Unter dem Sand

Film Unter dem Sand

Marie (Charlotte Rampling) will sich nicht damit abfinden, dass ihr Mann tot ist.
Marie (Charlotte Rampling) will sich nicht damit abfinden, dass ihr Mann tot ist.
Produktionsland Frankreich
Jahr 2000
Spielzeit 92 Minuten
Regie François Ozon
Hauptdarsteller Charlotte Rampling, Bruno Crémer, Jacques Nolot
Bewertung

Worum geht’s?

Seit 25 Jahren sind Marie und Jean verheiratet, und sie machen den Eindruck eines glücklichen Ehepaars. Als sie ihren Urlaub in einem Ferienhaus am Meer verbringen, ist es damit aber schlagartig vorbei: Während Jean sich zum Schwimmen bereit macht, schläft Marie ein – und als sie aufwacht, ist ihr Mann verschwunden. Die Polizei kann ihn nicht finden und geht davon aus, dass Jean ertrunken ist. Marie leugnet diese Vermutung nicht nur – sie lebt ihr Leben weiter, als sei ihr Gatte noch bei ihr.

Das sagt shitesite:

Mit großer Sensibilität und einer famosen Hauptdarstellerin zeichnet Unter dem Sand das Bild einer Frau, die fast den ganzen Film über am Rande des Zusammenbruchs steht, aber mit tänzelnden Schritten und einer feinen Selbsttäuschungs-Balance immer wieder dem Abgrund entgeht. Zugleich erzählt dieses Drama davon, dass zur Liebe nicht nur der richtige Partner gehört, sondern immer auch das Fantasiebild, das man vom Partner am Leben zu erhalten vermag.

Wie Marie ihren Ehemann in ihr Leben halluziniert, ihm Frühstück macht und Krawatten kauft, ist ebenso poetisch wie schmerzhaft anzusehen – auch, weil es so unprätentiös erzählt wird, fast wie in einer Dokumentation. Schnell ist dabei klar, dass Marie neben der großen Sorge, ihr Gatte könne ertrunken sein, eine noch größere Sorge plagt: Hat er sich vielleicht klammheimlich aus dem Staub gemacht und lebt irgendwo weiter, ohne sie?

Unter dem Sand macht daraus eine tolle Spiegelung: Marie kann sich ein Leben ohne Jean so wenig vorstellen, dass sie ihn herbeifantasiert. Jean kann sich ein Leben mit Marie womöglich so wenig vorstellen, dass er einfach verschwindet. Er hat sich womöglich ein neues Leben gewünscht, in das er sich jetzt geflüchtet hat. Für sie war das alte Leben das pure Glück, an das sie sich jetzt klammert.

Dieser Kniff wird in Unter dem Sand noch auf einer anderen Ebene eingesetzt: Als Vincent, ein Freund von gemeinsamen Bekannten, der offensichtlich einsamen Marie den Hof macht, muss er ebenfalls gegen den Geist ihres verschwundenen Gatten ankämpfen, und Regisseur François Ozon setzt dabei gleich mehrfach auf Szenen, in denen Vincent 1:1 in der Situation zu sehen ist, die der Zuschauer (und mit ihm Marie) zuvor mit Jean erlebt hat.

Dass all das so eindrucksvoll gelingt, ist vor allem Charlotte Rampling zu verdanken und der Würde, die sie ihrer Figur verleiht. Niemals hält man Jean wirklich für verrückt. Immer ist da eine Spur Verständnis und Mitleid für ihren sehnsuchtsvollen Schmerz. Und zudem bleibt auch für den Zuschauer lange Zeit ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass ihre Traumwelt vielleicht doch kein Hirngespinst ist.

Bestes Zitat:

“Du musst nach vorne blicken. Du musst für dich selbst leben.”

Der Trailer zum Film:

httpv://www.youtube.com/watch?v=DmmLMnrAUQk

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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