The B-52s Bandfoto

The B-52s – “Cosmic Thing”

Künstler*in The B-52’s

Schon nach drei Sekunden ist man mitten in der Party namens “Cosmic Thing”.
Album Cosmic Thing
Label Reprise
Erscheinungsjahr 1989
Bewertung Foto oben: Warner Music

Ein Freund von mir hat dieses Album auf Vinyl. Fast immer, wenn ich ihn besuche, lege ich diese Platte auf. Ich bin stets ganz vorsichtig und fasziniert von der Technik des Plattenspielers. Irgendwann werde ich einen Fehler machen und die komplette A-Seite zerkratzen, ich weiß es.

Es wäre schade drum. Nach zwei, drei Sekunden dieses Albums ist man nämlich schon mittendrin in der Party. Der Titelsong hat einen lustigen Polka-Rhythmus und gleich mehrere Orgeln. Und natürlich das beste an den B-52s: die Stimmen. Man beachte nur den “where´s my umbrella”-Teil in Channel Z. Fred Schneider (was für ein Name!) ist definitiv ein Alien, zumindest muss er mal irgendwann in irgendein unterirdisches NASA-Geheimlager eingedrungen sein und hat dort ein paar original Jupiteraner-Stimmbänder geklaut. Anders kann man eine so ultracoole Stimme nicht kriegen.

Die größte Fähigkeit von Kate Piersson (außer der, jeden Tag ihre Haare so herzurichten) ist es, dass sie ihre Sirenen-Stimme völlig unorthodox einsetzt. Losgelöst von Text, Metrik und Betonung, dafür eher wie ein Tasteninstrument. Damit ist sie das fehlende Bindeglied zwischen Yoko Ono und Björk. Ist mein Ernst.

Diese Vocals machen die B-52s aus. Und diese Grooves wie in Deadbeat Club. Da versteht man, warum die 52er etliche Hits in den College-Charts hatten. Ich stelle mir bei ihren Songs immer so eine klassische amerikanische-Teenager-Filszene vor: Der Hauptdarsteller (ich) fährt vor das Haus eines flüchtigen Bekannten, dessen Eltern im Urlaub sind. Er parkt das Auto neben einem Hydranten, geht den gepflasterten Weg neben der Garageneinfahrt (mit Basketballkorb über dem Tor) zur weißen Haustür. Von drinnen hört man schon die laute Musik und die hysterischen Stimmen von jungen Mädchen. Er wirft die Bierdose weg, klingelt, irgendjemand mit einem Cocktail (vielleicht sogar einem B-52) in der Hand öffnet die Tür. Drinnen vertragen alle keinen Alkohol, schon gar nicht aus den obligatorischen Pappbechern, deshalb ist die Hölle los. Alles ist ganz bunt. Eine Holztreppe führt nach oben, wo der Hauptdarsteller später noch knutschen wird. Unten wird getanzt, und zwar in Paaren. Zu den B-52s. Wearin´ close to nothing ´cause it´s hot as an oven. The whole shack shimme!

Spätestens beim Burner Love Shack ist dann auch bei meinem Kumpel mit dem Plattenspieler die Hölle los. Beim “bang bang”-Teil müssen alle immer auf den Boden trampeln, um die Nachbarn zu ärgern. Aber nicht zu fest, sonst springt die Platte! Scheiben wie dieser, Party-Scheiben nämlich, sollte man eigentlich eine Immunität gegen diese lästige Vibrations-Empfindlichkeit einbauen. Das sollte doch technisch machbar sein. Wenn man dann im Plattenladen einen guten Soundtrack für die nächste Feier sucht, braucht man gar nicht nach Künstler/Titel/Cover zu sehen, sondern man nimmt einfach irgendeine Platte mit “Original Springschutz”-Sticker.

Go, go, go, wow, wow, wow! Das ist das Motto (am Ende von Junebug), ab da ist die Party eigentlich nich mehr zu versauen. Erstaunlicherweise kommen nicht mal die größten Idioten auf die Idee, andere Musik aufzulegen, obwohl die Platte jetzt umgedreht werden muss. Das liegt auch daran, dass Cosmic Thing ein ganz unaufdringliches Album ist. Man kann auch bequem weghören und sich betrinken, ohne dass die Mucke stört. Wer dann beim grandiosen Roam allerdings nicht mitsingt oder zumindest tanzt, wird rausgeschmissen.

Der Rest der B-Seite ist leider nicht mehr ganz so toll. Doch die Fete ist ja im Gange und verkraftet nun auch etwas langweilige Passagen. Bei Bushfire wird noch etwas getanzt, dann hat man meist Durst und setzt sich wieder.
Niemand fragt je, was das eigentlich für eine Band ist, obwohl schätzungsweise kaum jemand die Platte kennt. Ich glaube, das ist gut für die B-52s, denn so behalten sie ihren Zauber. Und man kann sie bei der nächsten Feier getrost wieder auflegen. Bis ich irgendwann die A-Seite verkratze…

Der ziemlich irre Clip zum ziemlich irren Roam:

httpv://www.youtube.com/watch?v=IWEfmCvu8R8

Die B-52s bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und mittlerweile in der Wissenschaftskommunikation tätig. Auf Shitesite.de beschäftigt er sich als Hobby mit Musik, Literatur, Film, Popkultur und allem, was er der Welt mitteilen möchte. Er lebt (und zwar liebend gern) in Leipzig.

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