Alex Krieger – die letzte deutsche Hoffnung

Deutschland ist raus. Die Halbfinals gehen heute ohne das DFB-Team über die Bühne. Eine kleine deutsche Hoffnung gibt es trotzdem noch bei der Frauenfußball-WM: Alex Krieger. Sie spielt für die USA – hat aber Deutschland im Herzen.

Die 26-Jährige kommt zwar aus Virginia. Aber die Abwehrspielerin hat nicht nur deutsche Wurzeln, wie ihr Name verrät. Sie fühlt sich Deutschland auch im Hier und Jetzt verbunden. Sie spricht sehr gut Deutsch, das Wort «Liebe» (also nicht «Love», sondern «Liebe») hat sie sich auf ihren linken Unterarm tätowieren lassen. Viereinhalb Jahre stand Alex Krieger beim 1. FFC Frankfurt unter Vertrag. Mit dem Team holte sie 2008 die Deutsche Meisterschaft, den DFB-Pokal und den Titel im Uefa-Women’s Cup. Im März 2011 verabschiedete sie sich aus der Bundesliga, um sich mit dem US-Team perfekt auf die Weltmeisterschaft vorbereiten zu können.

Wo sie nach der WM spielt, ist noch offen. Eigentlich wollte Alex Krieger bei einem US-Profiteam in der noch recht jungen Liga Women’s Professional Soccer anheuern. Dort könnte Krieger, die bereits für den Sportartikelhersteller Puma wirbt, eines der Aushängeschilder werden. Für die Northern Virginia Majestics und Washington Freedom (den Ex-Klub von Steffi Jones) stand sie in ihrer Heimat schon auf dem Platz. Doch das Turnier in Deutschland hat ihr auch gezeigt, wie gut sich hierzulande Fußball spielen lässt – und wie groß die Begeisterung für Frauenfußball inzwischen ist.

Auch die Deutschen sind übrigens begeistert von Alex Krieger: In der news.de-Wahl der schönsten Spielerin des Turniers liegt sie aktuell auf Platz 3 – knapp hinter Kim Kulig aus dem DFB-Team. Siegfried Dietrich, Manager beim 1. FFC Frankfurt, zeigte sich ebenfalls sehr angetan von Alex Krieger: «Ally war mit ihrem sonnigen Gemüt und ihrer fußballerischen Extraklasse stets ein Gewinn für unsere Mannschaft», sagte er, als sich die Abwehrspielerin nach 52 Spielen aus Frankfurt verabschiedete.

Im heutigen Halbfinale gegen Frankreich in Mönchengladbach will Alex Krieger sich erneut mit einer souveränen Leistung für einen neuen Arbeitgeber in Deutschland empfehlen. «Deutschland ist meine zweite Heimat. Ich habe ja deutsche Vorfahren. Und die Zeit in Frankfurt war einfach krass. Ich habe die Sprache gelernt, bin mit anderen Trainingsmethoden und Spielsystemen vertraut geworden. Wenn es irgendwie geht, würde ich gern zurückkommen», sagt sie. Es wäre eine Rückkehr zu den Wurzeln: Ihr jüdischer Großvater lebte in Berlin und floh 1938 vor den Nazis in die USA.

Für ihr Land will Alex Krieger nun erst einmal weiter starke Leistungen im Nationalteam zeigen. Im Viertelfinale gegen Brasilien verwandelte die Verteidigerin den entscheidenden Elfmeter zum 5:3. «Das war total krass. Ich bin mit Herzklopfen zum Punkt gejoggt, habe nicht nachgedacht und den Ball einfach reingemacht», erzählt Krieger, die vor der WM erst 22 Länderspiele bestritten hatte. Nach dem Triumph über Mitfavorit Brasilien ist für die USA nun der erste Titelgewinn seit 1999 in greifbarer Nähe. Im Herbst spielen die US-Girls dann in der Olympia-Qualifikation. Für ihren Klub stünde die 26-Jährige in dieser Zeit nicht zur Verfügung. Auch deshalb ist noch offen, ob es für Alex Krieger klappt mit einer Rückkehr in das Land, das sie im Herzen, im Namen und auf dem Unterarm trägt.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

Alle Beiträge ansehen von Michael Kraft →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.