Hingehört: Eric Prydz Presents Pryda

Ein Best Of noch vor dem Debütalbum ist "Eric Prydz Presents Pryda".
Ein Best Of noch vor dem Debütalbum ist “Eric Prydz Presents Pryda”.
Künstler Eric Prydz
Album Eric Prydz Presents Pryda
Label Virgin
Erscheinungsjahr 2012
Bewertung ***

Ein stolzer Mensch verlangt von sich das Außerordentliche. Ein hochmütiger Mensch schreibt es sich zu.

Dieser weise Spruch der österreichischen Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach ist mit Blick auf Eric Prydz durchaus interessant. Dafür, dass er tatsächlich Prydz heißt, kann der gebürtige Schwede ja nichts. Aber immerhin hat er seinem Label den Namen „Pryda“ gegeben. Und schließlich legt er nun, bevor er überhaupt ein eigenes Album zustande gebracht hat (sein mehrfach verschobenes Debüt soll nun Ende 2012 erscheinen), ein todschickes, aufwendig gestaltetes Dreifach-Album vor. Eric Prydz Presents Pryda sieht er selbst als eine „reflection of the last 8 years of my life”, schreibt er im Booklet. Die Plattenfirma umschreibt die Sammlung als „Zusammenstellung seiner besten Produktionen aus dem Pryda-Haus“. Und so werden diese insgesamt 37 Tracks tatsächlich zu so etwas wie einem Best Of, bevor es von Eric Prydz überhaupt ein Debüt gibt.

Die Singlehits Call On Me und Proper Education fehlen zwar und auch Pjanoo ist nur in einer neuen Version vertreten, trotzdem lässt Eric Prydz Presents Pryda keinen Zweifel daran, wie talentiert der 36-Jährige als DJ und Remixer (unter anderem für Depeche Mode sowie unlängst für Digitalism) und wie stilprägend sein Label in puncto House ist.

Die erste der drei CDs enthält bisher nicht veröffentlichte Pryda-Produktionen, auch wenn Tracks wie Shadows, Agag oder Mighty Love schon als Quasi-Demos durch das Netz geisterten oder bei den legendären Live-Shows des Schweden schon zu hören waren. Auch die Eric-Prydz-Interpretation von Allein Allein (jawohl, das Lied von Polarkreis 18) dürften Hardcore-Fans schon kennen.

Die Bandbreite reicht ansonsten vom eher ruhigen Beyond 8 oder dem sphärischen SW4 bis hin zu Javlar mit reichlich Punch oder dem satten Bass von Sunburst. Der Höhepunkt ist Mighty Love, das mit Streichern aus einem Bee-Gees-Sample ebenso schick wie ausgelassen wird.

CD2 und CD3 versammeln Klassiker aus dem Pryda-Katalog in einem Megamix, der gefühlt niemals enden will und mit einigem Recht als die ultimative House-Party gelten darf. Miami To Atlanta (ausgerechnet) offenbart französische Einflüsse, Aftermath wird aggressiv, Armed ist geradezu filigran, der galoppierende Beat von Muranyi bekommt von den Synthies immer neue Peitschenhiebe verpasst. Reeperbahn ist einer der ganz wenigen Tracks, in denen auch Stimmen zu hören sind (sogar gleich ein ganzer Chor). Auch auf The Gift trifft das zu, auch wenn der Gesang hier endgültig automatisiert klingt.

Waves spielt mit balearischen Elementen, das knackige Juletider wird zum unbesinnlichsten Weihnachtslied der Welt. The End ist wie ein Zeitraffer der Einflüsse von Eric Prydz: Der Track beginnt mit Eighties-Referenzen à la Jean Michel Jarre, wird dann ultramoderner House und am Ende einfach klassischer Electro-Sound jenseits aller Genregrenzen. In Summe muss man sagen: Da kann Eric Prydz durchaus stolz drauf sein.

Wenn Eric Prydz live zu erleben ist, dann darf man gerne “Spektakel” dazu sagen:

httpv://www.youtube.com/watch?v=EP33G4YWiOc

Homepage von Eric Prydz. 

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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