Draufgeschaut: Pink

Film Pink

Pink (Hannah Herzsprung) heiratet Carlo (Guntram Brattia) - es bleibt nicht ihre letzte Ehe.
Pink (Hannah Herzsprung) heiratet Carlo (Guntram Brattia) – es bleibt nicht ihre letzte Ehe.
Produktionsland Deutschland
Jahr 2009
Spielzeit 82 Minuten
Regie Rudolf Thome
Hauptdarsteller Hannah Herzsprung, Guntram Brattia, Florian Panzner, Cornelius Schwalm
Bewertung

Worum geht’s?

Mit ihren abgründigen Liebesgedichten hat Pink riesigen Erfolg: die Bücher sind Bestseller, die Lesungen ausverkauft, die Fans liegen ihr zu Füßen. Dazu gehören auch die drei Verehrer Carlo, Georg und Balthazar, mit denen die Dichterin gleichzeitig Affären hat. Als ihr das zu unanständig wird, beschließt sie, einen der Männer zu heiraten und erstellt eine Pro- und Contra-Liste mit allen drei Kandidaten. Ihre Wahl fällt auf Carlo, doch die anderen beiden Verehrer sind damit längst nicht aus ihrem Leben verschwunden – und auch nicht aus dem Rennen.

Das sagt shitesite:

Vordergründig ist Pink ein Film über die Liebe: Pink sucht den richtigen Mann und möchte dabei möglichst nichts falsch machen. Dass sie sich erst für den smarten Geschäftsmann Carlo, dann für den kultivierten Verleger Georg und schließlig für den kauzigen Hobby-Landwirt Balthazar entscheidet, belegt, wie sehr sie von der Ratio geprägt ist und wie wenig sinnvoll dieser Ansatz ist.

Viel mehr noch geht es in Pink allerdings um das Glück, das sich die Dichterin in einer Ehe mit dem richtigen Mann erhofft. Die Frage, die Autor und Regisseur Rudolf Thome in seinem 28. Film stellt, scheint zu lauten: Suchen wir wirklich das Glück oder wollen wir nur die gängigen Vorstellungen vom Glück in unser Leben integrieren? Dass seine Antwort erwartungsgemäß bloß lautet, dass sich das Glück ebenso wenig berechnen lässt wie die Liebe, passt zu diesem freischwebenden, irritierenden Film. Pink ist so etwas wie ein Märchen ohne Special Effects, eine RomCom ohne Pointen.

Vieles bleibt für den Zuschauer unklar: die Biografie von Pink (und damit die Inspiration für ihre Poesie), der Ursprung von Balthazars Reichtum, leider manchmal auch die Motivation der Charaktere. Dass sich die Poetin beispielsweise durch göttliche Eingebung entscheidet, ihre polyamore Beziehung zu beenden und stattdessen einen ihrer Liebhaber zu heiraten, ist arg plump.

Das Ungesagte spielt eine wichtige Rolle in Pink: Gesten und Blicke, Warten und Schweigen. Selbst das Glück scheint hier oft nur die Abwesenheit von unmittelbarer Last zu sein, nicht die maximal denkbare Ausprägung von Lust. Stets bleiben Zweifel – auch, weil die junge Dichterin immer nur die Möglichkeiten des Glücks sehen will, allerdings nie die (ganze) Person, von der sie dieses Glück erwartet, und schon gar nicht den Teil, den sie selbst dazu beitragen muss.

Bestes Zitat:

“Ich hätte nie gedacht, dass ich lieben kann.”

Der Trailer zum Film:

https://www.youtube.com/watch?v=YWBIvFXWtWE

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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