Draufgeschaut: A Serious Man

Film A Serious Man

Szene aus dem Film "A Serious Man" mit Michael Stuhlbarg als Larry Kopnik
Larry (Michael Stuhlbarg) gerät in eine Lebenskrise.
Produktionsland USA
Jahr 2009
Spielzeit 105 Minuten
Regie Ethan Coen, Joel Coen
Hauptdarsteller Michael Stuhlbarg, Richard Kind, Fred Melamed, Sari Lennick
Bewertung

Worum geht’s?

Einen Rabbi nach dem anderen sucht Larry Gopnik mit der Bitte um Beistand, Orientierung und einen guten Rat auf. Denn im Leben des Physikprofessors ist einiges durcheinander geraten. Dass sich die beiden pubertierenden Kinder ständig streiten, ist fast schon normal. Auch mit der Tatsache, dass sein soziophober Bruder Arthur bei ihm lebt, weil er seinen Alltag nicht bewältigen kann, hat er sich längst abgefunden. Aber dann scheint der Bestechungsversuch eines Studenten seine Hoffnungen auf eine Festanstellung an der Universität zu torpedieren. Seine Frau teilt ihm mit, dass sie sich in einen gemeinsamen Freund verliebt hat und die Scheidung will. Und die attraktive Nachbarin verdreht ihm ebenfalls den Kopf – dabei liegt er gerade in einem Rechtsstreit mit ihrem Mann um den korrekten Verlauf der Grundstücksgrenze. Larry muss erfahren: So vielfältige Probleme stellen auch den besten Rabbi auf eine harte Probe.

Das sagt shitesite:

Einem Film der Coen-Brüder zu attestieren, er haben einen ganz besonderen Humor, wäre eine Tautologie. Bei A Serious Man gerät man dennoch in Versuchung, denn selbst für die Verhältnisse des Duos, das uns unter anderem The Big Lebowski und Burn After Reading beschert hat, ist dieser Film abgründig, skurril und sogar ein wenig sperrig.  Diesmal sind längst nicht alle Andeutungen erkennbar und längst nicht alle Pointen werden aufgelöst.

Selbstverständlich liegt genau darin die Stärke: Der Zuschauer bleibt manchmal ebenso ratlos zurück wie die Hauptfigur. Michael Stuhlbarg gibt einen grandios unbeholfenen Larry, dessen Ohnmacht vor allem deshalb so mitleiderregend wirkt, weil er eigentlich nichts anderes anstrebt als Normalität – die ihm sein gesamtes Umfeld als Ideal vorlebt, die ihm dann aber mehr und mehr verwehrt wird. Er taumelt durch eine Welt, deren Sixties-Kulisse wir mit Flower Power und Summer Of Love assoziieren, die hier aber von Kameramann Roger Deakins mit einem eiskalten Schleier überzogen wird.

A Serious Man wird so zu einer Parabel über den Versuch, vernünftig und aufrecht zu sein. Dass die Milde (bis zum Erbrechen vorgelebt von Larrys Nebenbuhler Sy Ableman) dabei ebenso wenig hilfreich ist wie das Recht (Larrys Anwalt erleidet einen Herzinfarkt just in dem Moment, als er zum Kern der juristischen Auseinandersetzung mit dem Nachbarn kommen will) und die Religion (die Rabbis erweisen sich als Spinner, Schweiger und Schwätzer), ist natürlich eine wunderbar hinterfotzige Pointe.

A Serious Man bewahrt sich ein ordentliches Maß an Rätselhaftigkeit, scheint aber zumindest einen Vorwurf an seine Hauptfigur, immerhin einen Physikprofessor, doch recht explizit auszusprechen: Wer sich weigert, den eigenen Geist zu benutzen, um seine Probleme zu lösen, dem kann kein Gott der Welt helfen.

Bestes Zitat:

„Diese Fragen, die Sie so quälen, Larry. Vielleicht sind die wie Zahnschmerzen. Sie haben sie ein Weilchen und dann gehen sie weg.“

Der Trailer zum Film.

https://www.youtube.com/watch?v=FzBTx0U19EQ

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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