Draufgeschaut: Wo ist Fred?

Fred Küppers (Til Schweiger) tut so, als sei er behindert.
Fred Küppers (Til Schweiger) tut so, als sei er behindert.
Film Wo ist Fred?
Produktionsland Deutschland
Jahr 2006
Spielzeit 107 Minuten
Regie Anno Saul
Hauptdarsteller Til Schweiger, Alexandra Maria Lara, Jürgen Vogel, Anja Kling, Christoph Maria Herbst, Tanja Wenzel, Ramon Julia König, Pasquale Aleardi, Kurt Krömer
Bewertung

Worum geht’s?

Ausgerechnet der Tochter seines Chefs will Bauarbeiter Fred Küppers einen Heiratsantrag machen. Um sie für sich zu gewinnen, muss er aber nicht nur den künftigen Schwiegervater von sich überzeugen, sondern zunächst einmal Maras Sohn. Und Linus ist alles andere als pflegeleicht. Zum Geburtstag wünscht sich der Kleine einen handsignierten Basketball seines Lieblingsspielers Marcurio Müller. Der verschenkt zwar nach jedem Spiel tatsächlich einen solchen Ball, aber dummerweise nur an die behinderten Fans in der Halle von Alba Berlin. Fred setzt sich also in einen Rollstuhl, simuliert eine Behinderung und ergattert tatsächlich einen Ball. Dummerweise wird er genau deshalb als Hauptdarsteller für einen Werbefilm verpflichtet, mit dem der Verein seine Behindertenfreundlichkeit beweisen will. Fred muss also während der kompletten Dreharbeiten in der Rolle als Rollstuhlfahrer bleiben – und dieses Doppelleben stellt bald alles auf den Kopf.

Das sagt shitesite:

Auf eine plausible Geschichte kann man bei Wo ist Fred? keinen Wert legen, auch Tiefgang ist nicht zu erwarten. Das muss auch nicht sein: Wo ist Fred? will in erster Linie eine unterhaltsame Komödie mit gelegentlich gewagtem Sujet sein, und dank der souveränen Regie von Anno Saul (Kebab Connection), der äußerst prominenten Besetzung, amüsanter Figuren wie dem Terrorkind Linus oder dem Hardcorebasketballfan Ronnie Kimmel und einigen guten Gags gelingt das auch.

Dennoch ist Wo ist Fred? eine eher durchwachsene Angelegenheit. Zum einen kann sich der Film nicht entscheiden, ob er nun politisch korrekt oder frech sein will: Behinderte sind hier natürlich selbstbewusst und sensibel, werden gelegentlich aber dennoch bloß als Klischees behandelt und vorgeführt. Zum anderen sind die Frauenfiguren ziemlich schockierend: Mara könnte problemlos ein eigenständiges, erfülltes Leben führen, sehnt sich aber verzweifelt nach einem Ersatzvater für ihren Sohn. Die Filmemacherin Denise besteht zu 100 Prozent aus Rehäugigkeit und ihre Assistentin Vicky ist ein weitgehend sprachloses Sexsymbol.

Nicht zuletzt ist das Ende von Wo ist Fred? einigermaßen unbefriedigend: Nachdem sich der Simulant durchaus charmant von einer Notlüge zur nächsten gehangelt hat, wäre zum Schluss wenigstens ein bisschen mehr Boshaftigkeit und Strafe dafür angebracht gewesen. Das hätte auch deutlich besser zum Charakter dieses insgesamt soliden Films gepasst als ein Happy End für wirklich alle Beteiligten.

Bestes Zitat:

“Was für ‘ne Behinderung hat der eigentlich? – Ganz normal, Standard.”

Der Trailer zum Film:

httpv://www.youtube.com/watch?v=L403d6lrYIg

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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