Dummy Mandatory Enjoyment Review Kritik

Dummy – “Mandatory Enjoyment”

Künstler*in Dummy

Dummy Mandatory Enjoyment Review Kritik
“Mandatory Enjoyment” macht auch ohne Aufforderung große Freude.
Album Mandatory Enjoyment
Label Trouble In Mind
Erscheinungsjahr 2021
Bewertung

Zwei EPs, die ausschließlich auf Kassette veröffentlicht wurden. Jetzt dieses Debütalbum, das unter anderem auf orangenem Vinyl erscheint. Mit zwölf Liedern darauf, die beispielsweise Innenarchitektur, Meeresverschmutzung und Atomversuche besingen. Man merkt schnell: Dummy aus Los Angeles lieben das Besondere.

Das Quartett klingt auf Mandatory Enjoyment manchmal wie drei oder vier verschiedene Bands. Wenn es gitarrenlastiger wird, kann man glauben, die Strokes seien mit Aliens gekreuzt worden wie im schwungvollen Fissured Ceramics oder Daffodils, das ebenfalls mehr Druck und Tempo hat als der Durchschnitt des Albums und ein großes Vergnügen wird. Manches lässt an Krautrock denken (X-Static Blanket), anderes an Shoegaze (Cloud Pleaser). In Tapestry Distortion beweisen Dummy, dass sie beispielsweise bei Velvet Underground gelernt haben, wie reizvoll Monotonie und Reduktion sein können. Der Album-Schlusspunkt Atonal Poem bleibt viereinhalb Minuten lang instrumental, bevor er sich am Ende noch zu einem kurzen Drone aufschwingt.

Ein prägendes Element für Mandatory Enjoyment ist die Fähigkeit von Alex, Emma, Joe und Nathan, auch in eher abseitigen Themen die Möglichkeit zu Reflexion, Positionierung und gerne auch Kritik zu entdecken, dazu gehören nach ihren eigenen Angaben “die Last des modernen Lebens, des Konsumverhaltens, des ökologischen Zusammenbruchs, der Entfremdung und anderer Ängste, die aus unserem Leben in diesem absurden Moment der Geschichte erwachsen”. Genauso wichtig für ihren Sound ist der sphärische Harmoniegesang, der schon im Opener Protostar zu hören ist und am hellsten in der verträumten Helium-Ballade Aluminum In Retrograde strahlt.

Nicht selten klingt das wie die B-52’s in LoFi oder feine Momente von Yo La Tengo (Final Weapon), Lieder wie Punk Product Number 4 oder H.V.A.C. zeigen die größte Stärke von Dummy: Sie können zugleich betörend und schräg, widerborstig und einnehmend sein.

Ziemlich spacig ist auch das Video zu Daffodils.

Dummy bei Bandcamp.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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