Say Yes Dog – “A Friend”

Künstler Say Yes Dog

Say Yes Dog A Friend Review Kritik
Zwei Berliner und ein Luxemburger stecken hinter der Debüt-EP “A Friend”.
EP A Friend
Label self released
Erscheinungsjahr 2013
Bewertung

Ein paar mehr Einwohner als Leipzig hat Luxemburg. Da ist es ja nicht verwunderlich, dass unter all diesen Menschen ein paar talentierte Musiker sind. Weil man die aber außerhalb des Großherzogtums kaum kennt, behaupten Say Yes Dog sehr gerne, sie kämen aus Luxemburg. Das klingt exotisch und überraschend.

In Wirklichkeit kommt nur einer von ihnen (Pascal) von dort, die anderen beiden (Aaron und Paul) sind aus Berlin. Für die Sache mit dem Talent ist auch diese Herkunft aber keineswegs hinderlich. Und dass sie ein exzellentes Händchen für Elektropop haben, beweisen Say Yes Dog mit ihrer ersten EP sehr nachdrücklich. “The trio’s funky brand of band-backed nu-disco pop sounds like a cross between Hot Chip and just about the entire Future Classic roster“, hat All Things Go (wo die Kollegen übrigens auch auf die Luxemburg-Legende hereingefallen sind) sehr treffend geschrieben.

Vor allem im Titelsong der selbst produzierten EP kann man eine Verwandtschaft zu Hot Chip erkennen. Das 2011 in Den Haag (dort lernten sich die drei Jungs im Studium kennen) gegründete Trio, das bereits vor der Veröffentlichung dieses ersten Tonträgers auf der Fusion und beim Great Escape Festival sowie in Clubs in Paris, Berlin, Amsterdam und London gespielt hat, agiert hier im Vergleich zu den anderen drei Liedern etwas schräger und mit einer noch größeren Vorliebe für Vintage-Elektronik. Man kann in A Friend freilich auch Elemente ausmachen, die sich überall auf dieser EP finden: Das Epizentrum in der Welt von Say Yes Dog ist der Club – aber nicht glamourös und glitzernd, sondern verlebt und ramponiert. Sie gehen offensichtlich nicht tanzen, weil sie sich dann herausputzen und wie Superstars fühlen dürfen, sondern weil sie gar nicht anders können, mit den Klamotten, die sie schon seit drei Tagen tragen.

Around My Neck stützt diese These, unter anderem mit einem reduzierten Arrangement und einer recht prominenten Orgel. Sänger Aaron erzählt von einem unvergesslichen Kuss in einem Moment, als der Körper nach einer durchtanzten Nacht inmitten von Rauch und Lärm eigentlich gar nicht mehr eingestellt war auf Wohltaten. In seiner Stimme steckt dabei genau das passende Ausmaß an Müdigkeit und freudiger Überraschung, in der Musik steckt die Frage, was jetzt wohl nach diesem Kuss passiert.

Get It, das die EP eröffnet, kann man vielleicht ein wenig als Manifest von Say Yes Dog begreifen. „If you want to be the future / don’t regret what you have been“, heißt es darin, wenig später singt Aaron: „If you want to see the future / just get up and there and begin.“ Der Sound dazu ist dezent und trotzdem funky, sofort vertraut und trotzdem futuristisch. Love You Back hat eine besonders auffällige Gitarre und lässt an Zoot Woman denken. Darin steckt, in Klang und Text und ebenfalls typisch für den Sound dieser Band, ein erstaunlicher Pragmatismus, der sich doch nach großer Romantik und Euphorie sehnt – und sie am Ende findet.

Das Video zu Get It wurde wirklich in Luxemburg gedreht, im Atelier von Eric Mangen.

Website von Say Yes Dog.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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