Bauchklang – “Le Mans”

Künstler Bauchklang

Techno ohne Strom - das funktioniert auf "Le Mans" tatsächlich.
Techno ohne Strom – das funktioniert auf “Le Mans” tatsächlich.
EP Le Mans
Label Monkey Music
Erscheinungsjahr 2011
Bewertung

Ganz neu ist die Idee nicht mehr. Seit 1996 gibt es Bauchklang schon, und seit ihrem Debütalbum Jamzero (2001) verblüffen die Österreicher weltweit mit ihrem Sound. Sie machen Musik, die normalerweise digital und mit ausschließlich elektronischen Instrumenten erzeugt wird. Aber sie machen sie nur mit der Stimme. Ohne Strom, ohne Synthesizer, ohne Samples.

Dass man mit diesem Prinzip irgendwo zwischen Beatbox und Bobby McFerrin auch den einen oder anderen Technoclub in Ekstase versetzen kann, haben Bauchklang schon mit Create und Come Along bewiesen, zwei Tracks ihres letzten Albums Signs. Mit der gerade erschienenen Le Mans-EP beschreiten sie diesen Weg weiter.

Der Titelsong (die Idee dazu entstand, als Bauchklang bei einem Festival in Le Mans spielten, daher der Name) beginnt mit tiefem Bass, dann kommen immer neue Schichten hinzu. Der Track wird gleichermaßen komplexer wie er zusätzlichen Drive entwickelt – und man mag kaum glauben, dass Bauchklang das alles mit nur fünfmal Mund, Bauch und Zwerchfell hinbekommen.

In Berging gibt es dann tatsächlich so etwas wie Gesang: „Du weißt, es geht anders“, heißt die erste Textzeile, dann wird zu einem ansteckenden Groove ständig etwas von „Steps“ erzählt. Afro Side Up schließlich, der Abschluss dieser 3-Track-EP, zeigt die ruhige Ausprägung von Bauchklangs Techno-Seite.

Das alles wäre auch ohne die stimmliche Virtuosität dieses selbst ernannten Vocal Groove Projects schon gut. Besonders faszinierend wird Le Mans aber, weil Bauchklang hier zwei spannende Aspekte offenlegen. Gerade, weil die Tracks nicht wie A-Capella-Stücke klingen, sondern wie lupenreine Elektrosounds aus Detroit oder Berlin, machen sie deutlich, wie sehr im Techno mittlerweile nach dem Baukaustenprinzip gearbeitet wird und wie berechenbar (und damit: imitierbar) viele Mechanismen des Genres geworden sind. Gleichzeitig vermögen es Bauchklang mit ihrer Herangehensweise aber, diesem Sound eine ganz besondere Frequenz und Textur zu verleihen. Faszinierend.

Ja, der stehen nur fünf Männer mit Mikrofonen auf der Bühne: Bauchklang zeigen live, wie Minimal ohne Computer geht:

httpv://www.youtube.com/watch?v=–diklnXMLY

Bauchklang bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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