Bloodhound Gang – “Show Us Your Hits”

Künstler Bloodhound Gang

Jackass nach Noten: "Show Us Your Hits" vereint das Beste der Bloodhound Gang.
Jackass nach Noten: “Show Us Your Hits” vereint das Beste der Bloodhound Gang.
Album Show Us Your Hits
Label Universal
Erscheinungsjahr 2010
Bewertung

Subtilität war schon immer ihre große Stärke. Show Us Your Hits heißt nun das Best-Of-Album der Bloodhound Gang. Für alle, die das Wortspiel vielleicht nicht auf Anhieb verstehen, zeigt das Cover eine junge Dame namens Lia May, die gerade dabei ist, ihre Brüste zu entblößen (und im Booklet  dann im Großformat oben ohne zu bewundern ist). Ebenfalls sehr geschmackvoll: Die Single Altogether Ooky, der einzig neue Song gleich zum Start von Show Us Your Hits, beginnt mit den unnachahmlichen Zeilen: „caught you / sniffing my boxers.“

Willkommen im Reich der Bloodhound Gang. Hier wird Sauerstoff schon einmal durch Jägermeister ersetzt. Hier geben sich Bassisten völlig freiwillig den Künstlernamen „Hasselhoff“ – und pinkeln bei Konzerten vor aller Augen dem Sänger auf den Kopf. Hier nennt die Band ihre offizielle Website, zugleich Forum für den eigenen Fanclub, „Bloodhound Gang Cyber Hate Club“. Und ein beliebiger Songtext aus der Feder von Frontmann Jimmy Pop hat den Ekelfaktor einer durchschnittlichen Jackass-Folge.

Ähnlich wie die Gang um Johnny Knoxville haben auch die fünf Jungs von der Bloodhound Gang seit ihrer Gründung im Jahr 1992  versucht, die Antwort auf die Frage zu finden: Wie weit kann man gehen? Insbesondere in Deutschland lautete die Antwort für sie schon bald: sehr weit.

Womöglich liegt es daran, dass man hierzulande eben doch nicht die komplette Obszönität der Texte versteht (der Frank Zappa-/Bobby Brown-Effekt). Oder daran, dass man in Deutschland schon immer die Kombination aus Blödsinn und Gitarren geschätzt hat (Die Ärzte). Vielleicht haben die Deutschen, die immerhin mehr als 40 Jahre lang mit Bonn als Hauptstadt und nun schon fünf Jahre lang mit Angela Merkel als Kanzlerin leben, auch einfach einen besonders schrägen Sinn für Humor.

Und so beschallte die Bloodhound Gang vor allem hierzulande mit ihren Liedern manches Saufgelage und manchen Festival-Zeltplatz. Sie wird es auch diesmal wieder tun, denn als Bonustrack ist ihre Zusammenarbeit mit den Atzen vertreten: Disco Pogo feat. Jimmy Pop.

Auch die anderen Gassenhauer sind alle da auf Show Us Your Hits. Der Klassiker Fire Water Burn, der noch heute durch die völlige Abwesenheit von Emotion in Jimmy Pops Gesang fasziniert. Er singt das Lied fast wie ein Autist, ohne Euphorie, ohne Begeisterung, sogar ohne Panik (was bei der legendären Textzeile „the roof, the roof, the roof is on fire” ja noch immer am besten passen würde). Das eingängige Along Comes Mary. Das packende Foxtrott Uniform Charlie Kilo – einfach, aber effektiv. The Ballad Of Chasey Lain als Hymne auf einen Pornostar.

Natürlich zündet nicht alles. Zwischendrin gibt es viel, was einfach nur Blödsinn ist (das spinnerte A Lapdance Is So Much Better When The Stripper Is Crying, das Frühwerk Kiss Me Where It Smells Funny oder das misslungene Screwing You On The Beach At Night, als drei Jahre alte Single das einzige Lebenszeichen der Bloodhound Gang zwischen dem 2005er Album Hefty Fine und dieser Best-Of-Compilation).

Allerdings muss man der Bloodhound Gang in solchen Momenten zugute halten: Solche Songs haben auch die Beastie Boys fabriziert. Die Beatles haben gegrunzt auf ihren Liedern, wenn es mit ihnen durchging (Piggies auf dem Weißen Album). Und die Beach Boys haben ein Lied über die Vorzüge von Gemüse (ähm, Vegetables) aufgenommen. Das sind heute aber alles anerkannte Größen – und da sind wir erst bei B im Alphabet.

Die Bloodhound Gang steht natürlich nicht mit den Genannten in einer Reihe – und sie will es auch gar nicht. Trotzdem zeigt ihr Best Of ein feines Pop-Gespür. Am besten macht nach wie vor ihr größter Hit deutlich, wie die Bloodhound Gang funktioniert: The Bad Touch, 1999 ein Nummer-1-Hit in Deutschland. Mit dem billigen Keyboard-Riff, dem plumpen Computerbeat und Pseudo-Rap führt der Song die Einfalt des Eurodance vor – und nutzt zugleich seine Mittel für seine Zwecke. Natürlich ist das sexistisch, hirnlos und höchst unappetitlich. Aber es will so sein. Vielleicht ist das einfach die Botschaft der Bloodhound Gang: Alles ist scheiße. Dann lasst uns drauf scheißen – und wenigstens Spaß haben.

Sogar das Privatfernsehen hat es schon gemerkt: Die Bloodhound Gang ist ein ziemlich wilder Haufen:

httpv://www.youtube.com/watch?v=eHfRAOH53Gk

Die Bloodhound Gang bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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