Borat Anschluss Movielfilm

Film Borat Anschluss Movielfilm

Borat Anschluss Teil 2 Kritik
Borat Sagdiyev (Sacha Baron Cohen) und seine Tochter Tutar (Marija Bakalowa) haben es in den USA schwer.
Originaltitel Borat Subsequent Moviefilm
Produktionsland USA
Jahr 2020
Spielzeit 96 Minuten
Regie Jason Woliner
Hauptdarsteller Sacha Baron Cohen, Marija Bakalowa
Bewertung

Worum geht’s?

Borat Sagdiyev war ein Star-Reporter in seiner Heimat Kasachstan, was ihm sogar die Möglichkeit eines Dokumentarfilms über eine Reise in die USA einbrachte. Das Werk Borat – Kulturelle Lernung von Amerika, um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen erreichte allerdings nicht das angestrebte Ziel, sondern sorgte stattdessen für einen erheblichen Imageschaden. Zur Strafe ist der einst umjubelte Journalist im Gulag gelandet. Nach 14 Jahren bekommt er aber die Möglichkeit, der Zwangsarbeit zu entfliehen, sich zu rehablitieren und sogar das Ansehen seines Heimatlandes wiederherzustellen. Denn in den USA ist mittlerweile Donald Trump an der Macht, und zu dessen Zirkel mächtiger Bösewichte fühlt sich auch Kasachstans Regierungschef Nursultan Nazarbayev zugehörig. Borat soll ihm die Tür zu diesem erlesenen Kreis öffnen. Der Auftrag lautet: Er soll Vizepräsident Mike Pence bestechen, um so auf die Vorteile einer Zusammenarbeit der Trump-Regierung mit Kasachstan aufmerksam zu machen. Als Geschenk übergeben werden soll dabei eine der größten Berühmtheiten des zentralasiatischen Landes: Johnny The Monkey. Dieser Affe ist nicht nur ein Fernsehstar, sondern auch Minister im Kabinett von Kasachstan. Borat ist dankbar für die Chance und tritt seine Mission motiviert an. Als er nach einer wochenlangen Überfahrt und einer ziemlich merkwürdigen Reiseroute in den USA ankommt, steht er aber bald vor einer Reihe von Problemen. Das erste davon: Seine 15-jährige Tochter hat sich als blinder Passagier in einer Holzkiste mit nach Amerika geschmuggelt, und als Reiseproviant auch noch Johnny The Monkey verspeist. Somit bleibt nur eine Möglichkeit: Das Mädchen soll zur Zwangsheirat angeboten und somit selbst zum Geschenk an den Vizepräsidenten werden. Doch dazu muss Borat nicht nur Zugang zu höchsten Regierungskreisen finden, sondern auch seine Tochter mittels Benimmschule, Schönheits-OPs und Shoppingtour vorzeigbar machen.

Das sagt shitesite:

Es gibt eine Szene kurz nach der Ankunft der Hauptfigur in den USA, die wunderbar zeigt, wie ungemein clever dieser Film ist: Der erste Teil von Borat lebte davon, dass niemand diesen Typ kannte. Als vermeintlicher Hinterwäldler tauchte er in den USA auf, wurde belächelt, amüsiert begafft und bemitleidet. Gerade durch diesen Eindruck von Naivität und Harmlosigkeit gelang es ihm dabei, entlarvende Aussagen einzufangen, die deutlich machten, dass im Land der unbegrenzten Möglichkeiten vieles genauso mittelalterlich, empörend oder selbstherrlich ist wie in einer Ex-Sowjetrepublik, die wohl kaum ein Amerikaner auf der Weltkarte finden würde. Genau diese Methode muss Sacha Baron Cohen, der auch hier als Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Produzent fungiert, nun scheinbar ad acta legen. Er wird überall erkannt, angesprochen, um Autogramme gebeten. Die Lösung heißt Tarnung – doch als der kasachische TV-Reporter in einen Kostümladen geht, findet er dort bloß Borat-Verkleidungen.

Man muss sich in diesem Moment vielleicht noch einmal bewusst machen: Borat Anschluss Movielfilm kommt im Gewand einer Dokumentation daher. Die Hauptfigur ist aber eine Fiktion, eine Schöpfung von Sacha Baron Cohen. Borat ist nicht real, und wenn er sich schließlich als Redneck verkleidet, ist das eine Verkleidung zweiter Ordnung. Wie schnell man darüber hinweg sehen kann, ist eine der größten Leistungen dieses Films, der damit auch das nicht ganz unerhebliche Problem überwindet, überhaupt eine Fortsetzung, pardon: einen Anschluss-Moviefilm, dieser großartigen Mockumentary möglich zu machen.

Der Ansatz funktioniert danach grandios, wieder ist das Mittel der Wahl dabei vor allem Überhöhung: Donald Trump, Facebook, plastische Chirurgie – sie alle werden hier durch Glorifizierung persifliert, weil die Bewunderung eben von Personen kommt, mit deren Wertesystem man sich beim besten Willen nicht gemein machen möchte. Alle fünf Sekunden gibt es in Borat Anschluss Movielfilm einen Gag, manchmal nur in den Bildern. Die Themen, die hier entlarvt werden, sind unter anderem Sexismus, Antisemitismus, Bigotterie und Rassismus, und dabei gibt es reichlich Szenen, die man nur mit dem schönen Begriff cringe bezeichnen kann, der beim ersten Borat-Film noch gar nicht zu unserem Sprachschatz gehörte: Borat singt bei einer Demo von Corona-Leugnern, führt mit seiner Tochter einen Fruchtbarkeitstanz bei einem Debütantenball auf oder besucht eine Synagoge, behängt mit allem, was er für jüdisch hält. Natürlich gehört auch das Interview mit Rudy Giuliani dazu, das im Vorfeld für die größten Schlagzeilen gesorgt (und dem Ex-Bürgermeister von New York eine Nominierung für die Goldene Himbeere als schlechtester Nebendarsteller eingebracht) hat.

Wie beim ersten Teil wird daraus ein wundervoller Spaß, zugleich gibt es endlich die einzig wahre Antwort auf die Frage, woher das Corona-Virus kommt, und nicht zuletzt einen flammenden Appell für Aufklärung. Borat zeigt auch mit seinem zweiten Besuch in den USA, wie fragil solch vermeintlich gefestigten Konzepte wie Anstand, Ratio und Zivilisation sind.

Bestes Zitat:

“Er hat sich selbst gegessen.”

Der Trailer zum Film.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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