Souveräner Eindruck

Brav ist anders: Der Subaru Impreza ist deutlich sportlicher geworden. Foto: Subaru
Brav ist anders: Der Subaru Impreza ist deutlich sportlicher geworden. Foto: Subaru

Als vor gut 15 Jahren der Name “Impreza” entstand, war das Wortspiel nicht allzu schwer zu entschlüsseln. “To impress”, das englische Verb für “beeindrucken” stand Pate für den Kompakten von Subaru. War man kein Techniker, sondern ein Ästhet, hätte man lästern können: Besonders viel Ehre hat der Wagen seinem Namen nie gemacht.

Das ändert sich jetzt. In der dritten Generation ist der Impreza optisch stark verändert. Dies lediglich eine “Weiterentwicklung” der vorigen Generation zu nennen wäre so, als würde man behaupten, Michael Jackson hätte sich im Vergleich zu seinem früheren Antlitz bloß ein bisschen geschminkt.

Im Gegensatz zum US-Popstar ist der neue Look hier allerdings sehr gelungen: Der Wagen strahlt eine beachtliche Eleganz und vor allem ungeahnte Dynamik aus. Kurze Überhänge, das markante Steilheck, Dachspoiler oder die flach gehaltene Motorhaube lassen bereits Kraft und Vorwärtsdrang erahnen. In der hier getesteten Sport-Ausstattung kommen noch Frontspoiler, eine Heckschürze und eine verchromte Auspuffblende hinzu. Brav sieht anders aus.

Im Sprint zwischen zwei Ampeln oder beim flotten Gleiten durch den City-Dschungel bestätigt der Wagen diesen Eindruck. Der 2-Liter-Boxermotor, der im Vergleich zum Vorgänger zwar etwas weniger Leistung, dafür aber mehr Drehmoment hat, sorgt nicht nur für ordentlichen Durchzug, sondern auch für großen Fahrspaß. Der – bei Subaru selbstverständliche – permanente Allradantrieb verteilt die 150 PS variabel an alle vier Räder. Ab 3200 Touren ist das maximale Drehmoment von 196 Nm erreicht, das in der Regel zur Hälfte an Vorder- und Hinterachse anliegt.

Leider sinkt der Spaßfaktor auf der Autobahn rapide. Dass in diesem Antrieb Rallye-Gene stecken sollen, dass Subaru ursprünglich sogar einmal Flugzeuge gebaut hat, mag man dann kaum noch glauben. Der Motor, bereits das leistungsstärkste von zwei lieferbaren Aggregaten, hat mit den 1355 Kilogramm des Wagens so viel zu tun, dass für Spritzigkeit keine Kraft mehr übrig bleibt. Ein weiteres Manko: Der Durchschnittsverbrauch von zehn Litern ist zum Teil sicherlich dem Allradantrieb, Gewicht und dem fehlenden sechsten Gang geschuldet, findet auf der Langstrecke aber keinen angemessenen Gegenwert in den Fahrleistungen.

Freilich hat Subaru nicht alles auf den Kopf gestellt. Der Impreza, der früher bieder aussah, aber technologisch glänzte, ist heute kein Beau, der außer hübschem Äußeren nichts mehr zu bieten hat. Der Innenraum wirkt angenehm und bietet durch den deutlich verlängerten Radstand zudem mehr als genug Platz. Cockpit und Instrumente sind funktional gestaltet und vorbildlich in der Bedienbarkeit. Wer auf Gimmicks oder Hingucker steht, wird hier zwar vergeblich suchen und das Interieur womöglich lieblos nennen – sich aber dennoch bald im Impreza wohlfühlen.

Langfristig überzeugende Argumente sind neben den sehr guten Sportsitzen auch die angenehme Einstiegsposition und durchdachte Details von den Cupholdern bis zum intuitiv bedienbaren Touchscreen-Navigationssystem. Nicht zuletzt ist auf Subaru Verlass, wenn es um das geht, was der Fahrer zu tun hat. Lenkung, Schaltung oder die Balance des elektronischen Stabilitätsprogramms (das hier VDC heißt) zwischen wirkungsvollem Eingreifen und fahrerischen Freiheiten sind exzellent. Der Boxermotor sorgt für enorme Laufruhe. Ausstattung, Verarbeitung und Sicherheitsstandard sind selbstverständlich auf höchstem Niveau. Und nicht zuletzt harmoniert der Allradantrieb perfekt mit dem angenehmen Interieur und dem sehr guten Handling.

Resultat: Der Fahrer fühlt sich im Impreza sofort und dauerhaft geborgen. Müsste man den Fahreindruck mit einem Wort beschreiben, so lautete dies: souverän.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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