Wie Bier und Bundesliga zusammenhängen

Schalke ist Veltins - Schalke ist Veltins. So heißt hier die Botschaft. 30.000 Liter Bier werden pro Spiel in der Veltins-Arena verkauft. Foto: obs/Brauerei Veltins
Schalke ist Veltins - Schalke ist Veltins. So heißt hier die Botschaft. 30.000 Liter Bier werden pro Spiel in der Veltins-Arena verkauft. Foto: obs/Brauerei Veltins

«Bier und Fußball – das hat eine lange Tradition und gehört einfach zusammen.» Das sagt Marc-Oliver Huhnholz, Pressesprecher beim Deutschen Brauerbund. Und wer will ihm widersprechen? Der FC Schalke spielt in der Veltins-Arena, im Leverkusener Stadion gibt es eine Bitburger-Tribüne und die Spieler aus Mönchengladbach liefen noch bis vor kurzem mit einer Jever-Werbung auf der Brust herum.

Bier ist nicht nur für die Fans ein wichtiger Bestandteil des Fußball-Erlebnisses. Es ist auch für die Vereine zu einem riesigen Geschäft geworden. Heineken ist seit 1994 offizieller Partner der Champions League und überweist dafür pro Saison 40 Millionen Euro an die Uefa. Die Bundesliga kooperiert seit 2009 mit Krombacher, was der Brauerei aus dem Siegerland laut Schätzungen der Zeitschrift Sponsors rund 5 Millionen Euro pro Saison wert ist. Bitburger lässt einen ähnlich hohen Betrag springen, um den DFB-Pokal und die deutsche Nationalmannschaft sponsern zu dürfen. Und in der Bundesliga zahlen die Brauereien pro Spielzeit gerne sechsstellige Beträge für die Ausschankrechte.

Das Erstaunliche daran: Bier ist in der Bundesliga eigentlich verboten. «Der Verkauf und die öffentliche Abgabe von alkoholischen Getränken sind vor und während des Spiels innerhalb des gesamten umfriedeten Geländes der Platzanlage grundsätzlich untersagt», heißt es unmissverständlich in Paragraf 23, Absatz 1 der DFB-Sicherheitsrichtlinie. Nur mit einer Ausnahmeregelung dürfen alkoholische Getränke verkauft werden – doch diese Ausnahme ist längst zur Regel geworden.

Nur bei sogenannten Risikospielen, wenn Gewalt zwischen den Fans zu befürchten ist, herrscht tatsächlich striktes Alkoholverbot. Ansonsten darf gerne zum Bier gegriffen werden. Welche Marke die Fans vorgesetzt bekommen, bestimmt der Verein, erklärt Gerald Rosendahl, Leiter Sport-, Freizeit- und Messegastronomie beim Catering-Branchenriesen Aramark, der in sechs Erstliga-Stadien die Fan-Verköstigung besorgt. Bitburger ist in drei Stadien vertreten und damit derzeit Bundesliga-Marktführer, lokale Marken kommen eher selten zum Zug. Marc-Oliver Huhnholz findet das nicht verwunderlich: «Kleinere Brauereien haben meist gar nicht die finanziellen Möglichkeiten für eine Präsenz in der Bundesliga. Die sind dafür aber in den unteren Ligen sehr stark vertreten. Ohne das Engagement von Brauereien und anderen wäre Fußball als Breitensport gar nicht mehr möglich.»

Auch für die Bundesligaklubs hängt eine Menge Geld am Gerstensaft. Im Schnitt erlösen die Erstligisten etwa ein Fünftel ihrer Einnahmen im Bereich Tickets, Logen und Catering. Pro Klub und Saison macht das im Durchschnitt 21 Millionen Euro, und der Bierdurst der Fans hat daran einen nicht unerheblichen Anteil. «In einem Stadion, das rund 40.000 Besucher fasst, werden an einem Spieltag zwischen 7000 und 8000 Liter Bier konsumiert», erkärt Ute Doering vom Catering-Spezialist Eurest Sports & Food, der etwa für die Versorgung der Fans in den Bundesligastadien von Bremen und Hoffenheim zuständig ist. Anderswo sind die Fans noch durstiger: 10.000 Liter fließen in Wolfsburg pro Spiel aus den Zapfhähnen, 16.000 Liter im Gladbacher Borussia-Park, 17.000 Liter beim 1. FC Köln. Ganz vorne im Ranking macht die Veltins-Arena ihrem Namen alle Ehre: 30.000 Liter pro Spiel stillen den Durst der Fans auf Schalke.

