Absolute Giganten Review Kritik

Absolute Giganten

Film Absolute Giganten

Absolute Giganten Review Kritik
Floyd (Frank Giering), Ricco (Florian Lukas) und Walter (Antoine Monot Jr., von links) sind beste Freunde.
Produktionsland Deutschland
Jahr 1999
Spielzeit 76 Minuten
Regie Sebastian Schipper
Hauptdarsteller*innen Frank Giering, Florian Lukas, Antoine Monot Jr., Julia Hummer
Bewertung

Worum geht’s?

Drei Freunde in Hamburg träumen von schicken Autos, schönen Frauen und schnellem Geld. Sie wissen zwar, dass sie weder privilegiert noch talentiert genug sind, um sich diese Träume erfüllen zu können. Aber nicht zuletzt, weil sie gemeinsam durch dick und dünn gehen, lässt sich dieser Zustand ertragen. Ricco, der sein Talent als Plaudertasche und Nervensäge in eine Rap-Karriere zu lenken hofft, Walter, der das Bild seines eigenen Autos als T-Shirt-Motiv trägt, und Floyd, dessen Bewährung gerade zu Ende gegangen ist, haben schon viel zusammen erlebt, und sie freuen sich auf weitere Erlebnisse rund um Fußball, Bier und Sprücheklopfen. Da offenbart Floyd seinen beiden Kumpels, dass er auf einem Containerschiff angeheuert hat und am nächsten Tag in See stechen wird, für unbestimmte Zeit. Ricco und Walter sind erst geschockt und dann empört, dass sie nicht früher eingeweiht waren. Schließlich beschließen sie aber, das Beste aus der Situation zu machen und die ganze Nacht zu feiern, bis sie Floyd verabschieden müssen. Das endet für das Trio in Verfolgungsjagden, einem epischen Tischkicker-Duell und schließlich in der Notaufnahme.

Das sagt shitesite:

Absolute Giganten, beim Kinostart nur mittelprächtig rezipiert, hat sich mittlerweile zum Kritikerliebling und Kultfilm gemausert, neuerdings gibt es auch eine Theateradaption. Das ist im Rückblick nicht allzu verwunderlich. Zum einen bietet das Regiedebüt von Sebastian Schipper eine wunderbare Atmosphäre zwischen Aufbruch und Zweifel, Unschuld und Zukunftsangst, die perfekt zum Ende des Jahrtausends passt. Es gibt viele starke Bilder, kongeniale Musik und nicht zuletzt den Mut, einfach zu schweigen, wenn der Moment das gebietet, um die Magie eines einzigartigen Augenblicks (und letztlich kann das jeder Augenblick sein, wenn er als solcher erkannt wird) auf der Leinwand wirken zu lassen.

Zum anderen erzählt er eine Geschichte von Freundschaft und Erwachsenwerden, in die sich Zuschauer*innen problemlos hineinversetzen können. Floyd, Ricco und Walter sind durchschnittliche Jungs mit unspektakulären Hobbys. Selbst die Aktivitäten dieser Nacht, von der sie wohl ein Leben lang davon erzählen, an die sie sich ewig erinnern und der sie womöglich für lange Zeit nachtrauern werden, sind nüchtern betrachtet wenig glamourös: Dosenbier auf dem Balkon, Autofahren, Disco,  Fastfood, Ärger mit ein paar Spinnern, die noch größere Angeber sein wollen als sie selbst. Mit den falschen Leuten oder in der falschen Stadt wäre dieses Programm stinklangweilig und, nicht zuletzt, eine Enttäuschung für einen Abend, bei dem alle Beteiligten fest entschlossen sind, dass er legendär werden soll.

Die drei jungen Männer überhöhen ihre Erlebnisse aber ebenso sehr wie ihre eigene Jugend und ihre unbedingte Loyalität untereinander – weil sie eine Zukunft vor sich sehen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit trist sein und wohl auch den Tag bringen wird, an denen sich ihre Wege trennen müssen. Ihre Energie, Abenteuerlust und Verbundenheit bildet einen fast schmerzvollen Kontrast zu den Möglichkeiten, die sie haben, der Umwelt, die sie vorfinden, und den Zwängen, denen sie ausgesetzt sind. Besser, als es Kritiker Georg Seeßlen getan hat, kann man Absolute Giganten deshalb nicht zusammenfassen: Es ist “ein Film, der davon handelt, wie man dagegen rebelliert, dass das Leben klein, lang und beschissen ist“.

Bestes Zitat:

“Freundschaften sind wie Sehnsüchte. Toll, groß, absolut gigantisch. Und wenn sie dich erst einmal gepackt haben, lassen sie dich nicht mehr los. Manchmal nie mehr.”

Der Trailer zum Film.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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