Hingehört: Catatonia – “International Velvet”

Catatonia sind eine Band. Doch hier geht es nur um Sängerin Cerys Matthews.
Künstler Catatonia
Album International Velvet
Label Warner
Erscheinungsjahr 1997
Bewertung ****1/2

Selten hat eine Sängerin eine Band so dominiert. Ich habe Mulder & Scully, den Opener dieses Albums, zuerst im Radio gehört. Die X-Files waren gerade auf dem ersten Höhepunkt ihrer Popularität, das wird dem Song geholfen haben. Viel wichtiger war aber die Stimme von Cerys Matthews – fast so mystisch, bedrohlich und aufregend wie die Fernsehserie mit den beiden FBI-Detektiven.

Dabei beweisen auch die Mitmusiker ihre Fähigkeiten. Es ist ohnehin rätselhaft (schon wieder), wie diese paar Waliser, die es gibt, andauernd zu solchen Mengen von Popstars kommen. Cerys Matthews scheint dabei die ganze Rauheit, Natürlichkeit und Schönheit ihrer Heimat in ihrer Kehle zu haben. So läuft Game On unbeschwert über weite Wiesen, noch etwas nass vom Tau, bei bewölktem Himmel. Keineswegs idyllisch ist hingegen I Am The Mob. Aggressiv, selbstbewusst, rotzfrech. Bedrohlichkeit – nicht solche, die sich in Großstädten aus unsichtbaren Quellen breitmacht, sondern die Bedrohlichkeit der Provinz, real, fassbar und personifiziert.

Davon zehrt auch Road Rage. “If all you´ve got to do today is find peace of mind / come here, you can have a piece of mine.” Was für eine Zeile. Und was für ein Refrain! Zum verlieben, zum Mitsingen, zum SichImKreisDrehen. Die ganze Kraft der Musik, in ihrer reinen Form. Obwohl ähnlich angelegt, geht dann ausgerechnet der Titelsong in die Hose. “Every day when I wake up / I thank the Lord I´m Welsh.” Muss man als Kontinentaleuropäer vielleicht auch nicht verstehen.

Der Rest sind bittersüße Balladen, meist mit dominantem Schlagzeug und der Stimme ganz weit vorne wie das herzzerreißende Why I Can´t Stand One Night Stands oder das brilliante Don´t Need The Sunshine. “I don´t mind you´re lying / so keep on talking.”

Catatonias Songs sind ein bisschen wie wunderschöne Mädchen mit Zahnlücken und Sommersprossen. Pippi-Langstrumpf-Pop.

Erst Der siebte Sinn und dann grandioser Pop: Der Clip zur Single Road Rage:

httpv://www.youtube.com/watch?v=PK8btpWltTk

Catatonia bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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