Psycho

Film Psycho

Psycho Review Filmkritik
Marion (Janet Leigh) ist auf der Flucht.
Produktionsland USA
Jahr 1960
Spielzeit 109 Minuten
Regie Alfred Hitchcock
Hauptdarsteller Anthony Perkins, Janet Leigh, Vera Miles, John Gavin, Martin Balsam
Bewertung

Worum geht’s?

Marion arbeitet als Sekretärin in einer Immobilienfirma in Phoenix. Als sie eine größere Summe, die für den Hauskauf eines Kunden gedacht ist, zur Bank bringen soll, unterschlägt sie das Geld, meldet sich krank und verlässt die Stadt. Die 40.000 Dollar sieht sie als Chance: Sie hat schon lange eine Affäre mit Sam, einem geschiedenen Mann, mit dem sie sich eine gemeinsame Zukunft aufbauen möchte, sobald es ihm gelungen ist, seine Schulden zurückzuzahlen. Ihr Chef bemerkt das Fehlen des Geldes am nächsten Tag, kann sich aber nicht vorstellen, dass Marion eine gerissene Betrügerin sein sollte. Ihre Schwester beginnt sich Sorgen zu machen, als sie Marion nicht erreichen kann. So machen sich schon bald sowohl die Polizei als auch ein Privatdetektiv auf die Suche nach der jungen Frau. Die Spur führt in ein abgelegenes Motel, in dem sie Station gemacht hat.

Das sagt shitesite:

Knapp 60 Jahre, nachdem Psycho zum Kassenschlager und Kinoklassiker geworden ist, beeindruckt dieser Thriller noch immer. Im Kern stehen reichlich Grundkonflikte zwischen Mann und Frau: Sohn-Mutter, Chef-Sekretärin, Geliebte-Liebhaber. Dass in all diesen Beziehungen ein Ungleichgewicht herrscht, trägt sowohl zur Spannung als auch zur Zeitlosigkeit des Films bei. Ein gutes Beispiel dafür sind die scheinbar harmlosen Begegnungen von Marion mit einem Verkehrspolizisten und einem Autohändler, die seltsam aufreibend wirken – nicht nur, weil der Zuschauer weiß, dass Marion ein Geheimnis verbirgt, sondern auch, weil sie sich durch ihr Verhalten gegen Konventionen und Autoritäten auflehnt, deren Macht und Unentrinnbarkeit ihr zugleich klar sind: Ihr Flucht aus Phoenix ist deshalb nicht so sehr als Befreiung inszeniert, sondern als Bedrohung.

Für dieses Motiv der Auflehnung, die letztlich doch nicht radikal wird (Marions Ziel ist schließlich die klassische bürgerliche Familie gemeisam mit Sam), findet Alfred Hitchock in Psycho auch eine formale Entsprechung. Die legendäre Duschszene verdeutlicht das wunderbar. Sie ist absolut schockierend und sorgt auch heute noch für Gänsehaut. Dabei ist sie (aus heutiger Sicht) in dem, was gezeigt wird, geradezu zahm: Es gibt keine pikanten Nacktaufnahmen, man sieht die Einstiche des Messers als Tatwaffe im Körper nicht, es fließt vergleichsweise wenig Blut und im Gegensatz zur Romanvorlage wird das Opfer auch nicht enthauptet. Für den Grusel sorgt allein der meisterhafte Einsatz der Mittel des Mediums Film: Schnitt und Zoom, Musik und Stille, Licht und Schatten. Dass dieser Moment den Zuschauer so tief erschüttert, liegt auch am Wechsel der Perspektive, der damit einhergeht und sich im Film dann noch mehrfach wiederholt: Der Plot wird erst aus der Sicht von Marion entfaltet, die eine Täterin ist (die Unterschlagung) und zum Opfer wird, bis dem Film völlig unerwartet seine Hauptfigur abhanden kommt. Dann rückt die Sichtweise des Täters in den Mittelpunkt, der ein Opfer seines Traumas ist, schließlich die der Ermittler, von denen einer ebenfalls zum Opfer wird.

Man liegt wohl nicht falsch, wenn man in diesem Schock auch eine Provokation Hitchcocks gegenüber seiner sagenhaft prüden Zeit und dem damals beinahe noch unantastbaren Saubermann-Image der Filmbrache sieht. Psycho ist gewagt, nicht nur in den brutalen Mordszenen, sondern auch im Blick auf die psychologischen Motive, das außeheliche Verhältnis oder die offenherzige Sprache. Vieles von dem, was hier den Weg auf die Leinwand findet, war zuvor ein Tabu: Sex, Mord, Suff, Medikamentenmissbrauch, Geisteskrankheit. Fast wirkt es wie eine Entschuldigung, wenn am Ende ein Polizeipsychiater eine dann doch noch halbwegs stimmige Erklärung für das Geschehen liefert, damit der Zuschauer wieder einigermaßen beruhigt nach Hause (und unter die Dusche) gehen kann.

Bestes Zitat:

“Mir kommt das Leben vor, als ob wir in unserer eigenen Falle gefangen sind.”

Der Trailer zum Film.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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