The Game

Film The Game

The Game Filmkritik Rezension
Nicholas van Orton (Michael Douglas) weiß nicht mehr, was real ist.
Produktionsland USA
Jahr 1997
Spielzeit 129 Minuten
Regie David Fincher
Hauptdarsteller Michael Douglas, Sean Penn, Deborah Kara Unger, James Rebhorn, Peter Donat, Carroll Baker, Armin Müller-Stahl
Bewertung

Worum geht’s?

Was schenkt man einem Mann zum 48. Geburtstag, der schon alles hat? Der Investmentbanker Nicholas van Orton ist solch ein Mann, aber sein jüngerer Bruder Conrad lässt sich gleich eine doppelte Überraschung als Geschenk einfallen: Er stattet ihm, nachdem sich die Brüder drei Jahre lang nicht gesehen hatten, einen persönlichen Besuch ab und überreicht den Gutschein einer Agentur. Bei Consumer Recreation Services kann man ein Spiel buchen, dessen einziges Versprechen es ist, dem Kunden genau das zu bieten, was ihm bisher in seinem Leben fehlte – allerdings ohne dass er weiß, wann dieses Spiel beginnt, wie es abläuft und was es beinhaltet. Widerwillig, aber auch neugierig löst Nicholas den Gutschein ein. Kurz darauf wird sein Leben immer turbulenter: Ein wichtiges Geschäft platzt, er begegnet einer mysteriösen Kellerin, in sein Haus wird eingebrochen. Ist das eine Verschwörung gegen ihn, geschmiedet von geschäftlichen Konkurrenten? Ist es das Spiel, das er als Geschenk bekommen hat? Oder wird er verrückt? Nicholas versucht verzweifelt, die Antworten darauf zu finden, doch die Consumer Recreation Services haben sich ebenso in Luft aufgelöst wie sein Bruder.
Das sagt shitesite:

Faszinierend an The Game ist zunächst vor allem, wie aktuell der Film nach 20 Jahren noch ist: totale Überwachung, der Glaube an allmächtige Verschwörungen, die Inszenierung von Realität, nicht zuletzt die Methoden von Manipulation, die so subtil geworden sind, dass man sich ihnen kaum entziehen kann – all das passt perfekt in die Zeit, heute vielleicht noch mehr als beim Kinostart des Films. Auch ästhetisch ist das Werk sehr gut gealtert, obwohl The Game sich für einen Thriller erstaunlich große visuelle Freiheiten nimmt, etwa in der durchgestylten Schlusssequenz, im psychedelischen Horrorszenario, als Nicholas den Einbruch in seinem Haus entdeckt, oder bei seinen Flashbacks in die Kindheit, die ihm immer wieder den Selbstmord seines Vaters vor Augen führen.

Neben diesem Mut, die visuellen Möglichkeiten des Kinos auszureizen, beeindruckt The Game mit einer extrem spannenden Handlung, vor allem aber mit seiner cleveren Ausgangssituation. Gerade die Tatsache, dass Nicholas das Geschenk zunächst nicht annehmen will, und dass er dann von der Agentur den Hinweis bekommt, er sei aus gesundheitlichen Gründen für die Teilnahme am geheimnisvollen Spiel abgelehnt worden, bringt hier alle Koordinaten ins Wanken: In die vorher so wohlgeordnete und devote Welt des Bankers kommen plötzlich Aufregung, Unvorhergesehenes und Widerspruch. Ebenso wie er muss sich der Zuschauer fragen: Ist das echt? Oder das Spiel? Wenn es echt ist, wie gefährlich wäre es dann, es für ein Spiel zu halten? Wenn es ein Spiel ist, wie ratsam wäre es, sich dagegen aufzulehnen?

Regisseur David Fincher verweist mit diesem Spiel aus Inszenierung, Manipulation, Suggestion und Einbildung auf grundlegende Fragen, die nicht nur Nicholas’ Psychologie betreffen, sondern uns alle: Kennen wir uns wirklich gut? Sind wir bereit, uns das einzugestehen, was wir in uns erkennen, auch unsere geheimsten Wünsche und Ängste? Neben dieser Dimension erwächst in The Game gerade aus dem Umstand, dass es nicht nur ums eigene Selbst geht, sondern um das Zusammenspiel mit all den anderen Egos der Welt, die Komplexität des Thrillers: Was trauen wir anderen zu? Wem vertrauen wir? Können wir uns selbst und unserer eigenen Menschenkenntnis trauen? Dass der Film ausgerechnet das, was sich wie eine Krankheit anfühlt (Paranoia), vermeintlich dazu beitragen lässt, seinen Protagonisten (und uns als Zuschauer?) zu heilen, ist eine Schlusspointe, die perfekt zur Finesse und Perfidie dieses Thrillers passt.

Bestes Zitat:

“Wenn man nicht über die Gesellschaft Bescheid weiß, hat man auch nicht die Befriedigung, sich ihr zu entziehen.”

Der Trailer zum Film.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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