Der Boxer und die Friseuse

Film Der Boxer und die Friseuse

Mirko (Hinnerk Schönemann) und Fränki (Ulrich Noethen, rechts) werden im Knast ein Paar.
Mirko (Hinnerk Schönemann) und Fränki (Ulrich Noethen, rechts) werden im Knast ein Paar.
Produktionsland Deutschland
Jahr 2004
Spielzeit 90 Minuten
Regie Hermine Huntgeburth
Hauptdarsteller Ulrich Noethen, Hinnerk Schönemann, Peter Lohmeyer, Katharina Schüttler, Gaby Dohm, Andreas Schmidt
Bewertung

Worum geht’s?

Als Heiratsschwindler verdient sich der schwule Friseur Fränki ein paar Euro zusätzlich, bis er schließlich ertappt wird und im Knast landet. Dort lernt er Mirko kennen, einen jungen, kräftigen und nicht allzu cleveren jungen Mann. Die beiden sind Zellengenossen und bald auch Liebhaber. Als sie beide wieder frei sind, wohnen sie zusammen. Fränki will als Manager die Boxerkarriere von Mirko voranbringen. Doch Mirko lässt es nicht nur an der nötigen Professionalität mangeln. Er will auch die Beziehung zu Fränki beenden, denn er sieht sich mittlerweile allenfalls als “knastschwul” und fühlt sich zu der jungen Jenny hingezogen. Fränki ist verzweifelt, doch fest entschlossen, seine Liebe ebenso zu retten wie die Boxerkarriere von Mirko.

Das sagt shitesite:

Hochkarätig besetzt, mutig und ungewöhnlich kommt diese Tragikkomödie daher. Das größte Pfund von Der Boxer und die Friseuse sind dabei die beiden Hauptfiguren: Fränki ist ernst und sensibel, und ausgerechnet er gibt im Knast den Aufpasser und Schutzengel für Mirko, der immer wieder Ärger mit den anderen Insassen hat. Mirko ist praktisch und oberflächlich und ahnt lange Zeit gar nicht, wie viel er Fränki bedeutet. Als die beiden in einer Wohnung das Zusammenleben außerhalb des Knasts versuchen, geben sie ein herrlich zänkisches Paar ohne jegliche Tuntigkeit ab, das schnurstracks auf eine Eskalation zusteuert.

Fränki sieht man jede sofort Gemütsregung im Gesicht an, Mirko trägt sein Herz auf der Zunge. Beide sind auf ihre Weise schwach und aufeinander angewiesen, und es ist gerade das zugleich intellektuelle wie emotionale Missverhältnis zwischen dem bis weit über die Schmerzgrenze hinaus naiven Mirko und dem bis zur Selbstverleugnung gerissenen Fränki, die hier für die Fallhöhe sorgt. Als der eine dann gekränkt ist und der andere sich schuldig fühlt, ahnt man, dass diese Beziehung für keinen von beiden gesund ist – und eigentlich wissen beide das auch. Doch keiner von beiden ist in der Lage, seine Gefühle auf eine andere Ebene umzulenken, sei es der väterliche Beistand, den Fränki als Manager verspricht, oder die herzliche Freundschaft, die Mirko im Sinn hat.

All das wird in Der Boxer und die Friseuse sehr einfühlsam erzählt, gekrönt von einer guten Prise Humor, die den Gefühlen nichts von ihrer Tiefe nimmt, und einer erstaunlichen Spannung, die niemals die Ernsthaftigkeit des Themas konterkariert.

Bestes Zitat:

“Jetzt hast du original deinen letzten Krümel geschissen.”

Ein paar Szenen aus dem Film:

http://www.youtube.com/watch?v=aLODMjtvqk0

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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