Bei Literpreisen um die acht Euro und hochgerechnet auf eine Saison werden pro Stadion somit bis zu vier Millionen Euro mit Bier verdient. Damit lässt sich schon das eine oder andere Spielergehalt finanzieren.

Dazu kommen die saftigen Einnahmen durch die Brauereien als Werbepartner im Fußball. Mehr als 350 Millionen Euro investierten die Bierproduzenten im Jahr 2009 ins Sponsoring, «wobei das Gros der Aufwendungen vermutlich im Bereich des Sportes und hier insbesondere in den des Fußballs geflossen ist», schätzt Brauer-Sprecher Huhnholz. Knapp zehn Prozent der Werbe-Elemente in den Stadien, die im für die Fernsehkameras sichtbaren Bereich stehen, werden von Unternehmen aus der Getränkebranche belegt, hat eine Sponsors-Erhebung gezeigt. Nur drei andere Branchen sind stärker vertreten.

Getränke meint dabei im Kontext Fußball in der Regel: Bier. Der Bieranteil am gesamten Getränkeumsatz liegt in den Stadien zwischen 50 und 75 Prozent, heißt es von Eurest Sports & Food. Alkoholfreies Bier ist dabei kaum gefragt: Bei der TSG Hoffenheim wurde der Verkauf «mangels Nachfrage» eingestellt. Auch in Köln und Dortmund wird kein Null-Promille-Bier angeboten. Bei Hertha BSC Berlin gibt es alkoholfreies Bier nicht an den üblichen Kiosken, sondern nur in einem einzelnen Fan-Restaurant. Ein unlängst gefordertes generelles Alkoholverbot in den Bundesliga-Stadien würde also nicht nur die Brauereien hart treffen, sondern auch die Erlöse der Klubs beträchtlich reduzieren.

Ein Engagement in der Bundesliga ist für die Brauereien nicht nur wegen der Ausschankrechte lukrativ. In der Regel sind mit einem Vertrag auch exklusive Werbeplätze und andere Gegenleistungen verbunden. Zudem sind die Fußballklubs treue Geschäftspartner: Im Bremer Weserstadion wird seit Beginn der Bundesliga im Jahr 1963 Haake Beck ausgeschenkt. Bei Hamburger SV fließt sogar schon seit den 1930er Jahren Holsten aus den Zapfhähnen. Karlsberg kooperiert seit mehr als 30 Jahren mit dem 1. FC Kaiserslautern – dank der Einnahmen der jüngsten Vertragsverlängerung konnten am Betzenberg die Preise für die Dauerkarten auf der Westtribüne stabil gehalten werden.

Mehr als 8000 Arbeitsplätze hängen vom Catering in der Bundesliga ab, und besonders laut klingelt es in der Kasse, wenn es auch sportlich rund läuft. Frustsaufen ist in der Bundesliga nicht angesagt. «Wenn das Spiel für den heimischen Verein gut läuft und dieser siegt, wird in der Regel auch mehr Bier konsumiert. Das gilt auch für den Verlauf der Saison insgesamt: Wenn es viel zu feiern gibt, wird auch mehr getrunken», erklärt Ute Doering von Eurest Sports & Food. Man darf also sicher sein, dass in der vergangenen Saison im Signal-Iduna-Park reichlich angestoßen wurde auf den Deutschen Meister: Bierussia Dortmund.

So aufwändig wirbt Bitburger mit der Nationalmannschaft:

httpv://www.youtube.com/watch?v=n9giFTFmwmQ

Diesen Text samt einer Übersicht, welches Bier es in welchem Stadion zu welchem Preis gibt, und einer Fotostrecke mit weiteren Fakten zum Thema Bier und Bundesliga gibt es auch bei news.de.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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