The Pains Of Being Pure At Heart – “The Echo Of Pleasure”

Künstler The Pains Of Being Pure At Heart

The Echo Of Pleasure The Pains Of Being Pure At Heart Kritik Rezension
“The Echo Of Pleasure” ist geprägt von Unsicherheit.
Album The Echo Of Pleasure
Label Painbow
Erscheinungsjahr 2017
Bewertung

The Echo Of Pleasure ist das mittlerweile vierte Studioalbum von The Pains Of Being Pure At Heart, und die größte Stärke der Formation aus New York ist auch diesmal: eine immense emotionale Intelligenz, wie sie schon der Bandname erahnen lässt.

Gleich der Auftakt Me Only zeigt, was Spin meinte, als die Zeitschrift der Band um Frontmann Kip Berman “an ageless indie pop sound that could last them for years to come” attestiert hat: Das Lied will hymnisch sein, einladend und romantisch, und schafft genau das. Der Song hat die Unbedingtheit, die so eine Liebeserklärung (“You’re the only”, ist die Kernaussage) braucht, aber auch die Reife um zu wissen, dass dieser Schwur vielleicht nur für diesen perfekten Moment, in dem er ihm über die Lippen kommt, volle Gültigkeit hat. Berman steigert sich dann in die eigene Gewissheit hinein, in einen wachsenden Glauben an diese Aussage.

Beteuerungen der großen Liebe, die auf dem Papier wie aus einem Groschenroman wirken könnten, finden sich gleich reihenweise auf The Echo Of Pleasure. “I wanted to die with you”, heißt es in Anmyore, auch hier gewinnt diese Zeile mit jeder Wiederholung ein bisschen Entschlossenheit und ein bisschen Wehmut. “When I dance with you / I feel lucky / ´cause I know just what to do”, lautet der Refrain der Single When I Dance With You. Auch das ist in seiner Einfachheit wundervoll, gerade weil es bei allem Hitpotenzial bei weitem nicht so plump ist, wie es solche Zeilen bei weniger begabten Acts nahelegen könnten. Das wundervolle Bekenntnis in der Ballade Stay, die das Album abschließt, heißt: “I’ll stay with you / when everyone’s gone.”

Berman hat gute Gründe für so große Worte: Während The Echo Of Pleasure aufgenommen wurde, war seine Frau im sechsten Monat schwanger – entsprechend häufig musste er in seiner Aufmerksamkeit zwischen Studio und Zuhause wechseln. “Über unseren Köpfen schwirrte eine absolute Unsicherheit, aber es war auch eine Art Flucht vor den Sorgen in dieser Zeit”, sagt er über die Arbeit mit Produzent Andy Savours (My Bloody Valentine, The Killers), der schon den vor drei Jahren veröffentlichten Vorgänger Days Of Abandon betreut hatte. “Was wird passieren, wenn ich ein Kind habe? Werde ich auf Tour gehen können? Wird es gar das letzte Album sein, das ich mache? Es ist kein schlechter Umstand, sich in so einer Situation Sorgen zu machen, wenn du auf so eine Art Veränderung im Leben zusteuerst. Im Gegenteil, wenn du dir keine Gedanken machst, dann hast oder findest du möglicherweise nicht die richtigen Gefühle. Ich für meinen Teil machte die beste Platte, die ich machen konnte, wohlwissend, es ist möglicherweise die letzte.”

Man will das nicht hoffen angesichts des Levels, das The Pains Of Being Pure At Heart erreicht und auf diesem Album noch einmal gesteigert haben. In vielen Liedern gibt es kaum bemerkbare Bläser und Streicher, auch die Atmosphäre ist facettenreich. So gibt es in Falling Apart So Slow eine amerikanische Romantik in der Nähe von Bruce Springsteen oder John Mellencamp, wenn auch deren Ethos von Männlichkeit, Kumpels und Draufgängertum hier durch eine große Verletzlichkeit ersetzt wird. Der Titelsong The Echo Of Pleasure zeigt am deutlichsten eine Nostalgie, die auf dem Album auch sonst immer wieder erkennbar wird und ungefähr Richtung C86 weist. So True, mit Jen Goma (A Sunny Day In Glasgow) als Gastsängerin, vereint Punch und Sanftheit und reiht sich somit irgendwo zwischen Republica und Saint Etienne ein.

“Für mich persönlich sollten Songs über Liebe nicht unbedingt mit Leichtigkeit assoziiert werden”, erklärt Kip Berman diese Vielfalt. “Liebe ist größer als alles, manchmal ist sie empathisch, manchmal überwältigend, manchmal sogar unkompliziert. An anderen Tagen aber zeigt sie sich angespannt, verängstigt oder einfach nur aufreibend. In ihrer besten Form jedoch ermutigt sie dich, ein besserer Mensch zu sein.” Wie das gemeint ist, zeigt beispielsweise The Cure For Death: Der Song klingt tatsächlich wie The Cure, allerdings nachdem sie in einen Tanklaster voller Putzigkeit gefallen sind. Wichtig für den Spannungsbogen ist auch The Garret: Darin ist der Beat vergleichsweise komplex, auch die Botschaft ist nicht ganz so plakativ wie bei anderen Tracks von The Echo Of Pleasure. Aber auch hier wirft sich Berman voll und ganz hinein in dieses Lied, mit allem, was er hat. Die beste Zusammenfassung für dieses wunderbare Album hat er denn auch selbst parat: “Es ist schwer und hoffnungsvoll, genau wie die Liebe.”

Reichlich Nostalgie steckt auch im Video zu When I Dance With You.

Website von The Pains Of Being Pure At Heart.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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