Jimmy Eat World – “Bleed American”

Künstler Jimmy Eat World

“Bleed American” kommt ein bisschen spät, ist aber trotzdem total Sommer.
Album Bleed American
Label DreamWorks
Erscheinungsjahr 2001
Bewertung

Fast sollte man Jimmy Eat World ein bisschen böse sein. Da nehmen sie mit Bleed American den perfekten Soundtrack zum Sommer auf, und dann erscheint die Platte erst Ende August. Doch man muss den vier Jungs aus Arizona wohl verzeihen. Denn erstens haben Weezer die vergangenen Monate auch nicht gerade schlecht beschallt, zweitens hatten Jimmy Eat World gewichtige Gründe für die Verzögerung.

Obwohl ihr letztes Album Clarity immerhin den Semi-Hit Lucky Denver Mint enthielt, flogen sie nämlich 1999 bei ihrer Plattenfirma raus. Das neue Werk entstand in Eigenregie, selbstfinanziert und wird nun von DreamWorks/Motor vertrieben. Bleed American profitiert von der neuen Freiheit, verfeinert die alten Stärken, schlägt neue Wege ein und wagt auch mal einen Stilbruch.

Wie ihr Credo klingt der Text von The Middle: “Hey, don´t write yourself off yet / just try your best, try everything you can / and don´t you worry what they tell themselves when you´re away / hey, you know you´re all the same / you know you´re doing better on your own.” Überhaupt klingen die Stücke fast durchweg positiv bis kämpferisch. A Praise Chorus etwa, das im Refrain sogar Crimson And Clover zitiert, in den 1960-ern ein Hit für Tommy Roe.

Auch sonst haben Jimmy Eat World keine Berührungsängste. The Middle ist der beste Song, den die Manic Street Preachers seit fünf Jahren nicht geschrieben haben. Andere Lieder wie Your House oder Sweetness erinnern entfernt sogar an 1980er-Jahre-Bands der besseren Sorte, wie Crowded House oder Glass Tiger. Das traumhafte Hear You Me hätte perfekt auf den Soundtrack zum Film City Of Angels gepasst.

Doch bei all den Mainstream-Anleihen und Popzitaten bleibt dies natürlich immer noch Jimmy Eat World, also irgendwo Emo, also irgendwie Rock und Punk, und weiter mit herrlichen Balladen wie Cautioners oder My Sundown. Der wuchtige Titelsong, das eingängige If You Don´t, Don´t oder das grandiose Gitarrenbreak in Get It Faster werden auch den Liebhabern von Clarity gefallen.

Wenn das neue Label Ohren hat, wird die Zusammenarbeit diesmal länger halten.

So viel Spaß kann Schule machen, zumindest wenn man im Unterricht ein eigenes Video zu The Middle drehen darf:

httpv://www.youtube.com/watch?v=mVaD3fM7WbE

Jimmy Eat World bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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