Kiss war damals ein wichtiger Baustein, um My Bloody Valentine als eine der spannendsten britischen Indie-Bands zu etablieren. Auch mit dem Abstand von fast 35 Jahren ist noch gut nachvollziehbar, wie es Mastermind Kevin Shields und seine Mitstreiter*innen mit diesen vier Songs geschafft haben, Gitarrenmusik wieder noch einem Abenteuer klingen zu lassen in einer Ära, in der kaum jemand mehr Innovationen innerhalb der klassischen Rockbesetzung für möglich hielt. Nach dem ebenfalls 1988 veröffentlichten You Made Me Realise baute diese EP weitere Vorfreude auf das dann folgende Debütalbum Isn’t Anything auf.

Bezeichnenderweise ist die Lead-Single des Albums auch der Titeltrack dieser EP. Feed Me With Your Kiss ist wild, nicht nur für die Verhältnisse von My Bloody Valentine. Überaus gekonnt nutzen sie hier die Wirkung des Repetitiven, aber nicht als Selbstzweck. Der Bass ist brutal, die Drums haben eine fast halsbrecherische Energie, der Gesang könnte alle möglichen Klangquellen haben, aber menschliche Stimmen, die mit einem Mikrofon eingefangen und dann auf Vinyl gepresst wurden, erscheinen dabei als eine der unwahrscheinlichsten Optionen.

Das folgende I Believe klingt wie ein brennendes Haus, aus dessen Rauch sich der Gesang befreien will, während ihm das überraschende Klavier versucht, den Weg zu bahnen. Im reduzierten I Need No Trust, dem Schlusspunkt der EP, ist die Gitarre kaum noch als solche zu erkennen, geprägt wird das Stück stattdessen von einer stoischen Trommel. Emptiness Inside ist vielleicht der Song auf Feed Me With Your Kiss, der den bleibenden Einfluss von My Bloody Valentine am deutlichsten aufzeigt: Die Kombination aus stolpernden Drums und Gitarrenwänden sollte man einige Jahre später gerne auch bei Oasis antreffen, die träge Stimme und Stimmung lassen derweil an die frühen Jahre von Blur denken.

Gitarren und Experimentierfreude prägen auch das Video zu Feed Me With Your Kiss.

Website von My Bloody Valentine.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

Alle Beiträge ansehen von Michael Kraft →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.