Tore für Deutschland

Tore für Deutschland Nationalmannschaft
Die damals jungen Nationalspieler stellt die DVD vor. Nur manche wurden Superstars.

Wenn heute die aus 2020 nachgeholte Fußball-EM startet, werden viele Fans wieder der DFB-Elf die Daumen drücken und auf Tore für Deutschland hoffen. Ein guter Anlass, um die gleichnamige DVD aus dem Jahr 2006 herauszukramen. Das Werk trägt den Untertitel Die jungen Superstars der Nationalmannschaft und stellt 13 damals mehr oder weniger junge und mehr oder weniger aufstrebende Profis vor, die sich Hoffnungen machen durften, bei der WM im eigenen Land, die dann zum Sommermärchen werden sollte, zum deutschen Kader gehören zu dürfen.

Reizvoll im Rückblick ist das aus mehreren Gründen. Erstens kann man hier den Beginn einer Entwicklung erkennen, die auch beim aktuellen Turnier noch spürbar ist: Die deutsche Nationalmannschaft war nicht mehr piefig wie unter Berti Vogts oder Erich Ribbeck, sondern um Coolness zumindest bemüht. Routiniers wie Lothar Matthäus (letztes Länderspiel 2000 im Alter von 39 Jahren) waren nicht mehr Platzhirsche und neue Spieler mussten sich nicht erst über mehrere Jahre in der Bundesliga beweisen, bevor sie für die DFB-Elf nominiert wurden. Vielmehr machte sich unter dem damaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann so etwas wie ein bis heute währender Jugendwahn breit, bei dem schon eine halbe starke Saison in der Liga reichen kann, um bei der Nationalelf zumindest hineinschnuppern zu dürfen.

Zweitens glänzt auf der DVD, die mit Bonusmaterial auf knapp drei Stunden Spielzeit kommt, Ex-Profi Anthony Baffoe als enorm lässiger und sympathischer Moderator, was eine Ausprägung von lockerem und fachkundigen Fußballjournalismus vorweg nimmt, wie man ihn mittlerweile etwa bei DAZN erleben kann. „Als Spieler habe ich nie Champions League gespielt. Aber hier war ich Champions League“, sagt er über seine neue Rolle. Dass der Mann, für den Die Toten Hosen einst einen Teil der Ablösesumme zahlten, um ihn zu Fortuna Düsseldorf zu lotsen, hier so ungemein locker rüberkommt, trägt enorm dazu bei, den Jungprofis ein paar authentische oder sogar erstaunliche Aussagen zu entlocken. Seine Begegnungen mit den jungen Kickern waren damals im Fußball-Jugend-Magazin Fujuma im DSF zu sehen und sind nun hier zusammengepackt. Diesem Format sind auch die Trainingstipps von Joti Stamatopoulos aus der Reihe Kick It Like Joti entnommen, die es als Bonusmaterial gibt.

Drittens ist es natürlich spannend, welche der aus damaliger Sicht „jungen Superstars“ sich wirklich durchsetzen konnten, in der Nationalmannschaft und darüber hinaus im Spitzenfußball. Manche von ihnen sind Helden der WM 2006 und tatsächlich Superstars geworden, andere konnten nicht auf höchstem Niveau reüssieren. Zwei Spieler sind heute noch aktiv, andere sind gerade abgestürzt. Blicken wir also auf die 13 Akteure, damals (die einzelnen Folgen stammen aus den Jahren 2002-2005, zu welchem Zeitpunkt sie genau entstanden sind, lässt sich der DVD leider nicht entnehmen und auch aus dem Kontext nicht immer genau erschließen, deshalb ist der Karriere-Status unten stets auf 2005 datiert) und heute.

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Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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